HANS BLIX Stiller Taktierer hinter den Kulissen

In seiner Position an der Spitze der UN-Abrüstungskommission versteht sich Hans Blix als »Diener des Weltsicherheitsrates«. Seinen Erfolg verdankt er seinem Talent als stiller Taktierer hinter den Kulissen.

Hans Blix war oft ein Mann der zweiten Wahl. Zum UN-Chefinspekteur für den Irak wurde er Anfang 2000 ernannt - als Kompromisskandidat nach sechswöchiger ergebnisloser Suche der Vereinten Nationen. Auch für den Chefposten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien hatte er knapp 20 Jahre zuvor als Notlösung gegolten. Die Mitgliedstaaten hatten sich auf niemand anderen einigen können.

Der 74-jährige Jurist aus Uppsala (Schweden) gilt als freundlich, sympathisch und loyal - als Mann der Mitte. In seiner Position an der Spitze der UN-Abrüstungskommission für den Irak (UNMOVIC) versteht er sich als »Diener des Weltsicherheitsrates«. Seinen Erfolg verdankt Blix nach Meinung von UN-Diplomaten vor allem der jahrzehntelangen Erfahrung und seinem Talent als stiller Taktierer hinter den Kulissen der großen Politik.

Kühl und kaum Charisma

Der Professorensohn Blix hat sich den Ruf erworben, auch unter Druck kühl und besonnen zu bleiben. Er meidet die Konfrontation - anders als sein direkter Vorgänger, der Australier Richard Butler. Doch Blix fehlt auch das Charisma und das überlegene Auftreten seines Landsmannes Rolf Ekeus, der den heiklen Posten von 1991 bis 1997 innehatte. Blix muss noch heute mit dem Vorwurf leben, dass er den Irakern als IAEO-Direktor jahrelang auf den Leim gegangen sei. Seiner Organisation mit Sitz in Wien war entgangen, dass Husseins Regime ein fortgeschrittenes Programm zum Bau von nuklearen Waffen verfolgte. »Es ist richtig, dass die IAEO von den Irakern hinters Licht geführt worden ist«, hat er später zugegeben.

Diese Lektion führte den damaligen IAEO-Direktor zu der Erkenntnis: »Nichts zu sehen und keine Spuren zu finden, heißt noch lange nicht, dass nichts da ist.« Sie könnte ihm künftig auch bei der geplanten Suche nach chemischen und biologischen Waffenmaterialien sowie Raketensystemen zugute kommen.

Blix war nach Studien in seinem Heimatland, in Großbritannien und den USA 1963 in den Dienst des schwedischen Außenministeriums getreten. 15 Jahre später stand er an der Spitze des Auswärtigen Amtes in Stockholm. Er schrieb mehrere Bücher über internationales und Verfassungsrecht, bevor er 1981 von den Vereinten Nationen an den IAEO-Hauptsitz in Wien gerufen wurde.

Nach Ruhestand wieder im Dienst

Sein dortiges Direktorenamt füllte er bis zur Pensionierung 1997 aus. Die Vereinten Nationen gönnten ihm gerade drei Jahre Ruhestand, dann baten sie ihn erneut um seine Dienste. Die allerdings konnte Blix bisher nur vom »grünen Tisch« im 31. Stockwerk des New Yorker UN-Glaspalastes leisten. In Wien wird sich jetzt zeigen, ob Blix das Blatt wenden und seinen Waffenexperten erstmals seit 1998 wieder Zutritt zum Irak verschaffen kann.

Gisela Ostwald

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