Führende FDP-Politiker haben heftige Kritik an der Union geübt und sich für die Option einer Koalition mit der SPD auf Bundesebene bei der nächsten Bundestagswahl ausgesprochen. "Wir sind offen für ein Bündnis mit der SPD und dürfen uns nicht länger nur auf die Union fixieren", sagte das FDP-Präsidiumsmitglied Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den "Ruhr Nachrichten". "Die FDP hat auch andere Optionen als eine Koalition mit CDU und CSU." Die frühere Bundesjustizministerin kritisierte einen "rasanten programmatischen Kurswechsel der CDU hin zur SPD".
Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Rainer Brüderle sagte dem Blatt, die Liberalen müssten ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit deutlicher machen. "Grundsätzlich ist eine Koalition auch auf Bundesebene mit beiden großen Parteien möglich." In der FDP-Parteispitze sei man "sehr überrascht, dass die CDU über Nacht ihre Reformbeschlüsse über Bord geworfen hat". Die "Sozialdemokratisierung der Union" sei geradezu "atemberaubend".
Auch der scheidende FDP-Fraktionschef im Bundestag, Wolfgang Gerhardt, will nicht länger die Union als "natürlichen" Koalitionspartner sehen. Zwar mag er die Spekulationen in seiner Partei über mögliche Koalitionen nach der nächsten Bundestagswahl nicht, will sich aber auch nichts ausschließen. "Jetzt sind keine Koalitionsfragen zu entscheiden. Die nächste Bundestagswahl findet bekanntlich am Ende der Legislaturperiode statt", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Aber: Die FDP wolle sich "die Freiräume erhalten, die alle Parteien sich erhalten".