Bilanz für 2023 Zahl der Asylerstanträge in Deutschland um mehr als 50 Prozent gestiegen

Zettel mit Ablauf des deutschen Asylverfahrens
Asylerstantrag in Deutschland: Die Bundesrepublik war auch 2023 ein wichtiges Zielland für Flüchtlinge
© Hanno Bode / Imago Images
Im vergangenen Jahr haben 329.000 Menschen erstmals Asyl in Deutschland beantragt. Das ist ein drastischer Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Aber auch die Zahl der Rückführungen ging in die Höhe.

Rund 329.000 Menschen haben in Deutschland im vergangenen Jahr einen Erstantrag auf Asyl gestellt. Das ist ein Anstieg von gut 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am Montag in Nürnberg mitteilte. Dazu kamen den Angaben zufolge fast 23.000 Folgeanträge. 2022 waren es insgesamt 244.132 Anträge und Folgeanträge gewesen.

Laut Bamf entschied das Bundesamt 2023 über mehr als 260.000 Asylverfahren. Dabei bekam etwa die Hälfte der Menschen einen Schutzstatus zugesprochen. Abgelehnt wurden die Anträge von fast 62.000 Menschen, knapp 65.000 Verfahren wurden aus verschiedenen Gründen eingestellt – zum Beispiel, weil der Asylantrag zurückgenommen wurde.

Syrien liegt bei Herkunftsländern an der Spitze

Fast 23.000 aller Erstanträge 2023 betrafen nach Bamf-Angaben in Deutschland geborene Kinder unter einem Jahr. Mit mehr als 104.000 Asylanträgen seit Jahresbeginn war Syrien das zugangsstärkste Herkunftsland und lag damit vor der Türkei (62.624) und Afghanistan (53.582).

Im vergangenen Jahr dauerte das Verfahren für Erst- und Folgeanträge im Schnitt 6,8 Monate. Im Jahr 2022 waren es durchschnittlich 7,6 Monate. Die Zahl der anhängigen Verfahren lag Ende Dezember bei fast 240.000.

"Die Asylzahlen für 2023 zeigen, dass wir unseren Kurs zur Begrenzung der irregulären Migration konsequent fortsetzen müssen", erklärte Innenministerin Nancy Faeser. Die Bundesregierung habe "für neue Klarheit in der Migrationspolitik gesorgt". Die SPD-Politikerin nannte als Beispiele das Gesetzespaket für mehr und schnellere Rückführungen, welches der Bundestag "in Kürze" beschließen wolle; ein mit Georgien geschlossenes Migrationsabkommen sowie die Einigung auf ein neues Gemeinsames Europäisches Asylsystem.

2023 sei die Zahl der Rückführungen schon um ein Viertel höher gewesen als im Vorjahr. Doch bis alles spürbare Wirkung zeige, "haben wir zusätzliche Maßnahmen getroffen, mit denen wir die Zahl unerlaubter Einreisen reduzieren", betonte Faeser. Die vorübergehenden Grenzkontrollen wirkten. "Vor allem legen wir so der brutalen Schleusungskriminalität das Handwerk." Faeser hatte im Oktober nach langem Zögern auch stationäre Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz angeordnet.

Union fordert "Asyl- und Integrationswende"

Scharfe Kritik an der Ampel-Koalition äußerte die Union. "Die Bundesregierung bekommt die Migrationskrise nicht in den Griff", monierte deren Vizefraktionschefin Andrea Lindholz (CSU). 2023 sei das Jahr mit den viertmeisten Asylanträgen in der Geschichte der Bundesrepublik gewesen.

Lindholz kritisierte, dass das Gesetz für verbesserte Rückführungen frühestens im Februar in Kraft treten werde und zudem entkernt worden sei. Sie forderte "eine Asyl- und Integrationswende in Deutschland." Dafür müssten unter anderem sämtliche freiwilligen Aufnahmeprogramme sofort gestoppt und der Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten beendet werden.

DPA · AFP
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