Jochen Wolf hatte nach der Wende mit dem Posten des Ministerpräsidenten in Brandenburg geliebäugelt. Immerhin war er Regierungsbevollmächtigter im damaligen DDR-Bezirk Potsdam und Leiter des Aufbaustabes der künftigen Landesregierung. Doch musste er zähneknirschend erleben, wie seine Partei, die SPD, den Kirchenjuristen Manfred Stolpe auf den Schild hob, und selbst mit dem Posten des Bauministers vorlieb nehmen. Auch dass Steffen Reiche SPD-Landeschef wurde und nicht er als SPD-Chef im Bezirk Potsdam, fuchste ihn.
Später machte der heute 59 Jahre alte ehrgeizige Ingenieur auf sich aufmerksam, als er auf einer Auslandsreise als Minister äußerte, Stolpe müsse wegen der Stasi-Vorwürfe bald zurücktreten, und er stehe als Nachfolger zur Verfügung. So war das Verhältnis zwischen ihm und seiner Partei nachhaltig gespannt. Als 1993 die Vorwürfe in der Grundstücksaffäre gegen ihn ruchbar wurden, musste er seinen Hut nehmen. Seither hat der im sächsischen Kleinolbersdorf geborene Jochen Wolf in fast beängstigender Weise in regelmäßigen Abständen fast nur noch Negativ-Schlagzeilen provoziert.
Negativ-Schlagzeilen rissen nicht ab
Als er an das Oberbergamt in Senftenberg versetzt werden sollte, lieferte er sich mit dem Land einen längeren Streit vor dem Arbeitsgericht. Er erhielt Recht und ist seither hoch dotierter Chef einer nebenrangigen Stelle im Potsdamer Wirtschaftsministerium, der Bescheinigungsstelle für Energieleitrechte. Für Aufsehen sorgten auch ein Prozess wegen Fahrerflucht und der tragische Tod seiner russischen Geliebten. Die junge Frau erschoss sich in der Potsdamer Wohnung der beiden mit der Waffe des Sportschützen. Mit der Verhaftung wegen des Verdachts der Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau scheint der Ex-Politiker jetzt gleichsam ins Bodenlose zu stürzen.
Wolf hatte nach Abitur und Lehre zunächst als Großhandelskaufmann und Berufskraftfahrer gearbeitet. 1974 schloss er ein Fernstudium an der Dresdener Hochschule für Verkehrswesen als Diplom-Ingenieur- Ökonom ab. Weil in der Kirche engagiert, hatte er nach eigenen Angaben immer wieder Probleme an seinen Arbeitsstellen, die er deshalb häufig wechselte. 1975 ließ er sich in Potsdam nieder, wo er vor allem beim DDR-Transport-Unternehmen Deutrans tätig war.