"heute wichtig" Impfnebenwirkungen: Raus aus der Schwurbel-Ecke

Hand mit blauem Handschuh setzt eine Impfung
Die Covid-Impfungen werden in weit überwiegender Zahl gut vertragen. Dennoch gibt es seltene Komplikationen. Der Umgang mit diesen Fällen ist in Deutschland "verklemmt".
© Uwe Anspach / DPA
Es gibt eine Informationslücke in Deutschland – und sie betrifft Impfkomplikationen, erklärt der stern-Wissenschaftsjournalist Bernhard Albrecht bei "heute wichtig". Vereinnahmt von impfskeptischen Personen darf diese Lücke so nicht stehen bleiben. Im Podcast klären wir auf. 

Die Corona-Impfstoffe sind die am meisten verabreichten Impfstoffe der Welt. Alleine in Europa wurden bis Anfang Januar 2022 735 Millionen Dosen verimpft – bei rund 0,12 Prozent erfasste die EMA, die Europäische Arzneimittel-Agentur, bisher Nebenwirkungen. Die Impfung ist sicher und tut zweifelsohne das, was sie soll: Sie schützt vor schweren Folgen einer Corona-Infektion. Dieser Fakt darf aber nicht dazu führen, dass die Debatte um mögliche Impfnebenwirkungen und die kritische Auseinandersetzung damit allein den impfskeptischen Personen überlassen wird, kritisiert Bernhard Albrecht. Er ist Mediziner und Wissenschaftsredakteur beim stern und hat das Thema monatelang intensiv bearbeitet, mit mutmaßlichen Betroffenen gesprochen, Studien gewälzt und bei ärztlichem Personal nachgehorcht.

In der 219. Folge von "heute wichtig" erläutert Albrecht: "Wenn man es juristisch betrachtet, gibt es die sogenannten Impfreaktionen, die sind auch nicht meldepflichtig, und dann gibt es die Impfkomplikationen." Impfreaktionen treten unmittelbar nach der Impfung auf, äußern sich beispielsweise in Unwohlsein, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Fieber. Allerdings klingen sie in den allermeisten Fällen nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Das liegt daran, dass die Impfung "sehr reaktogen ist", so Albrecht. Mit dem Begriff Impfkomplikationen werden dagegen tatsächliche Nebenwirkungen bezeichnet. Die bekanntesten sind zum Beispiel Herzmuskelentzündungen oder auch die Sinusvenenthrombosen. Beides liegt an einer sehr seltenen Autoimmunreaktion, die im Moment erforscht wird. 

Corona: "Unser Umgang in Deutschland mit Impfnebenwirkungen ist verklemmt" 

So selten Impfkomplikationen tatsächlich auftreten, kritisiert Bernhard Albrecht im Podcast trotzdem, wie auf sie geschaut wird: "Unser Umgang in Deutschland mit Impfnebenwirkungen ist verklemmt." Was helfen könnte, sagt Albrecht im Gespräch mit Michel Abdollahi, wäre beispielsweise eine bessere Erfassung durch ein Impfregister, das in anderen Ländern bereits eingeführt wurde. Zudem fordert er auch im Umgang, dass tatsächliche Patient:innen ernst genommen werden, von Mitmenschen und Hausärztin oder Hausarzt: "Je nachdem, wie stark sie ausgeprägt sind, können sie Angst machen. Und wenn sie Angst machen, muss der Arzt sie ernst nehmen." 

Michel Abdollahi
© TVNOW / Andreas Friese

Podcast "heute wichtig"

Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

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dho