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RAF-Terror Der Deutsche Herbst - eine Chronologie

Der Gefangene Hanns Martin Schleyer hält ein Schild in den Händen. Darauf: "Seit 20 Tagen Gefangener der RAF"
Insgesamt 44 Tage hielt die RAF den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer gefangen, bis sie ihn ermordeten
© UPI/DPA
Die Entführung von Hanns Martin Schleyer durch die RAF markiert den Startpunkt eines sechs Wochen währenden Ausnahmezustands in Deutschland. Es folgen Erpressungsversuche, Ermittlungsfehler und mehrere Tode. Eine Chronologie des Deutschen Herbstes.

Vor 40 Jahren entführen Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, die Konfrontation zwischen den Terroristen und dem westdeutschen Staat steuert auf ihren Höhepunkt zu. Die Geiselnahme Schleyers und das spätere Kidnapping der Lufthansa-Maschine "Landshut" hält die Republik mehr als sechs Wochen in Atem. Ein Überblick über das dramatische Geschehen, das als Deutscher Herbst in die Nachkriegsgeschichte einging:

Montag, 5. September 1977, 17.28 Uhr: Schleyer wird auf der Fahrt zu seiner Wohnung in Köln-Braunsfeld von vier RAF-Terroristen nach einer Schießerei entführt. Im Kugelhagel sterben Schleyers Fahrer und drei Polizisten.
19.47 Uhr: Die Polizei findet das Fluchtfahrzeug, einen weißen VW-Bus, nach einem Zeugenhinweis in der Tiefgarage eines Hochhauses am Wiener Weg in Köln-Junkersdorf. Die Täter brachten Schleyer mit einem anderen Wagen längst in eine Hochhauswohnung an der Straße Zum Renngraben in Erftstadt-Liblar westlich von Köln.

Kanzler Helmut Schmidt spielt auf Zeit

Dienstag, 6. September: Die RAF fordert schriftlich die Freilassung von elf inhaftierten Terroristen, darunter die in Stuttgart-Stammheim einsitzenden Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Zehn Häftlinge sollen im Austausch gegen Schleyer in ein Land ihrer Wahl ausgeflogen werden.
Doch Kanzler Helmut Schmidt (SPD) und der Bundeskriminalamtschef Horst Herold spielen in den darauffolgenden Wochen auf Zeit - in der Hoffnung, das Versteck Schleyers noch rechtzeitig zu entdecken. Stattdessen gibt es Fahndungspannen: Frühzeitige Hinweise auf die Wohnung in Erftstadt versickern im Polizeiapparat.

Freitag, 9. September: In Eilbriefen unter anderem an das Bonner Büro der Nachrichtenagentur AFP stellt die RAF eines von mehreren Ultimaten, welche die Behörden an den kommenden Tagen allesamt verstreichen lassen.
Schleyer wird von seinen Entführern in der Folgezeit aus Erftstadt nach Den Haag und später nach Brüssel verschleppt. Zugleich sprechen Mitglieder des harten RAF-Kerns in Bagdad mit Vertretern der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) über deren Angebot für eine "Hilfsaktion", mit der die Bundesregierung in die Knie gezwungen werden soll.

RAF versetzt 86 Urlauber in Todesangst

Donnerstag, 13. Oktober, 14.38 Uhr: Die Flugsicherung im französischen Aix-en-Provence meldet eine Kursabweichung der Lufthansa-Boeing 737 "Landshut", die sich mit 86 Urlaubern auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt am Main befindet. Der Lufthansa-Flug 181 wurde von einem vierköpfigen PFLP-Kommando gekapert.
Die Entführer fordern die Freilassung der elf RAF-Terroristen und zweier Palästinenser in der Türkei sowie 15 Millionen Dollar. Die Maschine fliegt über Rom weiter nach Dubai und Aden.

Sonntag, 16. Oktober, nachmittags: Der Anführer des Terrorkommandos, der sich Captain Mahmud nennt, erschießt in Aden vor den Augen der entsetzten Passagiere den Flugkapitän Jürgen Schumann.

Montag, 17. Oktober, 04.34 Uhr: Die "Landshut" landet in Somalias Hauptstadt Mogadischu. 11.44 Uhr: Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski (SPD) trifft als Vertreter der Bundesregierung in Mogadischu ein. 17.30 Uhr: Im Schutz der Dunkelheit landet eine Sondermaschine mit Antiterrorspezialisten der Grenzschutzgruppe (GSG) 9 in Mogadischu.

Gefangene RAF-Terroristen begehen Selbstmord

Dienstag, 18. Oktober, 00.05 Uhr: Die GSG 9 stürmt das Flugzeug und erschießt drei Terroristen. Die Entführerin Souhaila Andrawes wird schwer verletzt. Bei der Aktion "Feuerzauber" bleiben die Passagiere abgesehen von wenigen leichten Blessuren unverletzt.
Kurz nach 08.00 Uhr: Wachtmeister entdecken im Stammheimer Hochsicherheitstrakt die Leichen von Baader und Ensslin. Baader erschoss sich, Ensslin erhängte sich. Der in einer Nachbarzelle einsitzende RAF-Terrorist Jan-Carl Raspe stirbt an den Folgen eines Kopfschusses. Das RAF-Mitglied Irmgard Möller überlebt mit Schnittverletzungen.

Mittwoch, 19. Oktober, 21.11 Uhr: Am 44. Tag nach seiner Entführung wird Schleyer erschossen im französischen Mühlhausen aufgefunden. Die RAF legte seine Leiche in den Kofferraum eines grünen Audis.

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sve AFP

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