Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten Gauck ruft zu Offenheit gegenüber Flüchtlingen auf

Bundespräsident Joachim Gauck mahnt in seiner Weihnachtsansprache die Menschen, ihre Herzen vor Flüchtlingen und Asylbewerbern nicht zu verschließen - auch mit Blick auf die eigene Geschichte.

Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Weihnachtsansprache zu Großherzigkeit und Verständnis gegenüber Flüchtlingen in Deutschland aufgerufen. "Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen nicht mit der Erwartung, hier in ein gemachtes Bett zu fallen. Sie wollen Verfolgung und Armut entfliehen, und sie wollen Sinn in einem erfüllten Leben finden", sagte Gauck in seiner Ansprache, die am ersten Weihnachtstag um 19 Uhr ausgestrahlt wird.

"Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können", sagte der Bundespräsident. Zwar sei der Satz richtig, aber wichtig sei es auch, sich angesichts der Bilder von Verletzten und Verjagten zu fragen: "Tun wir wirklich schon alles, was wir tun könnten?"

Auf der Suche nach Freiheit und Recht

Vor allem afrikanische Flüchtlinge versuchen jedes Jahr zu Tausenden, über das Mittelmeer in die Europäische Union zu gelangen. Ihre oft kaum seetauglichen Boote geraten dabei regelmäßig in Seenot, alljährlich sterben hunderte Menschen auf dem Weg über das Meer. Seit der Flüchtlingstragödie Anfang Oktober vor Lampedusa mit mehr als 360 Toten steht die EU-Einwanderungspolitik verstärkt in der Kritik, da sie vor allem auf Abschottung setzt. Der Bundespräsident hatte bereits in seiner ersten Weihnachtsansprache vor einem Jahr zu Offenheit gegenüber Asylsuchenden und Zuwanderern aufgerufen.

Auch heute seien Menschen an vielen Orten der Welt auf der Flucht. "Wir denken an das schreckliche Schicksal der Familien aus Syrien, wir denken an die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa über das Wasser wagen. Wir denken auch an die Menschen, die kommen, weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden, die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden", so der Bundespräsident.

Ehrenamtliche - ein "Geschenk für Deutschland"

Der Bundespräsident würdigte in seiner Weihnachtsansprache zugleich das Engagement vieler Ehrenamtlicher in Deutschland. "Sie helfen in beeindruckender Weise bei Naturkatastrophen wie der großen Flut in diesem Sommer. Sie lindern Armut und verhindern Ausgrenzung. Sie kümmern sich um kulturelle Werte, fördern den Breiten- und Behindertensport, verteidigen Menschen - und Bürgerrechte, helfen Menschen, besser zu leben oder begleitet zu sterben."

Gauck sagte an die Adresse der Ehrenamtlichen weiter: "Sie sind das große Geschenk für Deutschland. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie unser Land so lebenswert machen."

Der frühere Pfarrer Gauck erwähnte in seiner Ansprache ausdrücklich auch "Menschen anderer Religionen" und "Menschen, die ohne Glauben leben". Auch für sie stärke Weihnachten die Hoffnung und Sehnsucht danach, "in Frieden und Einklang mit unseren Mitmenschen leben zu können".

DPA
dho/AFP/DPA

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