stern-Umfrage SPD kommt nicht aus dem "Clement-Knick"

Innerparteiliche Querelen, Liebäugeleien mit der Linken: Die Umfragewerte der SPD verharren bei 20 Prozent. Offenbar rutschen die Sozialdemokraten nach dem "Clement-Knick" nun nahtlos in die "Ypsilanti-Delle". Das bürgerliche Lager hat derzeit eine klare Mehrheit.

Vor zwei Wochen machte der SPD der "Clement-Knick" zu schaffen: Der Streit um den Rauswurf des ehemaligen Superministers drückte die Partei in der Forsa-Wahlumfrage für den stern wieder auf das historische Tief von 20 Prozent. Erholen konnte sie sich von diesem Wert bislang nicht. Auch in der aktuellen Forsa-Umfrage erzielt sie nur 20 Prozent. Offenbar rutschen die Sozialdemokraten nahtlos vom "Clement-Knick" in die "Ypsilanti-Delle".

Laut Forsa-Chef Manfred Güllner nehmen die Bürger der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti übel, dass sie sich mit Hilfe der Linkspartei zur Ministerpräsidentin wählen lassen will. "Die Bürger gucken da fassungslos hin", sagte Güllner im "Café Einstein", dem Web-TV-Interview von stern.de. Dass sich Ypsilanti bei ihrem rot-rot-grünen Experiment auf die Wahlergebnisse beruft, hält Güllner für unredlich. "Ypsilanti beruft sich ja auf das Volk: Das Volk habe Sie zur Ministerpräsidentin gewählt. Was natürlich Quatsch ist, da drei Viertel der Hessen überhaupt nicht gewählt haben oder etwas anderes als die SPD."

CDU ohne Identität

Doch auch bei der CDU läuft es nicht rund. Im Vergleich zur Vorwoche verliert sie einen Prozentpunkt und liegt nun bei 37 Prozent. Hat die Debatte um den unklaren Wirtschaftskurs der Kanzlerin die CDU geschwächt? Güllner argumentiert, dass die Konservativen auf einem Niveau lägen, auf das sie bereits 1998, nach 16 Jahren Kanzlerschaft Helmut Kohl, gesunken seien. Angela Merkel habe zwar extrem gute Umfragewerte als Person, von diesen Werten profitiere ihre Partei jedoch nicht. "Es fehlt der Innere Zusammenhalt, es fehlt die Identität der CDU."

Positiv hingegen die Lage der kleineren Parteien. Die FDP gewinnt einen Punkt auf 12 Prozent, die Grünen holen ebenfalls einen Punkt mehr und liegen bei 11 Prozent, die Linkspartei verharrt auf 14 Prozent - und das, obwohl ihr Chef Oskar Lafontaine in den Augen der Bürger keine gute Figur macht. "Lafontaine zieht natürlich die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Die Menschen sind da viel nüchterner", sagt Güllner. "Lafontaine ist der unbeliebteste Politiker im Lande und das eigentlich seit 1990, seit seiner missglückten Kanzlerkandidatur." Nur im Saarland finde er einen guten Resonanzboden. "Da ist er beliebt, da kennt er sich aus. Aber das ist eine kleine Provinz und man darf einen Provinzfürsten auch nicht überschätzen."

Steinmeier hilft - ein bisschen

In der Gesamtauswertung liegt das bürgerliche Lager (CDU, FDP) vier Prozentpunkte vor dem linken Lager (SPD, Grüne, Linkspartei). Dass sich dieser Zustand im Ernstfall auch noch stark ändern kann, beweist eine andere Zahl, die Forsa ermittelte: 34 Prozent der Bundesbürger gehören zu den "Unentschlossenen". Sie können also nicht sagen, wem sie bei einer Bundestagswahl ihre Stimme geben würden. Dieser Block jedoch ist, weil er zahlenmäßig so groß ist, wahlentscheidend.

Ob die SPD mit einem Kanzlerkandidaten Frank Walter Steinmeier wieder bessere Umfragewerte erzielen würde, beurteilt Güllner mit Vorsicht. "Mit Steinmeier als Kandidat würde die SPD natürlich besser da stehen als mit einem Kandidaten Beck", sagt der Meinungsforscher. "Aber ein Steinmeier alleine macht noch keinen großen Vertrauensschub aus. Die Zahlen werden besser werden, aber nicht so, dass die SPD wieder die alte Stärke erreicht."

mw/lk