Umstrittener Panzerdeal mit Saudi-Arabien Abgeordnete müssen Farbe bekennen

Die Regierung schweigt zum Panzergeschäft mit Saudi-Arabien. Heute jedoch müssen sich die Abgeordneten des Bundestages bei einer namentlichen Abstimmung zu dem umstrittenen Deal positionieren.

Der Bundestag beschäftigt sich heute erneut mit dem umstrittenen Panzergeschäft mit Saudi-Arabien. Die Linke hat kurzfristig einen Antrag auf die Tagesordnung gesetzt, in dem die Regierung aufgefordert wird, ihre Genehmigung des Verkaufs von 200 Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien zu widerrufen. In einer namentlichen Abstimmung müssen die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen nun Farbe zu dem bisher nur inoffiziell bestätigten Panzerdeal bekennen.

Der Bundessicherheitsrat hatte die Lieferung in der vergangenen Woche nach Angaben aus Regierungskreisen genehmigt. Öffentlich schweigt die Regierung unter Hinweis auf die Geheimhaltungspflicht aber beharrlich.

Auch in Union und FDP hat die Genehmigung des Geschäfts durch den Bundessicherheitsrat Irritationen ausgelöst. Die Union rechnet dennoch mit einer geschlossenen Ablehnung des Linken-Antrags. Die FDP kritisierte die Linke scharf. Alle Aspekte seien in einer Aktuellen Stunde am Mittwoch ausführlich diskutiert worden.

Merkel: "Aus gutem Grund geheim"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wies Kritik am Verhalten der Regierung zurück. "Beratungen und Beschlüsse im Bundessicherheitsrat sind aus gutem Grund geheim", sagte sie der "Mittelbayerischen Zeitung". Die Bundesregierung leiste "selbstverständlich ihren Beitrag, um die demokratische Entwicklung in Nordafrika und im Nahen Osten zusammen mit unseren Partnern weiter zu unterstützen." Auch den Vorwurf mangelnder Transparenz will sie nicht gelten lassen. "Transparenz über gelieferte Waffen und Rüstungsgüter ist gegeben, indem dies detailliert jedes Jahr im Rüstungsexportbericht nachgelesen werden kann, der auch dem Bundestag vorgelegt wird."

Unionsfraktionschef Volker Kauder warnte davor, einen Zusammenhang zwischen einer mutmaßlichen Panzerlieferung nach Saudi-Arabien und den Aufständen in Nordafrika zu ziehen. In Nordafrika werde nicht mit neuen Waffenlieferungen Krieg gegen die eigene Bevölkerung geführt, sagte der CDU-Politiker am Freitag in der ARD. Kauder betonte im Hinblick auf den mutmaßlichen Verkauf von Panzern: "Wenn das Geschäft jemals zustande käme, wird es nicht in den nächsten zwei, drei Jahren ablaufen."

Verfassungsklage gegen das Panzergeschäft?

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, will sich einer Verfassungsklage des Grünen-Politikers Hans-Christian Ströbele gegen das Panzer-Geschäft möglicherweise anschließen. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass das Parlament hier nicht angemessen informiert wird", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Wenn alle Stricke reißen, muss man auch eine Klage in Betracht ziehen."

Ströbele hatte am Donnerstag mit einer Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gedroht für den Fall, dass die Bundesregierung sich zu dem Geschäft auch künftig nicht äußern werde. In der "Mitteldeutschen Zeitung" legte er noch einmal nach. Wenn sich herausstellen sollte, dass Saudi-Arabien für die Panzer mehr zahle, als sie normalerweise kosteten, dann sei auch die Einrichtung eines Bundestags-Untersuchungsausschusses nicht völlig ausgeschlossen, so Ströbele.

DPA
be/DPA