Unter den aktuellen Umständen wollen und können sie nicht mehr in ihrem Land leben: Mehr als 3000 Türken haben seit Jahresbeginn einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Sie flüchten vor dem harten Vorgehen der Regierung gegen angebliche Regierungsgegner und Kurden. Die Zahl der Asylbewerber aus der Türkei hat seit dem Putschversuch am 15. Juni 2016 deutlich zugenommen.
Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten unter Berufung auf Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass seitdem auch 209 Diplomaten und weitere 205 Staatsbedienstete Asyl in Deutschland beantragt haben. Zuletzt hat sich die Zahl der Anträge aus der Türkei der Behörde zufolge allerdings wieder normalisiert. Im Juni verzeichnete das BAMF 488 Anträge von Türken und damit wieder das Niveau vom Juni 2016.
Türkei von einem "System der Angst" beherrscht
Kurz vor dem Jahrestag des Putschversuchs hat sich indessen der Oppositionspolitiker Ali Atalan zu Wort gemeldet. Nach seinen Worten herrscht in der Türkei ein System der Angst. Unter der Herrschaft von Präsident Recep Tayyip Erdogan müsse jeder in der Gesellschaft damit rechnen, angeklagt zu werden, sagte der Abgeordnete der zweitgrößten Oppositionspartei, der pro-kurdischen HDP, im SWR.
Die AKP-Regierung habe das Land gespalten. Das Klima sei vergiftet, Oppositionsarbeit kaum noch möglich. Die Opposition könne kaum noch Veranstaltungen oder Kundgebungen anmelden, klagte der HDP-Abgeordnete. Viele fragten sich, ob die Situation nach einem erfolgreichen Putsch heute wirklich schlimmer wäre, als sie es unter der AKP-Regierung sei.
Im vergangenen Jahr hatten insgesamt 5742 Türken Asyl in Deutschland beantragt. Darunter waren gut 4400 türkische Kurden.
