Eheleute An der Seite der Kanzler/In

Joachim Sauer ist nun der erste Mann im Staat, doch arrangiert hat er sich mit seiner neuen Rolle noch nicht. Aber auch seine Vorgängerinnen brauchten Zeit, um sich neben ihrem Kanzler zu positionieren.

Über die Partnerinnen der Bundeskanzler ließe sich eine Geschichte der Emanzipation in Deutschland schreiben. Wichtig für den Grad der Eigenständigkeit in der Rolle als Frau des Bundeskanzlers waren aber immer auch schon die unterschiedlichen Charaktere und Lebenswege. So konsequent wie Joachim Sauer, der Mann von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), haben die Frauen an der Seite der Vorgänger aber nicht auf ihre Unabhängigkeit Wert gelegt.

Der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer (CDU), wurde meist von seiner Lieblingstochter auf Staatsreisen begleitet. Schon Elisabeth "Libeth" Werhahn zeigte sich bescheiden: "Ich will kein großes Licht spielen." Als sie dies 1975 sagte, hatte sie längst mit Adenauer die Welt bereist, den Präsidenten der USA und Frankreichs, John F. Kennedy und Charles de Gaulle, die Hand geschüttelt - und war ins Licht der Öffentlichkeit geraten. So forderten 1957 selbst ernannte Sittenwächter der Union die damals 29-Jährige nach einem Staatsbesuch in Persien auf, künftig "mehr Stoff für ihr Gesellschaftskleid" zu verwenden, wie der "Spiegel" auch prompt zitierte.

Zuhören und liebenswürdig sein

Ludwig Erhards (CDU) Frau Luise sah - passend zum Frauenbild in der Zeit vor dem Aufbruch der späten 60er Jahre - ihre Hauptaufgabe neben ihren Repräsentationspflichten im Zuhören. Streng achtete sie auf die Gesundheit ihres Mannes. Nach hektischen Tagen zog sie ihm die Zigarrenkiste fort, da 15 bis 20 schwere Brasil zu viel seien. Sie kümmerte sich um den Haushalt und engagierte sich wohltätig. Die Frau von Kurt-Georg Kiesinger (CDU), Marie-Luise, machte durch ihre liebenswürdige Art an der Seite ihres Mannes auf sich aufmerksam.

Mit Willy Brandts (SPD) Frau Rut betrat eine elegante Dame mit als natürlich empfundenem Charme das Bonner Parkett, wo sie zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt wurde. Erst in ihren 1992 geschriebenen Erinnerungen "Freundesland" erfuhren viele von der Kehrseite des Daseins an der Seite Brandts, der nach der Scheidung von Rut zu diesem Zeitpunkt bereits seit neun Jahren mit seiner ehemaligen Assistentin Brigitte Seebacher verheiratet war. Sie beschrieb, wie wenig Brandt ihr erzählt habe: "Ich war gewöhnt, nichts zu hören und auch nichts zu erfahren, wenn ich fragte."

Hannelore war die "am meisten unterschätzte Frau" in Bonn

Unzertrennlich und auf innige Weise kumpelhaft dagegen wirken bis heute Loki und Helmut Schmidt (SPD). Fast immer die Frau im Hintergrund ihres prominenten Mannes ging die Tochter eines Hamburger Elektrikers und einer Schneiderin auch eigene Wege. Schon als Jugendliche setzte sie sich für den Schutz bedrohter Pflanzen ein. "Aber erst als ich mit dem Namen meines Mannes in Bonn hausieren ging, fand ich Gehör", sagte sie einmal. Sie gründete die "Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen" und kürte 1980 erstmals die "Blume des Jahres".

Die Frau von Helmut Kohl (CDU), Hannelore, war nach Meinung vieler die "am meisten unterschätzte Frau" in Bonn. Im Stillen engagierte sie sich unermüdlich für Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzungen. Für die Öffentlichkeit blieb die Frau mit fester Frisur und Dauerlächeln ein stummer, nicht selten bis zur Starre zurückhaltender Mensch im Schatten des Kanzlers. Nach einer Lichtallergie, die sie ans Haus fesselte, setzte sie ihrem Leben 2001 ein Ende.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Schröder-Köpfs professionelle Herzlichkeit

Der aufgeschlossene Umgang der früheren Politikredakteurin Doris Schröder-Köpf mit Öffentlichkeit und Politik verursachte immer wieder Spekulationen darüber, ob die zierliche Frau in Berlin nicht ein wenig stark mitregiere. Gerhard Schröder (SPD) wies dies immer wieder zurück. Lediglich seine Reden redigiere sie manchmal mit. Nach intensivem Protokollstudium zum Start von Schröders Kanzlerschaft 1998 zeigte Schröder-Köpf schnell professionelle Herzlichkeit im Umgang mit Gästen wie Wladimir Putin oder Jacques Chirac.

Sauer nun vermied Blitzlichter an der Seite Merkels bisher nach Möglichkeit. Eine der wenigen Sätze des 56-jährige Chemieprofessors in der Öffentlichkeit: "Meine Person steht in keinem Verhältnis zur politischen Arbeit von Angela Merkel."

DPA
Von Basil Wegener/DPA