Und jetzt ... Django Asül Merkel und Sarkozy sind das neue Schurkenpaar

Eine Satire von Django Asül
Die Eurosünder bringen Friedensbomber Obama um den Schlaf. Die Lösung: Auf dem Weg aus dem Irak schauen die US-Truppen in Brüssel vorbei.

Muammar el Gaddafi befindet sich in einer äußerst letalen Gesamtverfassung. Und die Amerikaner haben keinen Bock mehr auf Randale im Irak. Endlich mal Nachrichten, die nichts mit dem Euro zu tun haben. Aber ist dem wirklich so? Natürlich nicht. Denn beide Themen lassen Rückschlüsse auf die EU ziehen. Das Beispiel Gaddafis lehrt: Wer als realitätsblinder Autokrat durch die Zeitgeschichte stolpert, darf sich nicht wundern, wenn der Umgang mit seiner Person relativ finale Züge kriegt. Gaddafi hat viele krude Reden geschwungen in letzter Zeit und zu Maßnahmen gegriffen, die sehr unerfreuliche Folgen für die Bevölkerung hatten. Das erinnert doch stark an das Auftreten der EU-Regierungschefs in den letzten Monaten. Doch die Merkels und Sarkozys sollten langsam wissen: Wenn es a) zu lang und b) zu blöd läuft, macht die NATO ernst.

Wer einen Gaddafi eliminiert, der ja im Gegensatz zu Merkel doch zu einer gewissen Entscheidungsfreudigkeit neigte, wird bei einem Bröselmonster wie die EU nicht groß Federlesens machen. Amerika als NATO-Klassensprecher zeigt sich längst besorgt um die Entwicklung in Europa. Wenn Amerika das Attribut besorgt in den Mund nimmt, darf man sich sicher sein: Der Finger ist schon am Abzug und ein Einmarsch steht bevor.

Darum zieht die USA ihre Truppen aus dem Irak ab, um eine eher militärisch geprägte Version des Rettungsschirms in Europa zu installieren. Zudem ist im Irak die Immunität der US-Soldaten nicht mehr gewährleistet, weil die irakische Führung urplötzlich irgendwas von Menschenrechten und Völkerrecht schwadroniert. Da denkt sich natürlich einen Friedensbomber wie Obama: Die Iraker haben wohl einen Vogel! Eine Besatzungsmacht, die nicht nach Herzenslust herumballern darf ohne Rücksicht auf zivile Verluste, macht sich zum Gespött aller Schurkenstaaten.

Also auch in Europa. Denn gerade in Europa macht sich ein gesunder Despotismus breit. Mehr Europa geht scheinbar nur mit weniger Demokratie und mehr Gipfel. Und noch mehr Hebel. Seit Tagen werden Hebelvarianten diskutiert, denen selbst Hütchenspieler und Geldwäscher großen Respekt zollen. Es geht um die Frage: Wie viele X muss man für U halten, um Schulden in Guthaben zu verwandeln? So ein Vorgehen muss behutsam geplant werden. Und deshalb gibt es erst mal einen Gipfel zum Gipfel.

Der erste Gipfel wurde quasi angesetzt, um den zweiten Gipfel anzukündigen. Vielleicht hätte man den ersten Gipfel als Pressekonferenz ansetzen sollen. Denn erst beim zweiten Gipfel wird zwar keine Lösung präsentiert, aber immerhin erklärt werden, warum derzeit eine Lösung der Schuldenkrise die Märkte mehr verunsichern würde als keine Lösung. Denn bisher war es immer so, dass die euphorisch bejubelten Rettungsschirme nur größere Probleme nach sich zogen. Dagegen spricht auch nichts. Schließlich liegt es auf der Hand: Wenn rein hypothetisch die Schuldenmacherei aufhören würde, hätte bis auf Deutschland kein Land mehr ein Argument, um in der Eurozone zu bleiben. Schlussendlich darf man nicht ausblenden, dass die gemeinsame Währung der Preis dafür war, dass Deutschland die DDR mitsamt Altlasten übernehmen konnte. So durfte good old Germany zwei Jahrzehnte lang beweisen, dass es jederzeit die Schulden anderer Länder stemmen kann. Erst jetzt haben von Frankreich bis Portugal alle Eurostaaten die Gewissheit, dass sie sich weiter verschulden können, ohne ihren eigenen Steuerzahlern auf den Keks zu gehen. Es hat sich herumgesprochen, dass deutsche Steuerzahler verlässlichere Gesellen sind als beispielsweise französische Banken.

