Schon im September gab es Berichte, dass Nordkorea Russland mit Waffenlieferungen unterstützen könnte. Neben dem Iran wäre das der zweite "Paria"-Staat, der dazu bereit wäre. Inzwischen sollen die Lieferungen im vollen Gange sein, so der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby.
"Unsere Hinweise deuten darauf hin, dass die Demokratische Volksrepublik Korea verdeckt liefert, und wir werden beobachten, ob die Lieferungen ankommen", so Kirby. "Unsere Informationen deuten darauf hin, dass sie versuchen, die Art der Lieferung zu verschleiern, indem sie sie durch andere Länder im Nahen Osten und Nordafrika leiten."
Aufstockung der Lager
Möglich ist das, weil viele Staaten keinerlei Sanktionen gegen Russland erlassen haben. Wie erwartet wurde, wird zunächst Artilleriemunition in beträchtlicher Menge geliefert. Kirby versicherte, dass die Vereinigten Staaten nicht annehmen, dass die zusätzlichen Waffen den Verlauf des Krieges verändern werden. Was die USA unternehmen werden, um die Transporte zu stoppen, ließ er offen. Der Westen hat bislang stets darauf spekuliert, dass Putin früher oder später seine Munitions- und Waffenvorräte verbrauchen wird. Allein aus der laufenden russischen Produktion kann der Verbrauch des Krieges nicht ausgeglichen werden. Doch je mehr Lieferungen aus Drittstaaten der Kreml organisieren kann, umso hinfälliger wird die Annahme.
Nordkorea dementiert diese Lieferungen, so wie auch der Iran. In der Ukraine sind bislang keine Waffen und keine Munition aus dem Land gefunden worden.
Nordkorea kann einfache Waffen und Munition in großer Menge liefern
Die Waffenindustrie Nordkoreas gilt weitgehend als rückständig, dadurch wird das Land als Lieferant aber nicht uninteressant. Es kann einfache Waffen wie Granaten für Haubitzen und Mörser, Munition für Kleinwaffen und Minen liefern. Experten gehen davon aus, dass das paranoide Kim-System sehr große Menge davon gehortet hat.
Am Mittwoch feuerte Nordkorea mindestens 23 Raketen ins Meer, darunter eine, die weniger als 60 km (40 Meilen) vor der Küste Südkoreas landete. Auch einfache ballistische Raketen könnten Putin helfen. Bedrohlich ist die naheliegende Vorstellung, dass Russland nicht allein mit Devisen und Rohstoffen für die Unterstützung bezahlt, sondern auch Knowhow für Raketentechnik zur Verfügung stellt.

Krieg der Magazine
Die Lieferung ist auch darum bedeutsam, weil die Vorräte der Ukraine nicht unbegrenzt sind. Kiew wird vom Westen, namentlich von den USA, massiv unterstützt, aber dennoch übersteigt auch hier der Verbrauch die aktuelle Produktion. Das heißt auch die Ukraine führt einen Krieg aus dem Magazin – aus dem der Vereinigten Staaten. Bei einzelnen Systemen ist die Lage kritisch. Dem Flakpanzer Gepard geht die Munition derzeit aus. Hier ist die Lage allerdings noch etwas komplizierter. Die Bundeswehr besitzt noch einen Vorrat an Munition für die Zwillingskanone des Panzers, doch diese Munition stammt aus der Schweiz. Das strikt neutrale Land hatte zuletzt erneut die Weitergabe an die Ukraine untersagt.