Liveblog zum Nachlesen Es gibt an diesem Abend einen großen Verlierer

Am Abend trafen die Spitzenkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD)  in einem Quadrell aufeinander.
Am Abend trafen die Spitzenkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD)  in einem Quadrell aufeinander.
Sehen Sie im Video: Quadrell im Schnelldurchlauf – die Highlights im Video
Die Kanzlerkandidaten von Union, AfD, SPD und Grünen sind beim TV-Quadrell von RTL, n-tv und stern direkt aufeinandergetroffen. Drei Erkenntnisse – und der Liveblog zum Nachlesen. 

Eine Woche vor der Wahl trafen erstmals in diesem Wahlkampf die Kanzlerkandidaten von Union, AfD, SPD und Grünen in einer TV-Diskussion direkt aufeinander – beim großen Quadrell von RTL, n-tv und stern.

Drei Erkenntnisse des Schlagabtauschs: 

1. Olaf Scholz: Huch, da lebt noch was

Für den Kanzler war es ein deutlich besserer Abend als das Duell in der vergangenen Woche. Der Auftritt hatte eine Klarheit, die er zuletzt selten zeigte. Er dominierte die Themen, schaffte es, immer wieder auf seine Kernthemen zu sprechen zu kommen, Steuerentlastungen, stabile Renten, Löhne. Auch stilistisch lagen Welten zu seinem Auftritt vor einer Woche. Scholz, in der Regel die personifizierte Monotonie, variierte sogar mal im Ton. Das bekam vor allem Alice Weidel zu spüren. "Nur heiße Luft!", komme aus ihrem Mund, warf der Kanzler der AfD-Chefin entgegen. 

Weidel weicht "Vogelschiss"-Frage aus
Weidel weicht "Vogelschiss"-Frage aus
© rtl.de
Weidel weicht "Vogelschiss"-Frage aus
© rtl.de

Er stellte sich neben das Pult, gab sich giftig, dann wieder staatstragend. Ich gebe die Wahl noch nicht verloren, das war das Signal. Kommt ein bisschen spät. In sieben Tagen wird gewählt, ob dieser Auftritt die Dynamik der Schlussphase nochmal entscheidend ändert, ist eher unwahrscheinlich. Aber seine Partei sehnt seit Wochen ein Lebenszeichen des Kanzlers herbei – heute Abend kam es. Immerhin.

2. Merz hat an diesem Abend vor allem eine Botschaft: Mit denen niemals!

Auch seine letzten Worte des Abends verwendet Merz noch auf die AfD: Noch einmal schließt er aus, mit der Partei nach der Wahl gemeinsame Sache zu machen. Eine echte Politikwende gebe es nur mit ihm. Darin gipfelt folgerichtig dieser Abend, in dem sich Merz müht, wo er kann, größtmögliche Distanz zur in weiten Teilen rechtsradikalen AfD aufzubauen.

Merz hat es sich selbst eingebrockt mit der gemeinsamen Abstimmung mit der Partei im Bundestag. Er säte Zweifel an seiner Standfestigkeit. Um die zu zerstreuen, arbeitete sich an Alice Weidel ab: "Sie sind eine rechtsradikale Partei." Und er lasse sich auch von einem amerikanischen Vize-Präsidenten sagen, "mit wem ich hier in Deutschland sprechen soll." Rumms. Was für eine Ansage nach Washington, nachdem Vize-Präsident J.D. Vance in München bei der Sicherheitskonferenz für ein Ende der Brandmauer geworben hatte.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Nur: Besonders viele andere inhaltliche Punkte von Merz blieben dadurch im Laufe des Abends nicht hängen. Wie gut der Abend für ihn war, wird von abhängen, ob ihm Mehrheit das glaubt, was er nach seinem Handeln sagt. Klarer ging es rhetorisch nicht mehr.

3. Größter Verlierer des Abends: das Klima

Zuerst die gute Nachricht: Die Diskussion verlief über weite Strecken beinahe sachlich. Viele Themen kamen so zur Sprache, auch jenseits der Migration: Krieg und Frieden in der Ukraine, Steuern, Rente, Wirtschaft, Wohnen. Nur ein Thema wurde gecancelt: das Klima. Klar, der Grüne Habeck, hat es an zwei Stellen fast schon heimlich in die Debatte eingeschlenzt – aber sonst herrschte Schweigen im sterbenden Walde. Das Quadrell war hierbei keineswegs unrühmliche Ausnahme, es setzte lediglich einen Trend fort, der sich im gesamten Wahlkampf zeigte: Das Thema interessiert gerade nicht. Kurzfristig ist das vor allem ein Problem für Habeck und die Grünen. Langfristig für uns alle. 

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AFP · DPA · Reuters
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