Weniger Asyl-Erstanträge, mehr ausländische Studierende: Die Migration nach Deutschland wandelt sich. "Die humanitäre Zuwanderung ist in den letzten vier Jahren zurückgegangen, aber es kommen mehr Menschen nach Deutschland, um zu studieren und zu arbeiten", heißt es im Migrationsbericht für das Jahr 2019, den die Bundesregierung am Mittwoch beschlossen hat. Vorgelegt wurde der Bericht vom Bundesinnenministerium unter Ressortchef Horst Seehofer (CSU).
Insgesamt blieben die Zuzüge nach Deutschland im vergangenen Jahr dem Regierungspapier zufolge recht stabil. Es wurden rund 1,6 Millionen Fälle registriert. Damit zogen "etwa gleich viele Menschen zu uns wie in den letzten zwei Jahren", resümiert das Bundesinnenministerium. Die Veränderung zu 2018 betrug demnach minus 1,7 Prozent.
Gleichzeitig verließen demnach rund 1,2 Millionen Menschen das Land, eine Steigerung um 3,9 Prozent. Das so genannte Wanderungssaldo, also die Zuzüge abzüglich der Fortzüge, lag laut Innenministerium bei 327.000 und fiel etwas geringer aus als 2018.
Etwa zwei Drittel der Zuwanderungen entfielen dem Bericht zufolge auf das europäische Ausland. Auch die Fortzüge hatten zu etwa zwei Drittel ein europäisches Ziel.
Migrationsbericht 2019 belegt starke Zuwanderung aus Rumänien
Hauptherkunftsland der Zugewanderten war den Angaben zufolge wie bereits 2018 Rumänien mit einem Anteil von knapp 15 Prozent. Dahinter folgten Polen und Bulgarien.
Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland sank 2019 erneut. 142.509 Menschen stellten einen Erstantrag, etwa zwölf Prozent weniger als im Vorjahr. Von den Erstantragstellern waren etwa 22 Prozent Kinder im Alter von unter einem Jahr, die in Deutschland geboren wurden.
Von 2008 bis 2016 war die Zahl der Antragstellenden neun Jahre in Folge gestiegen. 2018 fiel sie dann unter das Niveau von 2014 (173.072 Erstanträge) – also des Jahres vor dem großen Flüchtlingszustrom. Im vergangenen Jahr sank sie abermals. "Seit dem Jahr 2014 belegt Syrien unter den zugangsstärksten Staatsangehörigkeiten für Fluchtmigration den ersten Rang", heißt es im Bericht. 2019 kam etwa jede vierte Person unter den Erstantragstellern aus Syrien. Der Irak belegte den zweiten Platz vor der Türkei.
Gut ein Viertel aller Menschen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund
Von den 81,8 Millionen Einwohnern Deutschlands hatte 2019 mehr als jeder Vierte (21,2 Millionen) einen Migrationshintergrund. Das sind etwa 400.000 mehr als im Vorjahr. Menschen aus der Türkei stellen hier die größte Gruppe. "Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt", heißt es im Bericht.
Während die Zahl der Erstantragstellenden eines Asylantrags sinkt, steigt eine andere: die der ausländischen Studenten. An den deutschen Hochschulen waren im Wintersemester 2019/20 rund 410.000 Studierende aus dem Ausland eingeschrieben. Davon gehörten über drei Viertel zu sogenannten "Bildungsausländern". Hiermit sind unter anderem Studenten gemeint, die über eine ausländische Hochschulzugangsberechtigung verfügen.
Deutschland für chinesische Studenten attraktiv
Rund 110.000 dieser Bildungsausländer begannen 2019 ein Studium in Deutschland. Zum Vergleich: 2015 waren es noch etwa 10.000 weniger. Die meisten ausländischen Studienanfänger kamen 2019 aus China, gefolgt von Indien und Italien.
Daneben stieg auch die Zahl der sogenannten Erwerbsmigranten aus Nicht-EU-Staaten – im Vergleich zu 2018 um etwa fünf Prozent auf circa 64.000. 2010 lag die Zahl der Erwerbsmigranten noch bei etwa 30.000. Bei Fachkräften und Hochqualifizierten wurde im gleichen Zeitraum ein Anstieg von gut 19.000 auf rund 39.000 Zuwandernde verzeichnet.
Eine Pressemitteilung zum Migrationsbericht finden Sie hier