TV-Quadrell Ausgerechnet beim trockensten Thema unterläuft Günther Jauch ein Patzer

Während des Quadrells lag der historische Bierdeckel aus dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der nicht einmal angefasst werden sollte, plötzlich auf dem Boden.     
Während des Quadrells lag der historische Bierdeckel aus dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der nicht einmal angefasst werden sollte, plötzlich auf dem Boden.

 
Sehen Sie im Video: Jauch ließ bei TV-Quadrell berühmten Merz-Bierdeckel fallen – so geht es dem Museumsstück
Kurioser Moment beim Treffen der Kanzlerkandidaten bei RTL: Mit einer Leihgabe aus einem Museum sorgte Moderator Günther Jauch für Heiterkeit. Doch dann passierte ihm ein Missgeschick.

Ausgerechnet beim eher drögen Thema Steuern sorgte Moderator Günther Jauch beim RTL-"Quadrell" am Sonntagabend für einen Moment der Heiterkeit. Er präsentierte zur Einstimmung der überraschten Runde aus Kanzler Olaf Scholz, Unions-Fraktionschef Friedrich Merz, Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck und AfD-Chefin Alice Weidel ein Museumsobjekt, das politisch längst eine Legende ist: den "Steuer-Bierdeckel" von Merz.

Der Kanzlerkandidat der Union hatte diesen in seinem ersten politischen Leben auf dem CDU-Parteitag 2003 in Leipzig präsentiert, um seine Idee zu untermalen: eine dreistuftige Einkommensteuer, die so einfach ist, dass sie auf einen Bierdeckel passt. 

Der Bierdeckel ist im "Haus der Geschichte"

Der Vorschlag wurde so populär, dass der Bierdeckel inzwischen im Bonner "Haus der Geschichte" in einer Vitrine ausgestellt ist. Neben dem Spickzettel von National-Torwart Jens Lehmann aus dem WM-Viertelfinale gegen Argentinien im Juni 2006 in Deutschland.

Die Herausgabe des Bierdeckels bedurfte einiger Überzeugungskunst der RTL-Quadrell-Organisatoren. Die Verantwortlichen des Museums waren zunächst nicht überzeugt, dass eine Talkshow in Berlin und die damit verbundene Reise für das empfindliche Stück Pappe das richtige wäre.  

Scholz nutzt "Steuer-Bierdeckel" für Angriff gegen Merz
Scholz nutzt "Steuer-Bierdeckel" für Angriff gegen Merz
© rtl.de
Scholz nutzt "Steuer-Bierdeckel" für Angriff gegen Merz
© rtl.de

Entsprechend vorsichtig präsentierte Jauch am Sonntagabend das Objekt: "Ich darf den Bierdeckel nicht anfassen, der ist historisch." Forsch wollte er angesichts der krakeligen Schrift vom Verfasser wissen: "Wie viel Pils hatten Sie intus?" Als Merz den Konsum von Alkohol verneinte, fragte Co-Moderatorin Pinar Atalay ungläubig nach: "Sie schreiben immer so?"

Plötzlich kniet Jauch unterm Tisch

Der Deckel-Gag war Auftakt, um in die verschiedenen Steuersparmodelle der Parteien einzusteigen. Doch bevor die Kandidaten ihre Positionen erläutern konnten, tauchte Jauch plötzlich unter seinen Moderationstisch ab. Er hatte das historische Objekt im Eifer des Gefechts nach unten gefegt. 

Für Friedrich Merz war der Verweis auf einen seiner größten thematischen Erfolge nicht nur schmeichelhaft, sondern auch eine willkommene Vorlage: Vom derzeitigen Spitzensteuersatz in Höhe von 68.000 Euro seien schon Facharbeiter betroffen. CDU und CSU wollten ihn deshalb auf 80.000 Euro anheben.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck reklamierte für seine Partei: "Bei uns profitieren die unteren Einkommen." Dies sei vor allem durch günstige Energie und günstige Mobilität bedingt.

SPD präsentiert eigenen Bierdeckel

Das Social-Media-Team der SPD nutzte die Gelegenheit, um zeitgleich zur TV-Diskussion in den sozialen Netzwerken einen eigenen Steuerspar-Bierdeckel zu posten, inklusive Mehrwertsteuersenkung und kostenfreiem Schulessen.

AfD-Chefin Alice Weidel räumte etwas später am Abend noch ein Gerücht ab. Auf die Frage, ob sie angesichts ihres doppelten Wohnsitzes in Deutschland und der Schweiz (dort wohnt sie mit ihrer Frau und den beiden Söhnen) auch anderswo Steuern zahle, erklärte sie: "Ich zahle in Deutschland Steuern."

Friedrich Merz gab zu, dass sein Bierdeckel-Konzept von der Zeit überholt wurde. Auch würde er für seine Idee inzwischen ein anderes Medium wählen: eine App statt eines Bierdeckels. 

Als Kanzler hätte er die Gelegenheit, seine Ankündigungen umzusetzen. Aus seiner Bierdeckel-Idee wurde nichts, die Steuererklärung ist bis heute aufwändig und kompliziert. Besser klappte es damals bei Jens Lehmann und seinem Spickzettel: Deutschland schaffte es ins Halbfinale, verlor dann aber gegen Italien.