K-Gezänk in der Union Söder versus Laschet: Demokratie darf auch laut sein!

SPD-Politiker Olaf Scholz
SPD-Politiker Olaf Scholz
Sehen Sie im Video: Mehrheit in Deutschland will bundesweit 2G-Regel und allgemeine Impfpflicht. Aktuelle Umfragen und Analysen im RTL/ntv-Trendbarometer. Videoquelle: n-tv.de

Laschet hat die große CDU hinter sich, Söder fast alle Umfragen. Der Machtkampf in der Union nervt seit Tagen. Andererseits: Ein ordentlicher Wettstreit zweier Kandidaten um ein hohes Amt ist vor allem eines, demokratisch.

Natürlich, wir kennen die Mechanismen. Deshalb sind wir auch nicht wirklich überrascht, dass die K-Frage in der Union höhere Wellen schlägt als eine Jahrhundert-Pandemie. Zumindest für eine kurze Zeit. Zwischen den politischen Lagern darf in unserer Parteiendemokratie gerne trefflich und auch mal polemisch gestritten werden. Aber innerhalb der Familie, da muss Harmonie herrschen – auf jeden Fall nach außen, am liebsten auch nach innen.

Bei Parteien nennt sich das Geschlossenheit. Die gilt es, sichtbar vor sich herzutragen. Denn das ist es, was wir Wähler:innen schätzen. Das sagt uns zumindest das Gros der Wahlforscher:innen. Politische Ränkespiele mögen Politikfreaks und Serienfans faszinieren, bei Wahlen zahlt sich mangelnde Geschlossenheit in aller Regel nicht aus. Denn die meisten von uns mögen so ein Gezänk und Gezeter wie es derzeit Armin Laschet und Markus Söder und mit ihnen ihre ganzen Parteien fast in Vollendung vorführen, eher nicht.

Alle wichtigen Zutaten für die Demokratie

Das ist verständlich, schließlich nervt es gewaltig. Doch lässt man das ganze Theater aus Gegockel, Verbaljonglagen und gegenseitigen vergifteten Wertschätzungen einmal beiseite, dann muss man doch eigentlich feststellen: Das ist Demokratie! Ein Amt, zwei Kandidaten, die Möglichkeit zu wählen. Was will man mehr?! Und ja, Demokratie darf, soll auch laut sein. Das sollten wir nicht nur aushalten, darüber dürfen wir uns auch freuen.

Damit aber auch schon genug des Lobes für Söder, Laschet und die Parteigeschwister. Der Wettstreit zwischen den beiden unterschiedlichen Alphatieren könnte ja auch einfach in eine faire demokratische Konkurrenz mit anschließender Abstimmung münden. Dass das nicht so ist – vor allem, dass es keine echte Wahl gibt – hat auch damit zu tun, dass man bei CDU und CSU auf höchster Ebene nicht (mehr) gewohnt ist, sich den demokratischen Verfahren zu stellen – kein Wunder nach 16 Jahren Kohl und noch mal 16 Jahren Merkel. Da wird man in der Union am Ende einer Ära von der Führungsfrage offenbar jedes Mal genauso überrascht wie so mancher von uns zum Jahresende von Weihnachten. Und weil in dieser Situation jeder, der den Kampf verliert, mindestens gefühlt zugleich auch sein Gesicht und vielleicht sogar seine restliche Karriere verliert, kommt es zu einem so lautstarken Hahnenkampf wie wir ihn derzeit erleben (müssen).

Ob Laschet, ob Söder: Schon viel über künftigen Kanzler gelernt?

Aber wie gesagt: Freuen wir uns doch auch ein bisschen über die Lautstärke. Denn dadurch haben wir über den möglichen Kanzler, ob er nun Laschet oder Söder heißt, sicherlich schon mehr gelernt als wenn man uns mit fein inszenierter Geschlossenheit eingefangen hätte. Das mag dem einen oder der anderen die Wahlentscheidung erleichtern.

Abschließend noch ein Gedanke: Am Montag werden die Grünen ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten fürs Kanzleramt verkünden. Geschlossen, gezänkfrei, geräuschlos. Das wirkt viel souveräner und überzeugender. Aber: Ausgerechnet in der Partei der Basisdemokratie klären nun die Spitzen, der Robert (Habeck) und die Annalena (Baerbock), die K-Frage unter sich. Man könnte das auch nennen: heimlich, still und leise.