PDS-DELEGIERTENTREFFEN »Wer nicht kämpft, hat schon verloren«

Sie wird immer dann stark, wenn sie wütend ist. Auf dem Parteitag in Gera bekamen das ihre Gegner wieder zu spüren. So manches Mal hat Gabi Zimmer, die um ihr Amt als PDS-Chefin kämpft, sich so Mehrheiten verschafft.

Der Lohn war unerwartet starker Applaus: Mit »klopfendem Herzen« trat die PDS-Vorsitzende Gabi Zimmer auf dem Geraer Parteitag vor die Delegierten - die Gefahr eines Zerfalls der Partei immer vor Augen. Ihre Forderung nach einem neuen Aufbruch, der alle Gruppierungen der Partei einbindet, traf den Nerv der Basis. Sichtlich gezeichnet von den verbalen Angriffen auf ihre Person lieferte sie einen emotionalen Auftritt ab, der von vielen als Vorentscheidung in der Kandidatenfrage gewertet wurde.

Vor dem überdimensionalen Banner »Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren« untermauerte die 47-Jährige ihren Führungsanspruch. Nach den »Kraftmeiereien zwischen Bundesgeschäftsführer und Vorsitzender« der vergangenen beiden Jahre sei es jetzt an der Zeit auch mal »mit der Faust auf den Tisch« zu hauen. Bei allen Reformvorschlägen macht sie ihre Ziele deutlich: Die Partei zusammenzuschweißen - und selbst das Zepter in der Hand zu behalten. Erstmals in der Geschichte der Partei sollte es am Samstag zu einer Kampfkandidatur um den Chefposten kommen. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch wollte Zimmer den Parteivorsitz streitig machen.

Minutenlanger Applaus

Die Worte der Parteichefin lösten minutenlangen Applaus bei den knapp 400 Delegierten aus. Nach dem Wahldebakel vom 22. September, bei dem die PDS nur zwei Direktmandate erreichte und den Einzug als Fraktion in den Bundestag verpasste, hatte sich Zimmer heftige Kritik gefallen lassen müssen.

»Nach diesem Auftritt hat Gabi Zimmer alle Zweifel an ihrer Integrität ausgeräumt«, sagt Holger Grünwedel, einer von vier bayerischen PDS-Delegierten. Damit sei auch das innerparteiliche Kräftemessen beigelegt.

Sachsens PDS-Landesvorsitzender Peter Porsch hob das einigende Element in Zimmers Rede hervor. »Sie hat niemandem die Feindschaft erklärt und allen die Zusammenarbeit angeboten«, sagte er. Der Auftritt der PDS-Frontfrau sei eine solide Basis, um die Querelen der vergangenen Wochen aufzulösen.

Sachen-Anhalts Landeschefin Rosemarie Hein äußerte sich zwar wesentlich skeptischer, sieht sich aber in der Hoffnung bestärkt, dass Zimmer die Partei zusammenhalten kann. »Hier will sich keiner auf eine Führungsdiskussion einlassen«, betonte sie. Dass mit Zimmers Rede allein die Probleme der Linkssozialisten vom Tisch sind, glaubt Hein aber nicht. »Schöne und applausfähige Worthülsen können nicht verdecken, dass wir nicht überall tragfähige Konzepte haben.«

Neuanfang nötig

»Wenn die Partei jetzt nicht aus der Krise herauskommt, droht ihr über kurz oder lang die Auflösung«, meinte Ehrenvorsitzender Hans Modrow. Zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung sei ein Neuanfang bei den Sozialisten nötig - inhaltlich und vielleicht auch personell. »An der Spitze muss jemand stehen, der die PDS auf neuen Kurs bringt«, sagte Modrow.

Tobias D. Höhn und Holger Göpel