Kurz vor der Landung des Airbus A 310 August Euler zieht sich der Himmel über dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn zu: Um 16.39 Uhr landet die graue Maschine der Luftwaffe aus Kabul kommend - an Bord die Särge der bei dem Terroranschlag in Afghanistan getöteten Soldaten der Bundeswehr. Die Opfer waren jung: 23, 26, 28 und 29 Jahre alt.
"Sie hatten ihren Einsatz in Afghanistan hinter sich und waren auf dem Weg nach Hause", sagt Markus Werther, Sprecher des Streitkräfteunterstützungskommandos am Dienstag in Köln. Allerdings warteten die Angehörigen am Samstag vergeblich auf ihre Söhne und Ehemänner. Ein Anschlag auf dem Weg zum Flughafen machte das Wiedersehen zunichte. Bei dem bislang schwersten Anschlag auf Bundeswehr-Angehörige im Ausland wurden 29 Soldaten verletzt, vier von ihnen starben.
"Ich will mein totes Kind zurück"
Bedrückende Stille nur unterbrochen vom Wirbel eines Trommlers erfüllt den Hangar auf dem Flughafen Köln-Wahn, in dem die offizielle Gedenkfeier für die Opfer nach Ankunft in Deutschland stattfindet. Unter Tränen läuft die Mutter eines der getöteten Soldaten zum Bild ihres Sohnes, das mit Trauerflor geschmückt ist. "Ich will mein totes Kind zurück", fleht die verzweifelte Frau.
Letzte Ehre mit Trompetenklängen
Eine deutsche Fahne verhüllt den Sarg, der Helm des toten Soldaten liegt obenauf. Jeweils neun Kameraden tragen die Särge der Opfer zu kleinen schwarzen Podesten, neben denen Kränze mit gelben Gerbera stehen. Die rund 100 Anwesenden erweisen den getöteten Soldaten zu den Trompetenklängen eines Bläsers des Bataillons Siegburg die letzte Ehre. Nur kurze Ansprachen von katholischen und evangelischen Pfarrern markieren die erste, knapp halbstündige offizielle Gedenkstunde auf deutschem Boden.
Trauerfeier im engsten Familienkreis
"Anschließend findet in engsten Kreis eine Trauerfeier für die Opfer des Anschlags in einer Kirche statt", sagt Werther. Dabei sei jedoch die Öffentlichkeit ausgeschlossen. In einer vorab verbreiteten Rede spricht Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) von einem "heimtückischen Anschlag". "Wir alle sind zutiefst erschüttert und bestürzt über dieses Unglück", heißt es in der Rede. Jedoch gebe es gegen feige und hinterhältige Anschläge "unter keinen Umständen einen umfassenden Schutz", sagt Struck. Die Särge der getöteten Soldaten werden direkt nach der Gedenkstunde in die Heimatorte der Anschlagsopfer gebracht.
Die deutsche Botschaft in Afghanistan hat einem Bericht von "Spiegel-Online" zufolge vor drei weiteren Anschlägen in dem ehemaligen Bürgerkriegsland gewarnt.

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Hinweise auf neue Anschläge
Der deutsche Botschafter in Afghanistan, Rainer Eberle, habe am Sonntagabend in einem Sicherheitshinweis für die Deutschen in Afghanistan darauf hingewiesen, am Mittwoch könne es anlässlich des ersten Jahrestages der Ratsversammlung Loja Dschirga in der afghanischen Hauptstadt Kabul zu Anschlägen kommen. Insbesondere könnten dabei Raketen eingesetzt werden. Am 11. Juni 2002 hatte die mehrtägige Versammlung der rund 1550 Vertreter der afghanischen Völkerschaften begonnen, bei der Hamid Karsai zum afghanischen Präsidenten gewählt wurde.
Eberle habe zudem vor mehreren Selbstmordattentäter auf japanischen Motorrädern in Kabul gewarnt, berichtete "Spiegel-Online" weiter. Auch das Anschlagsziel dieser Gruppe werde in dem Schreiben des Botschafters genannt. Zu einem Selbstmordanschlag sei zudem ein Auto vom Typ Toyota Corolla nach Kabul unterwegs.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte, dass es am Sonntag neue Sicherheitshinweise der deutschen Botschaft für die Bundesbürger gegeben habe, die sich in Afghanistan aufhalten. Zu den Inhalten der Hinweise äußerte sie sich nicht.