Anfang Juli haben 3419 junge Deutsche ihren freiwilligen Dienst bei der Bundeswehr angetreten. Nur einen Monat später sind etwa 440 von ihnen wieder ausgeschieden. Dies wurde am Montag durch eine Erhebung des Bundeswehrverbands bekannt. Das Verteidigungsministerium gab dazu an, es mache sich über die Abbrecherquote von etwa 13 Prozent und personelle Engpässe keine Sorgen.
Der Verband berief sich bei seinen Zahlenangaben auf eine "ziemlich repräsentative" interne Umfrage in seinen Landesverbänden, wie ein Sprecher betonte. Das Verteidigungsministerium sah die Schätzungen gelassen: Die Zahlen bewegten sich in einem Bereich, "der durchaus vergleichbar ist mit den Zeiten, in denen die Wehrpflicht noch da war", sagte Ministeriumssprecher Stefan Paris in Berlin. Er hob hervor, dass die Angaben nur grobe Schätzungen "aufgrund von Einzelmeldungen" seien und belastbare Angaben erst Ende des Jahres vorliegen würden. Die Zahl der Ausscheidenden liege aber offenbar landesweit "in einem Maß, das durchaus vertretbar und erwartbar war".
Das Verteidigungsministerium will Anfang Oktober erste Trends über die Personalentwicklung bei den Freiwilligen vorlegen, endgültige Zahlen dürften erst nach Ablauf der Probezeit vorliegen, wie das Ministerium auf Anfrage mitteilte. Die Probezeit für die Freiwilligen, binnen derer von beiden Seiten jederzeit ohne Angabe von Gründen gekündigt werden kann, beträgt sechs Monate, sie endet also Ende Dezember. Die nächsten Freiwilligen werden Anfang Oktober ihren Dienst antreten.
"Noch ehrlicher mit Risiken des Soldatenberufs umgehen"
Die Gründe, aus denen die neuen Soldaten ihren Dienst quittierten, wurden in der Umfrage des Bundeswehrverbands nicht aufgeschlüsselt. Ministeriumssprecher Paris hob hervor, dass manche auch von Seiten der Bundeswehr entlassen würden, "weil sie die erforderlichen Leistungen nicht gebracht haben". Der Chef des Bundeswehrbands Ost, Uwe Köpsel, sagte der "Bild"-Zeitung vom Montag, grundsätzlich sei es besser, die Leute merkten gleich, dass die Bundeswehr nichts für sie ist, als wenn sie es erst im Einsatz feststellen."
Der Sprecher des Bundeswehrverbands sagte AFP, es sei angesichts der Zahlen über die Ausgeschiedenen "besonders wichtig, noch ehrlicher mit den Anforderungen und Risiken des Soldatenberufs umzugehen". Zudem sollten bei der Berechnung des "Regenerationsbedarfs" der Bundeswehr die zu erwartenden Abgänge künftig mitberechnet werden.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hofft, in den kommenden Jahren 5000 bis 15.000 Freiwillige als Ersatz für die Wehrpflichtigen anzuwerben. Die Wehrpflicht war im Zuge der Bundeswehr-Reform am 1. Juli diesen Jahres nach mehr als 50 Jahren ausgesetzt worden. Derzeit hat die Bundeswehr noch etwa 220.000 aktive Soldaten. Rund 188.000 von ihnen sind Berufs- und Zeitsoldaten. Deren Zahl soll im Zuge der Bundeswehrreform auf 170.000 sinken.