Der polnische Botschafter in Deutschland, Marek Prawda, fühlt sich durch Äußerungen aus dem Bund der Vertriebenen (BdV) über den Beginn des Zweiten Weltkriegs an Nazi-Propaganda erinnert. Auch dieser sei es darum gegangen, "die Kriegsschuld auf andere zu schieben", sagte Prawda der "Passauer Neuen Presse" (Freitagausgabe). "Die Aussagen, die wir jetzt aus den Teilen des Bundes der Vertriebenen hören müssen, erinnern an die Aussagen aus weniger rühmlichen Zeiten."
Über die Äußerungen zweier BdV-Funktionäre und deren Präsidentin Erika Steinbach zur "Mobilmachung" Polens im März 1939 sagte der Diplomat, hier werde der Versuch einer Relativierung unternommen. Aus polnischer Sicht sei das "keine große Überraschung - so etwas haben wir in der Vergangenheit leider immer wieder aus Kreisen des Bundes der Vertriebenen gehört". Diese Äußerungen belegten, "dass viele Menschen im Ausland ebenso wie in Deutschland nicht ohne Grund Probleme mit dem Bund der Vertriebenen und seiner Arbeit haben", erläuterte der Botschafter.
Dennoch sehe der Vertreter Polens in Deutschland die gegenseitigen Beziehungen zwischen Berlin und Warschau nicht belastet: "Die deutsch-polnischen Beziehungen sind viel zu stark, um durch so etwas ernsthaft in Gefahr gebracht zu werden." Prawda verwies darauf, dass "viele Deutsche, die ihre Heimat verlassen mussten", gute Kontakte zu Polen pflegten.