Eine knappe Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Meinung, dass Altkanzler Gerhard Schröder seine Russland-Kontakte nutzen sollte, um im Ukraine-Konflikt und bei der Lieferung von russischem Gas nach Europa zu vermitteln. 57 Prozent der Befragten einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von stern und RTL/ntv antworten auf die entsprechende Frage mit "ja". 36 Prozent zeigen sich ablehnend.
Allerdings glauben die wenigsten der Befragten (22 Prozent), dass Schröder bei möglichen Vermittlungsversuchen Einfluss auf Russlands Präsident Wladimir Putin nehmen könnte. 64 Prozent halten dies für ausgeschlossen.
49 Prozent der SPD-Anhänger für Ausschluss Gerhard Schröders
Hintergrund ist ein exklusives Interview von stern und RTL/ntv mit dem Altkanzler, das an diesem Mittwoch erschienen ist und am morgigen Donnerstag auch im gedruckten stern zu lesen sein wird. In dem Gespräch schildert der 78-Jährige, dass er sich in der vergangenen Woche in Moskau mit Wladimir Putin getroffen und unter anderem über die Energieversorgung Deutschlands gesprochen habe. Der russische Präsident und der Altkanzler gelten als Vertraute und hatten auch kurz nach dem Überfall Russlands auf das Nachbarland miteinander geredet.
Ein weiteres Ergebnis der Erhebung: 49 Prozent der SPD-Anhängerinnen und -Anhänger sind für einen Ausschluss des früheren Vorsitzenden aus der Partei, 39 Prozent halten einen solchen Schritt für falsch (gesamt: 48 Prozent dafür, 37 Prozent dagegen).
Im Interview spricht sich Schröder für die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 aus, um Gas nach Deutschland liefern zu können. "Wenn es wirklich eng wird, gibt es diese Pipeline", so Schröder. Die Verbindung wurde wegen der Sanktionen in Russland nach Fertigstellung nicht in Betrieb genommen. In den Röhren sollen sich Berichten zufolge bereits 177 Millionen Kubikmeter Gas befinden. 66 Prozent der Befragten sind dafür, das vorhandene Gas aufzufangen und zu nutzen, sofern dies rechtlich und umwelttechnisch möglich ist. Ein Viertel ist dagegen.
Forsa hat für das Meinungsbild an diesem Mittwoch insgesamt 1012 Menschen befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei drei Prozentpunkten. Zu 100 Prozent fehlende Angaben = "weiß nicht".