Der deutsche Mittelstand lehnt einen pauschalen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen im Rezessionsjahr 2009 ab. "Lippenbekenntnisse helfen niemandem", sagte der Präsident des Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, dem "Münchner Merkur". Er sei jedoch davon überzeugt, dass die mittelständischen Unternehmen "auch 2009 trotz schwierigster Rahmenbedingungen ihrer beschäftigungspolitischen Verantwortung gerecht werden".
"Der Mittelstand macht keine großen Worte, sondern er handelt", sagte Ohoven. "Die Klein- und Mittelbetriebe stellen verlässlich 70 Prozent aller Arbeitsplätze in unserem Land."
Der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer (ASU), Patrick Adenauer, sagte der "Bild"-Zeitung: "Ich halte es für sehr schwierig, in wirtschaftlich so turbulenten Zeiten Arbeitsplatzgarantien auszusprechen." Niemand könne wissen, wie sich die Lage 2009 entwickeln werde. Die beste Arbeitsplatzgarantie sei es, "wenn die Kunden für Nachfrage sorgen und unsere Produkte und Dienstleistungen kaufen".
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnte ebenfalls vor überzogenen Erwartungen an Arbeitsplatzzusagen der Wirtschaft. "Eine Garantie, dass es keine Entlassungen geben wird, kann die Wirtschaft insgesamt nicht abgeben", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Ulrich Brocker der "Frankfurter Rundschau". Allerdings werde jeder einzelne Betrieb alles tun, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.
Hundt bekräftigt Beschäftigungs-Moratorium
Demgegenüber hat Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt die Bereitschaft der Wirtschaft für ein Beschäftigungs-Moratorium bekräftigt. "Ich bin zuversichtlich, dass Dax-Unternehmen bereit und in der Lage sein werden, eine Zusage zu geben, in der Krise auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen möglichst zu verzichten", sagte Hundt dem "Handelsblatt".
Bei dem Krisentreffen im Kanzleramt am Sonntag hatten Wirtschaftsvertreter eine Art Selbstverpflichtung der Industrie vorgeschlagen, trotz der 2009 erwarteten Rezession auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Dabei soll auch eine Änderung des bereits verlängerten Kurzarbeitergeldes zur Sprache gekommen sein.
Kanzlerin Angela Merkel hatte angekündigt, noch im Januar die Chefs der 30 größten Dax-Konzerne einzuladen und sie auf eine Jobgarantie im Rezessionsjahr 2009 einzuschwören.