Fünf Stockwerke hoch und fast so lang wie ein Wohnblock - die "Air Force One" ist weltweit unverwechselbar. Und sie ist weit mehr als ein gewöhnliches Transportmittel für den US-Präsidenten: Die blau und weiß angestrichene Maschine ist mit der Zeit zu einem markanten Symbol für die Macht Amerikas geworden.
Amerikanische Fernsehsender unterbrechen ihr laufendes Programm, wenn das riesige Flugzeug landet. Hollywood-Studios nutzen es gerne für Filme, und besonders gern lassen sich Politiker damit ablichten. Seit 60 Jahren fliegen amerikanische Präsidenten mit diesen ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Maschinen um die Welt.
Schlafzimmersuite mit angeschlossener Dusche
George W. Bush verfügt in der "Air Force One" beispielsweise über eine Schlafzimmersuite mit angeschlossener Dusche. Ein paar Schritte weiter hat er ein eigenes Arbeitszimmer und kann in einem eleganten holzgetäfelten Konferenzraum seine Mitarbeiter empfangen. Außerdem kann er über Satellit seine Lieblingssportsendungen im Fernsehen verfolgen.
Dem Präsidenten, seinem Stab und der Besatzung steht in der "Air Force One" eine Fläche von 360 Quadratmetern zur Verfügung - unter anderem sechs Badezimmer und Toiletten sowie ein Raum für Notoperationen. Die Kommunikation wird über 87 Telefone gewährleistet.
Auch Bushs Vater, Expräsident George Bush, wusste die Vorzüge der Maschine zu schätzen: Hier ginge nie ein Koffer verloren, und das Flugzeug starte stets pünktlich, scherzte er.
Dank der Möglichkeit, hunderte Mahlzeiten zu lagern und im Flug zu tanken, kann die "Air Force One" mehr als eine Woche in der Luft bleiben. Mit einer Tankfüllung kann sie um die halbe Welt fliegen und 2,7 Tonnen Gepäck transportieren. Zudem ist sie vor radioaktiver Strahlung geschützt und mit einem Raketenabwehrsystem ausgestattet.
Eine Boeing 747-200B mit allen Extras
Jedes Flugzeug, das den US-Präsidenten transportiert, wird als "Air Force One" bezeichnet. Insgesamt steht eine Flotte von mehr als einem Dutzend anderer und kleinerer Maschinen zur Verfügung, die aber auch andere Regierungsmitglieder oder befreundete Staatsoberhäupter benutzen können. Die Maschine, in der der Präsident sitzt, wird jeweils als "Air Force One" bezeichnet.
Bei der weltweit bekannten "Air Force One" handelt es sich um eine aufwendig umgebaute Boeing 747-200B. Derzeit gibt es zwei solcher Maschinen. Bis auf ihre Identifizierungsnummer 28000 und 29000 sind sie identisch, und zu jeder Tages- und Nachtzeit steht eine der beiden Maschinen für den Präsidenten bereit. Sie wurden noch unter Präsident Ronald Reagan angeschafft und ersetzten kleinere und in die Jahre gekommene Boeings vom Typ 707.
Die beiden aktuellen Boeings sind kaum mit einem zivilen Flugzeug gleichen Bautyps vergleichbar: Filme laufen dort weit vor ihrer Veröffentlichung, das gold-weiße Porzellan ist exquisit, und selbst die Salz- und Pfefferstreuer sind individuell gefertigt. In der Maschine finden jedoch nur 76 Passagiere und 26 Besatzungsmitglieder Platz.
Eine Neuerung: texanisch-mexikanische Menüs
Unter Präsident Bill Clinton war das Flugzeug oft Schauplatz von nächtlichen Kartenspielen. Clinton schlenderte dann vorbei an dem Abteil des Geheimdienstes und setzte sich zu den Journalisten im hinteren Teil des Flugzeuges. Bush hingegen meidet das Presseabteil. Nach Angaben seiner Vertrauten feilt er an Bord meist an seinen Reden oder trifft mitreisende Abgeordnete. Eine weitere Neuerung: Während seiner Präsidentschaft wechselten die Menüs ins Texanisch-Mexikanische.
Im vergangenen November nutzte Bush die "Air Force One" auch für den Kongress-Wahlkampf. Gern zeigte er sich öffentlichkeitswirksam mit den Kandidaten und dem amerikanischen Symbol. Das erregte zwar Misstöne des politischen Gegners, aber immerhin legte Bush mit diesen Extratouren im vergangenen Jahr exakt 309.732 Kilometer zurück und besuchte so 150 Orte. Vielflieger Clinton flog in den acht Jahren seiner Amtszeit 2,25 Millionen Kilometer - aber auf das Jahr gerechnet waren das nur 281.575 Kilometer.