stern.de Herr Zimmermann, wie war's denn heute beim Papst?
Sehr eindrucksvoll. Die Mehrheitsfraktion des bayerischen Landtags beim Papst - das ist ein historischer Moment gewesen.
Was hat Benedikt XVI. Ihnen denn gesagt?
Er hat an die hohe Aufgabenstellung der Politik im Allgemeinen appelliert. Er hat gesagt, dass die Bedürfnisse eines guten gegenseitigen Miteinanders und Auskommens wichtig sind.
Hat er denn auch etwas zum guten Auskommen in der bayerischen Innenpolitik gesagt?
Nein, nein, nein. In diese Niederungen begibt sich selbst ein bayerischer Papst nicht.
Zur Person
Der promovierte Chirurg Thomas Zimmermann sitzt seit 1994 für die CSU im Bayerischen Landtag. Er vertritt den Wahlkreis München-Bogenhausen. Er ist drogenpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. Zimmermann war Stadtrat in München und leitete zwischen 1988 und 1993 das Gesundheitsreferat der Stadt. Der 59-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Er hat nichts zu Stoibers Verbleib in München gesagt?
Vor der Audienz mit der Fraktion hatte der Papst ein privates Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten - fast eine halbe Stunde lang. Was dabei gesprochen wurde, weiß ich nicht.

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Wie haben die italienische Gastgeber Sie denn empfangen?
Sehr freundlich. Man stellt fest, dass Bayern auch in Italien eine ganz wesentliche Rolle spielt. Es gibt sehr viele Verbindungen geschichtlicher Art zwischen Italien und Bayern. Nicht nur am zweiten Wiesn-Sonntag ist die Liebe der Italiener zu Bayern sehr groß.
Waren Ihre Gastgeber nicht enttäuscht, dass nur der bayerische Ministerpräsident gekommen ist - und nicht der künftige deutsche Wirtschaftsminister?
Nein. Nachträglich gesehen überwiegt für mich der Eindruck, dass Edmund Stoiber in Europa weit über die nationalen Grenzen hinweg eine bedeutende Rolle spielt. Der italienische Parlamentspräsident Casini hat das soeben zum Ausdruck gebracht. Ich denke, dass die Entscheidung sich hier noch einmal bestätigt, dass er als bayerischer Ministerpräsident in Europa eine viel größere Rolle spielt als einer von vielen Ministern am Kabinettstisch in Berlin.
Aber nach Stoibers Rückzug nach München hat Ihre Reise ja auch eine gruppentherapeutische Dimension. Wie reagiert die Fraktion auf die Heimkehr Stoibers?
Es gibt sicher die eine oder andere Anmerkung. Aber ich muss Ihnen ehrlich sagen. Wir können dankbar sein. Die Barmherzigkeit eines bayerischen Papstes überdeckt vieles.
Freuen Sie sich denn, dass Stoiber jetzt Ministerpräsident bleibt?
Ich persönlich bin froh darüber. Es war zwar ein Gewürge, bis es zur richtigen Entscheidung gekommen ist. Aber ich bin froh, dass er es so gemacht hat.
Aber offenbar gibt es doch Ärger. Nach Informationen von Spiegel-Online prüft der schwäbische Abgeordnete und Ex-Justizminister Alfred Sauter, ob man die Amtszeit des Ministerpräsidenten nicht auf zehn Jahre begrenzen kann. Ginge das durch, müsste Stoiber gehen
Das sind Ergebnisse von persönlichen Frustrationen, die etwas länger zurückliegen, und die jetzt ihren Ausbruch in der etwas fragilen Situation finden. Das darf man nicht überbewerten. Es war eine gütliche - um nicht zu sagen göttliche - Fügung, dass die Fraktion sich jetzt in Rom, in der ewigen Stadt, aufhält und heute früh eine Privataudienz beim Papst hatte - all dies belegt die Bedeutung von Bayern und auch die Position des Ministerpräsidenten. Und die füllt eben nun mal die Person Edmund Stoiber aus. Und er macht das hervorragend. Ich bin erstaunt, wie souverän er das trotz dieser angespannten Situation in den letzten Stunden und Tagen macht. Er ist ein guter bayerischer Ministerpräsident.
Glauben Sie, dass die CSU mit Stoiber 2008 die Landtagswahl gewinnen kann?
Das tut sie selbstverständlich. Da habe ich überhaupt keine Zweifel.
Stoibers Verwaltungsreform war unpopulär, seine Sparmaßnahmen waren unpopulär, durch sein Hin und Her zwischen München und Berlin hat er an Glaubwürdigkeit verloren. Wie soll er die Bürger denn noch überzeugen?
In drei Jahren werden wir die Richtigkeit dieser Entscheidung nachvollziehen können - und im Nachhinein gottfroh sein, dass diese Entscheidung so getroffen wurde.
Hat Stoiber denn die potenziellen Nachfolger Erwin Huber und Günther Beckstein beschädigt?
Nein, die haben sich eher gegenseitig beschädigt. Stoiber hat das in keiner Weise getan.