Kramp-Karrenbauer im stern: "Wir werden in der CDU das Thema einer allgemeinen Dienstpflicht diskutieren"
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CDU-Vorsitzende im stern-GesprächKramp-Karrenbauer: "Wir werden in der CDU das Thema einer allgemeinen Dienstpflicht diskutieren"
Annegret Kramp-Karrenbauer oder kurz Akk. Das Kürzel hat sie selbst erfunden. Als saarländische Innenministerin gab sie sich die Buchstabenkombination für ihren Twitter-Account
Alle schauen auf sie. Sie darf nichts falsch machen. Ein stern-Gespräch mit Annegret Kramp-Karrenbauer über ihre Rolle als mögliche Kanzlerin, die dauernde Beobachtung in der Öffentlichkeit und ihre Leidenschaft für AC/DC.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, 56, will einen allgemeinen Pflichtdienst für alle in einem Werkstattgespräch mit ihrer Partei diskutieren: "Aus meiner Sicht müsste der für Männer und Frauen gelten, und auch für Menschen, die keine deutschen Staatsangehörigen sind, aber ein verfestigtes Aufenthaltsrecht haben. Wir werden das alles demnächst auch mit der Partei in einem weiteren Werkstattgespräch diskutieren“, sagt Kramp-Karrenbauer im Interview in der neuen Ausgabe des stern, die am Donnerstag erscheint.
Für sie habe das Thema gesellschaftspolitische Priorität, sagte Kramp-Karrenbauer dem stern: "Was hält uns zusammen, und wie gehen wir aufeinander zu? Das ist, denke ich, gesellschaftspolitisch die wichtigste, aber auch schwierigste Frage, die wir zu beantworten haben. Und daher werden wir in der CDU zum Beispiel noch einmal über eine allgemeine Dienstpflicht sprechen."
Damit meine sie ausdrücklich nicht die alte Wehrpflicht, so Kramp-Karrenbauer weiter, "aber vielleicht kann die Bundeswehr auch dazu Angebote machen". Es gebe zudem "sehr viele, die sagen, es muss doch etwas geben, womit wir ein Zeichen setzen, dass es sich lohnt, sich für diese Gesellschaft, so unterschiedlich wir sind, auch im Sinne eines gemeinsamen Dienstes einzusetzen und damit zu zeigen, dass sie uns etwas wert ist und dass wir sie zusammenzuhalten."
In dem stern-Interview spricht die Saarländerin auch über die ersten Erfahrungen in ihrer Rolle als CDU-Vorsitzende und mögliche neue Kanzlerin. "Dass man jetzt im Wochen- oder Tagesabstand vermessen wird im Millimeterbereich nach oben und nach unten, daran muss ich mich tatsächlich gewöhnen. Man darf sich davon aber nicht verrückt machen lassen."
Lehrgeld gezahlt bei Karnevals-Auftritt
Kramp-Karrenbauer gibt im stern zu, auch Lehrgeld gezahlt zu haben, etwa bei ihrem Karnevals-Auftritt beim Narrengericht in Stockach. Kramp-Karrenbauer: "An dem Abend waren 1500 Menschen im Saal, auch viele Journalisten, und alle haben das da in dem Zusammenhang durchaus richtig verstanden. Aber da sieht man eben auch, wie leicht es heute ist, aus Zusammenhängen ein Wort, einen Halbsatz, einen Satz herauszuziehen und Empörungswellen zu schaffen. Das ist mittlerweile ein Stilmittel der politischen Auseinandersetzung geworden."
Über ihre eigenen Kanzler-Ambitionen äußert sich Kramp-Karrenbauer im stern zurückhaltend. Sie setze alles daran, dass nach einer Bundeskanzlerin Angela Merkel der oder die nächste Bundeskanzlerin wieder von der CDU komme. Dafür trage sie als Parteivorsitzende die Verantwortung. Den Zeitpunkt eines solchen Wechsels lässt sie im stern bewusst offen: "Keiner weiß, wie die Europa-Wahl ausgehen wird und wie handlungsfähig Europa sein wird. Und deswegen sind es keine Zeiten, in denen man mal eben so sagt 'Wechseln wir mal', nur weil man sich vielleicht als Partei nicht mehr so wohlfühlt in einer Konstellation", sagt Kramp-Karrenbauer.
Muße in der Zeit des Abwartens findet Kramp-Karrenbauer in kleinen Fluchten aus dem Alltag. Zur Entspannung liest sie abends gerne Schmöker, macht Yoga oder hört Musik. Welche, das sei von der Stimmung abhängig. Gerne auch von der Hardrock-Band AC/DC. Kramp-Karrenbauer: "In Vorbereitung auf politische Diskussionsrunden: Heavy Metal kommt durchaus gut."