Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben in Hannover die zentralen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit begonnen. Unter den Gästen waren am Freitagmorgen Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). An dem Gottesdienst nahmen auch Vertreter von Judentum und Islam teil. Sie beteten gemeinsam für den Frieden in der Welt.
Nach dem Verlassen der Marktkirche in Hannover wurden sie am Freitag von mehreren hundert Menschen mit Trommeln, Jubelrufen, aber auch vereinzelten Buhrufen empfangen. Besonders angetan hatte es Gauck eine afrikanische Gesangsgruppe, von der einige Mitglieder eigens aus Potsdam angereist waren. "Wenn wir euch nicht hätten, dann wären die Feste nur halb so schön", sagte der Präsident.
Merkel: "Noch viel zu tun"
In einer anschließenden Rede hob Merkel die Bedeutung der friedlichen Revolution in der früheren DDR vor 25 Jahren für die Wiedervereinigung hervor. Ohne den Mut der Bürger wäre es nicht zum Fall der Mauer und zur Einheit gekommen, sagte die Kanzlerin. "Das dürfen wir nie vergessen.". Sie empfinde "unverändert tiefe Freude" darüber, dass die Bürger den Tag der Deutschen Einheit feiern könnten.
In den vergangenen Jahren habe es im Osten Deutschlands "gewaltige Fortschritte" gegeben, zeigte sich Merkel überzeugt. Es bleibe aber noch viel zu tun. So sei etwa die Arbeitslosigkeit noch immer höher. Zugleich verwies die Kanzlerin darauf, dass es in ganz Deutschland wirtschaftlich attraktive sowie strukturschwache Regionen gebe. Nach Ende des jetzigen Solidarpakts ab 2020 müssten die Finanzbeziehungen so neu geordnet werden, dass für den Osten finanzielle Brüche vermieden würden. Zugleich müsse ein System entwickelt werden, von dem alle strukturschwachen Regionen profitieren könnten.
Genscher und de Maizière unter den Gästen
Merkel sprach vor gut 1000 Gästen. Darunter befanden sich neben den Ministerpräsidenten der Länder auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher sowie der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière. Gastgeber war der amtierende Bundesratspräsident, Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil.
Vor dem Hintergrund des Skandals um Misshandlungen von Asylbewerbern forderte er die Deutschen ganz ausdrücklich zu mehr Fremdenfreundlichkeit auf. So hätten die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak allen Anspruch, gut behandelt zu werden.
Hunderttausende zu großem Bürgerfest erwartet
Bereits am Donnerstag hatten die Feierlichkeiten mit einem Bürgerfest begonnen, zu dem bis Freitagabend rund 500.000 Besucher erwartet werden. Auf der 1,5 Kilometer langen Partymeile am Maschsee mitten in der Innenstadt herrschte schon am Mittag dichtes Gedränge. Dort präsentieren sich die 16 Bundesländer in ihrer ganzen Vielfalt mit Musik und Mitmachangeboten für Familien.
Am 3. Oktober 1990 wurden Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen Länder der Bundesrepublik. Das im Einigungsvertrag festgelegte Datum der Vereinigung von Ost und West ist seither als Tag der Deutschen Einheit nationaler Gedenktag.
Um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen zu stärken, wird jährlich am 3. Oktober ein zentrales Bürgerfest gefeiert. Es wird immer von dem Land ausgerichtet, das den Vorsitz im Bundesrat hat. 2014 ist es Niedersachsen, gefeiert wird in Hannover. In Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR feierte die Bundesrepublik bis 1990 den 17. Juni als "Tag der Deutschen Einheit".