Edathy-Untersuchungsausschuss Was wusste Michael Hartmann? Und von wem?

Der SPD-Politker Michael Hartmann muss erneut vor den Edathy-Untersuchungsausschuss. Er bestreitet, Edathy über die Kinderporno-Ermittlungen informiert zu haben. Doch es gibt einige Widersprüche.

Der SPD-Abgeordnete Michael Hartmann ist zu einer Schlüsselfigur im Edathy-Untersuchungsausschuss geworden. Er bestreitet, den damaligen SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy über Kinderpornografie-Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten zu haben. Edathy sowie mehrere Zeugen behaupten das Gegenteil. Heute muss Hartmann im Ausschuss Farbe bekennen.

Bisher galt Hartmann unter Parteifreunden als nett, freundlich - ob in Berlin oder seiner Wahlheimat Mainz. Doch seit dem vergangenen Jahr hat das Bild des SPD-Innenexperten und rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann, 51, Risse bekommen.

Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass er die Droge Chrystal Meth gekauft und konsumiert hatte. Wenig später trat er als innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion zurück - auf dem Feld hat er sich fachlich Ansehen und ein gutes Netzwerk erworben.

Dann kam die Affäre um seinen SPD-Kollegen Sebastian Edathy hinzu. Der ehemalige SPD-Abgeordnete Edathy ist wegen des Verdachts auf Kinderpornografie-Besitz angeklagt. Er war einer von Hartmanns größten Rivalen in den vergangenen Jahren. Hartmann bestreitet, Edathy über die Kinderporno-Ermittlungen informiert zu haben, wie dieser behauptet. Doch er verstrickte sich in Widersprüche. Hier ein Überblick:

Mehrere Zeugen nannten ihn als Quelle

1. Der Parteitag am 15. November 2013 in Leipzig: Hartmann soll hier erst einen Vertrauten und dann Edathy selbst über die Ermittlungen informiert haben - und über die Informationskette in der SPD-Spitze. Hartmann bestreitet, mit Edathy darüber gesprochen zu haben, das erste Gespräch mit Edathys Vertrauten hat er bisher nie erwähnt.

2. Edathys Beichten: Drei Zeugen haben ausgesagt, im November 2013 von einem aufgelösten Edathy informiert worden zu sein, dass sein Name bei Ermittlungen gegen einen internationalen Kinderporno-Ring aufgetaucht sei. Als Quelle wurde mehrfach auf Hartmann verwiesen.

Anrufe und Fragen nach den Ermittlungen

3. Die Quelle: Wenn Hartmann Infos an Edathy weitergegeben hat, von wem bekam er diese? Etwa die über die Informationskette zwischen dem damaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und der SPD-Spitze. Edathy nannte den früheren BKA-Chef Jörg Ziercke als Quelle - Hartmann wie Ziercke haben das eindeutig zurückgewiesen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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4. Die Hertinger-Anrufe: Im Januar 2014 rief Hartmann nach Angaben des Präsidenten des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz, Wolfgang Hertinger, dreimal bei ihm an und versuchte, Infos über Ermittlungen gegen deutsche Kunden eines kanadischen Kinderporno-Händlers zu entlocken. Hertinger gab nichts preis. Diese Versuche könnten gegen die These sprechen, dass Ziercke Hartmann mit Infos versorgt hat.

Zuletzt machte sich Hartmann öffentlich rar - auch bei den Fraktionssitzungen war er nicht immer präsent. Er kümmert sich nun vor allem um Europapolitik und ist für die SPD Mitglied im Europaausschuss des Bundestages.

DPA
jek/DPA