"Morgen, also Montag werde ich anläßlich des einjährigen Bestehens von Pegida in Dresden auftreten und einen hübschen Text vorlesen, der in Sachen Wutrede in diesem Lande Maßstäbe setzen wird." Mit diesen Worten kündigte der deutsch-türkische Autor Akif Pirinçci in seinem Internetblog seinen Auftritt am Montagabend bei der Pegida-Kundgebung in Dresden an - und er gab sich alle Mühe, Wort zu halten.
In einer von Hass und Hetze überquellenden Ansprache wetterte der Stargast der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" fast eine halbe Stunde lang gegen Flüchtlinge, Politiker und die Medien. Mittlerweile prüft die Staatsanwaltschaft deshalb rechtliche Schritte gegen Pirincci. Es sei eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung eingegangen, teilte Dresdens Oberstaatsanwalt Lorenz Haase am Dienstag mit.
"Merkel muss weg! Merkel muss weg!"
Pirinçci, der für seine schwulen- und migrantenfeindlichen Positionen bekannt ist, sprach in seiner Rede statt von Asylsuchenden von "Invasoren", "Kolonialisten" oder "Flüchtelanten". Er schwafelte von Moslems, die über unverschleierte Frauen herfielen "und in sie ihren Moslemsaft reinpumpen".
Als er Mitbürger, die sich für Flüchtlinge einsetzen, als "Vaterlandsverräter deutscher Herkunft" titulierte, schallte aus den Reihen der Zuschauer "Volksverräter, Volksverräter, Volksverräter“. Wenig später skandierte das Publikum "Merkel muss weg! Merkel muss weg!"
Pirinçci nahm die Politiker auch selbst ins Visier: Die Grünen nannte er "Kinderfickerpartei" und die "Lügenpresse" deren "artverwandte Zujubler". Den heutigen Politikern "einerlei welcher Partei" warf der Deutsch-Türke Geistesverwandschaft mit den Nationalsozialisten vor, weil sie "zunehmend als Gauleiter gegen das eigene Volk agieren".
Eine Anlehnung an die NS-Zeit scheute der 56-Jährige auch nicht bei der Schilderung einer Informationsveranstaltung in Hessen, auf der ein Kommunalpolitiker der CDU einem asylkritischen Zwischenrufer entgegnet haben soll, er könne ja das Land verlassen.
"Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn er gefälligst nicht pariert", mutmaßte Pirinçci. Die Zuschauer antworteten mit dem Ruf "Widerstand, Widerstand". Nach einer kurzen Pause legte der Autor nach: "Es gäbe natürlich auch andere Alternativen, aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb."
Pirinçci, der Ende der Achtzigerjahre mit seinem Katzenkrimi "Felidae" einen Bestseller landete, stieß mit seiner Propaganda aber nicht bei allen auf Begeisterung. "Keine Hetze,! keine Hetze!" tönte es zwischendurch aus den Reihen der Zuhörer. Und nach mehr als 25 Minuten Hassparolen und Phrasengedresche schienen sich die Pegida-Anhänger zunehmend zu langweilen: "Aufhören!, aufhören!", riefen die ersten. Schließlich endete Pirinçcis Wutrede deutlich weniger spektakulär, als er sich das erhofft haben dürfte: Pegida-Organisator Lutz Bachmann komplimentierte den Autor von der Bühne und Pirinçci schaffte es gerade noch, ein Wort ins Mikrofon zu sprechen: "tschüs".