Flugverbot wegen Vulkanasche Kritik am Krisenmanagement

In ganz Europa lief der Flugverkehr reibungslos – nur in Deutschland sorgte das Flugverbot für viele Ausfälle und Verspätungen. Hauptkritikpunkt: Die Grenzwerte der Aschekonzentration.

Nach dem Vulkanausbruch auf Island sind am Donnerstag keine Einschränkungen des Flugverkehrs in Europa zu erwarten. Starts und Landungen in ganz Europa dürften wieder reibungslos ablaufen, hatte die Europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol am Mittwochabend in Brüssel mitgeteilt. "Da die Aschewolke sich über Nacht voraussichtlich verteilen wird, erwarten wir morgen keine nennenswerten Auswirkungen auf den Europäischen Luftraum."

Obwohl der Betrieb auf den Flughäfen im Norden Deutschlands nur für einige Stunde ruhte, waren die Folgen gravierend: Reisende konnten gar nicht fliegen, mussten lange Verspätungen in Kauf nehmen oder auf Bahn und Auto umsteigen. In Hamburg, wo der Flughafen sechs Stunden dicht war, fielen mehr als 230 Flüge aus – 20.000 Passagiere waren betroffen. An den Berliner Flughäfen, die drei Stunden zu waren, hieß es bei rund 180 Flügen: "gestrichen". Wegen der Schließungen im Norden blieben zudem in ganz Deutschland zahlreiche Maschinen am Boden, darunter in Frankfurt/Main, Stuttgart, Düsseldorf, Hannover, München und Nürnberg. Abgesehen von Deutschland lief der Flugbetrieb in Europa weitgehend normal.

Aschewolke nach Osten abgezogen

Mittlerweile ist dem Vulkan im Südosten Islands die Puste ausgegangen. Der Grímsvötn schleudere keine Asche mehr sehr hoch in die Atmosphäre, sagte ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik. Schon am Mittwochvormittag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Aschekonzentration in der Luft als nicht mehr kritisch eingestuft. Die Wolke ziehe langsam nach Nordosten in Richtung Polen und Ostsee ab. In Deutschland darf bei mehr als zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller geben grünes Licht.

Piloten und Opposition hatten das Krisenmanagement kritisiert. Ein Grenzwert sei nur belastbar, wenn er mit Tests untermauert werde, sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. "Das ist derzeit noch nicht der Fall." Die SPD-Fraktion im Bundestag bemängelte, dass die Arbeitsgruppe Flugzeugtechnik seit Herbst 2010 nicht mehr getagt habe, obwohl kein Ergebnis vorlag. Ramsauer sieht dagegen Versäumnisse bei den Triebwerksherstellern. Nach Angaben der Internationalen Luftfahrtvereinigung brachte "das Missmanagement von 2010" dem internationalen Luftverkehr einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro).

Ramsauer will einheitliche Richtlinien in Europa

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) fordert einheitliche Richtlinien in Europa zum Umgang mit Vulkanasche im Flugverkehr. Nach Informationen der "Passauer Neuen Presse" hat der Minister dies in einem Brief an die ungarische Ratspräsidentschaft unterstrichen. Er habe darin seinen ungarischen Amtskollegen Pál Völner gebeten, das Thema beim Verkehrsministerrat am 16. Juni ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen, schreibt die Zeitung

Im Frühjahr 2010 hatte er Ausbruch des isländischen Gletschervulkans Eyjafjallajökull wochenlang zum Ausfall tausender Flüge geführt. Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Luft. Inzwischen gelten drei Zonen - das Fliegen in Regionen mit geringer Konzentration ist erlaubt. In Deutschland legte Ramsauer daraufhin die kritische Marke von zwei Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft fest.

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be/DPA/AFP

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