Deutschland hat im Krisenjahr 2009 bei den Arbeitskosten an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, zahlt einen Arbeitgeber pro Stunde im Schnitt 30,90 Euro - 4,1 Prozent mehr als noch vor Jahresfrist. Im gesamten Euro-Gebiet lag der Kostenanstieg dagegen lediglich bei 2,7 Prozent. Damit liegt Deutschland bei den Kosten an achter Stelle, deutlich hinter den teuersten Ländern Dänemark und Belgien, aber weit vor den Euro-Sorgenländern Griechenland, Spanien und Portugal. Die Arbeitnehmer in Deutschland profitieren von dem Kostenanstieg jedoch nicht: Sie mussten 2009 erneut Reallohnverluste hinnehmen.
Immerhin: Die Unternehmen stellen wieder verstärkt ein. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnete im März bei der Arbeitskräftenachfrage eine deutliche Erholung. Die Kräftenachfrage bewege sich langsam aus dem krisenbedingten Tief heraus, berichtete die Bundesbehörde am Dienstag bei der Veröffentlichung ihres Beschäftigungsindexes BA-X. Der stieg im März um 5 auf 138 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Februar 2009. Inzwischen liege der BA-X auf dem Niveau vom Frühjahr 2006, der Startphase des vergangenen wirtschaftlichen Aufschwungs, betonte die Agentur.
Bei den Versorgern ist Arbeit am teuersten
Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttolöhnen und den Lohnnebenkosten zusammen. Die Branche mit den höchsten Arbeitskosten war hierzulande die Energiewirtschaft: Hier zahlten die Arbeitgeber laut Statistik im Schnitt 50,30 Euro pro Stunde. Die niedrigsten Kosten hatte das Gastgewerbe mit durchschnittlich 16,10 Euro. Eine starke Teuerung mussten die Arbeitgeber im verarbeitenden Gewerbe hinnehmen – eine Branche, die stark im internationalen Wettbewerb steht. Der Kostenanstieg in Deutschland beträgt hier 5,1 Prozent auf 35,60 Euro. Zum Vergleich: In einem europäischen Billiglohnland wie Bulgarien betragen die Kosten in diesem Bereich bei gerade einmal 2,40 Euro.
Grund für den Anstieg der Arbeitskosten in Deutschland ist der starke Rückgang der Arbeitszeiten: Viele Unternehmen versuchten, durch den Abbau von Überstunden oder den Einsatz der Kurzarbeit Entlassungen zu vermeiden. In der gesamten EU verbilligte sich Arbeit dagegen um 0,6 Prozent. Dabei spielte nach Angaben der Statistiker eine Rolle, dass in vielen Ländern, die nicht dem Euro-Raum angehören, die Währungen zum Teil massiv abgewertet wurden.
Deutschland bei Lohnnebenkosten im Mittelfeld
Auch die Lohnnebenkosten - also vor allem die Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen und die Aufwendungen für die betriebliche Altersvorsorge - verglichen die Statistiker. Arbeitgeber in Deutschland zahlten demnach im vergangenen Jahr auf 100 Euro Bruttolohn 32 Euro Lohnnebenkosten. Damit lag Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt von 36 Euro und auf einem mittleren Rang 13, wie das Statistikamt erklärte. In Frankreich etwa betrugen die Lohnnebenkosten 50 Euro, in Schweden 49 Euro. Am unteren Ende der Liste findet sich demnach Malta, wo die Arbeitgeber nur neun Euro Lohnnebenkosten zahlten.
Deutschlands Industrie hat ihre Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, was vor allem der Exportwirtschaft zugute kommt. Zuletzt hatte Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde Deutschlands Exportüberschüsse für Ungleichgewichte in der Euro-Zone verantwortlich gemacht und eine Stärkung der Binnenwirtschaft gefordert.