Der britische Premier Cameron hat das frei von innenpolitischen Erwägungen erkannt und rät den Eurochefs zur großen Kanone. Der Rettungsschirm müsse noch viel mehr Feuerkraft entwickeln. Cameron hat also die destruktive Wirkung des Rettungsschirms entlarvt und fordert größtmögliches Zerstörungspotenzial. Schließlich hat Großbritannien es schon immer gewusst: Alles, was über eine gemeinsame Wirtschaftszone hinausgeht, ist zwar ein schöner Stoff für Rosamunde Pilcher, aber in der realen Welt so brauchbar wie ein Neoprenanzug bei einem Tsnunami.

Django Asül live

... am 27.Okt Kleinheubach/Aschaffenburg, 29.Okt Winterbach/Stuttgart, 31.Okt München/Deutsches Theater. Mehr Infos unter django-asuel.de

Ein Kind ist die Lösung

Einen richtig spektakulären Ansatz zur Beruhigung der Finanzmärkte lieferte Frankreichs Obermufti Sarkozy. Er wurde Vater, weil Mick Jaggers Ex-Freundin Carla Bruni ein Kind zur Welt gebracht hat. Damit sendet er eine kraftvolle Botschaft aus: Wer Kinder in die Welt setzt, hat keine Zeit für Demonstrationen und Proteste gegen Banken und Politiker. Es ist auch ein Beweis, dass die Eurokrise nicht so heiß gegessen werden muss, wie sie gekocht wird. Auch wenn sich Merkel die Zähne daran ausbeißt. Und Berlusconi definiert al dente sowieso ganz anders. Sarkozy will sagen: Er bevorzugt lieber Intimitäten mit seiner Frau statt Kungeleien mit Merkel. Das ist nicht nur für Ästheten sondern auch für Analysten nachvollziehbar. Die EU soll die französischen Banken raushauen und ansonsten die Klappe halten. Das ist auch ganz im Sinne von Frau Merkel. Wenn nämlich Frankreich selber seine Banken kapitalisieren und dadurch sein Ranking versauen muss, darf Deutschland den ganzen Rettungsschirm alleine aufspannen. Drum will Sarkozy, dass der Rettungsschirm selber eine Banklizenz bekommt.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Das würde zwar für Deutschland genau so teuer wie wenn man einen Rettungsschirm ohne Banklizenz alleine stemmt. Aber dadurch hätte Sarkozy bessere Chancen auf seine Wiederwahl. Was wird Merkel dagegensetzen können? Dass sie nun auch auf die Schnelle mal ein Kind zur Welt bringt, will sich niemand mit Rücksicht auf das Kind vorstellen. Überhaupt wäre das eher eine Aufgabe für Ursula von der Leyen, die ihre unzähligen Kinder schon mal auf dem Weg in die Kabinettssitzung oder während eines Interviews das Licht der Welt erblicken ließ.

So oder so wird jedoch auch nach diesen Gipfeln klar sein: Europa ist und bleibt eine Sturzgeburt. Und Amerika sollte vor einem eventuellen Einmarsch in der EU stets bedenken: Im Irak ist man grandios gescheitert. Was wiederum Europa beweist: Ein Scheitern ist sogar ohne Euro möglich. Aber mit dem Euro erst recht.