Interview mit Gabi Zimmer (PDS) "Die Bilanz ist dramatisch schlecht."

Gabi Zimmer im stern: "Die Bilanz ist dramatisch schlecht" - die scheidende PDS-Vorsitzende rechnet mit ihrer Partei ab.

Hamburg - Kurz vor dem PDS-Bundesparteitag hat die scheidende PDS-Vorsitzende Gabi Zimmer ein vernichtendes Urteil über ihre Partei gefällt. Die Bilanz nach 13 Jahren PDS sei "dramatisch schlecht" und "für die PDS geht es um alles", sagte Zimmer in einem Interview mit dem stern, das in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe abgedruckt ist. Auf die Frage, ob der Parteitag am kommenden Wochenende in Berlin die letzte Chance der PDS sei, antwortete Zimmer: "Ja. Zumindest hoffe ich, dass es diese Chance noch gibt."

Ungewöhnlich heftig kritisierte die Noch-Parteichefin den Umgang im PDS-Vorstand miteinander. "Zeitweise gab es einen Kampf auf Biegen und Brechen, mit wenig Menschlichkeit", so Zimmer, die drei Jahre die PDS anführte. Zu ihrem Scheitern sagte sie dem stern: "Um Machtkämpfe zu gewinnen, muss man Methoden anwenden, die ich ablehne: kungeln, Druck auf andere machen, hin und her taktieren." Sie hege allerdings die Hoffnung, "dass viele Parteimitglieder diesen Stil: ‚Entweder du wirst zum Schwein oder du scheiterst‘ nicht wollen."

Namentlich attackierte Zimmer den bisherigen Partei-Vize Diether Dehm und PDS-Bundesgeschäftsführer Uwe Hiksch. Die beiden hätten sich "zuletzt aufgeführt, als gehöre die PDS ihnen". Zu der erneuten Kandidatur Dehms sagte Zimmer: "Diether Dehm sollte das machen, was er am besten kann: Lieder schreiben, Konzerte für den Frieden organisieren. Das ist ein gutes Betätigungsfeld, dafür muss er nicht im Vorstand sitzen."

Die Zukunft der PDS zeichnete Zimmer gegenüber dem stern düster. Die Debatte um ein reformerisches Parteiprogramm sei "gefährdet", die PDS "viel langweiliger geworden als wir mal waren", so Zimmer. "Wir haben viele kreative Köpfe verloren, die für die Erneuerung nötig sind. Die wurden zum Teil auch weggebissen." Dass nun ihr Vorgänger Lothar Bisky wieder als Parteichef antreten müsse, weil es keine Alternative zu ihm gebe, "zeigt wie riesig unser Problem ist", sagte Zimmer.

Nachrichtenredaktion