PORTRÄT Laurenz Meyer - ein Fall Scharping in der CDU?

Nein, die gute Laune will sich Laurenz Meyer trotz der Spekulationen über sein Wahlergebnis auf dem CDU-Parteitag nicht verderben lassen. »Relaxt«, behauptet der Generalsekretär, sehe er der Abstimmung in Dresden entgegen. Schließlich gebe es doch »sehr gute Signale« aus der Partei.

Meyer ist zwar schon seit über einem Jahr im Amt. Doch »richtig« Generalsekretär kann Merkels Mann fürs Grobe und Organisatorische erst mit der Wahl auf dem Parteitag werden. Seit die Parteichefin ihn für Ruprecht Polenz im Oktober 2000 überraschend eingewechselte, hat der 53-Jährige aus Hamm sein Amt nach der CDU-Satzung nur kommissarisch ausgeübt.

Ein zweiter Fall Scharping?

Interne Kritik hat er dafür schon umso reichlicher bezogen. Deswegen befürchten nicht wenige in der Parteispitze, die Wahl Meyers könnte ein zweiter Fall Rudolf Scharping werden. Der umstrittene Verteidigungsminister musste bei der Wahl zum stellvertretenden Parteivorsitzenden vor 14 Tagen beim SPD-Parteitag nach einer Reihe negativer Schlagzeilen ein Votum von nur rund 58 Prozent hinnehmen.

Wenn es gilt, SPD und Grüne zu attackieren, ist Meyer kein Kind von Traurigkeit. Schon als der ehemalige Fraktionsvorsitzende im nordrhein-westfälischen Landtag sich vorstellte, versprach er, so zu reden, dass »wir auch an den

Stammtischen verstanden werden.» Daran hat er sich gehalten. Einen Sturm der Entrüstung - auch in eigenen Reihen - löste er im Januar 2001 mit dem Rentenplakat mit «Verbrecherfotos» von Kanzler Gerhard Schröder aus. Zwar hatten auch andere das Plakat vor seiner Präsentation gesehen. Die Aktion wurde aber Meyer angehängt.

»Der kann es nicht«

Vor allem im Sommer war von vielen in der Union der Satz zu hören: »Der kann es nicht.« Intern wurde über eine erneute Ablösung des Generalsekretärs diskutiert, der bei seiner Vorstellung auch mit dem Satz für Aufsehen gesorgt hatte, einen »zweiten Fehlgriff« könne sich Merkel nach Polenz kaum erlauben. Merkel hielt jedoch zu ihm. Inzwischen hat Meyer aber offenbar, wie zu hören ist, auch in der stets kritischen Bundestagsfraktion an Zustimmung gewonnen. Merkel ist mit ihm ebenfalls zufrieden und lobt seine Wahlkampfplanung.

Dennoch: »Für Meyer war der Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga ganz schön schwer«, urteilt ein Fraktionsmitglied über Meyers erstes Jahr. Als Wahlkampfleiter müsse er nun beweisen, was in ihm steckt.

»Besser als für Scharping wird es aber«

Wie die Wahl für Meyer ausgehen wird - so richtig will sich da keiner festlegen. Das eine Mitglied der Führung rechnet doch mit »einem ordentlichen Ergebnis« für Meyer - zumal jedes schlechte sich auch gegen Merkel richten würde, die ihn gerufen hat. Das wolle aber auch keiner. Ein anderer ist skeptischer. »Besser als für Scharping wird es aber.«

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