Unionsdesaster Kritik am Wahlkampf à la Merkel

Die Abrechnung innerhalb der Union beginnt. Als erster führender Unionspolitiker hat CDU-Präsidiumsmitglied Karl-Josef Laumann den von Kanzlerkandidatin Angela Merkel geführten Bundestagswahlkampf massiv kritisiert.

"Die Partei war zu wenig für die Arbeitnehmer da", sagte Laumann, der Vorsitzender des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA ist, am Montag vor einer Präsidiumssitzung in Berlin. "Das ist in diesem Wahlkampf sträflich vernachlässigt worden." Es habe ein Schattenkabinett gegeben, in dem kein einziger Sozialpolitiker vertreten gewesen sei. Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister kritisierte weiter, die Union sei im Wahlkampf zu einseitig aufgestellt gewesen. "Diejenigen, die das toll fanden, haben mit der Zweitstimme auch noch FDP gewählt." Laumann forderte: "Die CDU muss sich besinnen, wo sie herkommt."

Bei der Wahl am Sonntag war die Union nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit 35,2 Prozent deutlich unter ihren Erwartungen geblieben. Merkel wollte mit der FDP die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder ablösen. Trotz der Stimmengewinne der Liberalen hat Schwarz-Gelb eine Regierungsmehrheit verfehlt.

Merkel stellt sich der Wahl zum Fraktionsvorsitz

Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel wird sich nach dem knappen Ergebnis bei der Bundestagswahl am Dienstag nach Angaben aus Unionskreisen der Wahl zum Fraktionsvorsitz stellen. Derzeit gebe es zu der CDU-Chefin für diesen Posten keinen Gegenkandidaten, hieß es aus Unionskreisen. Ursprünglich standen für die Sitzung keine Wahlen der Fraktionsspitze auf der Tagesordnung. Ziel ist es offenbar, Merkel durch eine Wiederwahl das Mandat für Verhandlungen mit den anderen Parteien über eine Regierungsbildung zu erteilen. Zuvor hatte sich der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus für rasche Wahlen zum Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion ausgesprochen, damit der Verhandlungsauftrag für Gespräche mit den anderen Parteien klar sei. "Da kann man jetzt nicht zwei Wochen warten, bis die Fraktion sich gefunden hat", hatte er gesagt.

Reuters