Nur vier Tage nach der Pleite des britischen Mutterkonzerns meldet die deutsche Thomas Cook Insolvenz an. Tausende Urlauber sind derzeit mit dem Veranstalter unterwegs. Aber Condor hat durch ein sogenanntes Massedarlehen vom Staat einen finanziellen Spielraum erhalten. Wie geht es weiter?
Was bedeutet die Insolvenz der deutschen Reiseveranstalter von Thomas Cook?
Thomas Cook Deutschland hat am Mittwoch das Insolvenzverfahren eingeleitet. "Damit kümmert sich der Insolvenzversicherer Zurich um die Reisenden, die ihre Pauschalreise mit Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen, Thomas Cook Signature und Air Marin gebucht haben und aktuell in den Urlaubsgebieten vor Ort sind", teilt der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. Der Versicherer übernimmt damit die Kosten für die zwischen Thomas Cook Deutschland, den Hotels und Fluggesellschaften vereinbarten Leistungen. Das bedeutet, dass Hotels in den Urlaubsgebieten keinen Grund haben, Urlauber aus Angst vor Zahlungsschwierigkeiten des Reiseveranstalters zur Kasse zu bitten. Mit Stellung des Insolvenzantrages ist der Insolvenzversicherer zur Rückführung der Reisenden verpflichtet.
Was müssen betroffene Urlauber jetzt tun?
Ihren Sicherungsschein studieren: Darin steht, dass die Zurich Insurance bei einer Insolvenz der Pleite der Ansprechpartner bzw. der Dienstleister Kaera. Sollte der insolvente Reiseveranstalter die Rückreise nicht mehr organisieren können, übernimmt der Versicherer die Kosten für einen anderen Rücktransport.
Ist die Condor durch den Überbrückungskredit gerettet?
Vorerst ja. Condor ist eine 100-prozentige Tochter von Thomas Cook in Großbritannien. Trotz der Insolvenz hat der Ferienflieger den Flugverkehr aufrechterhalten können. Am Dienstagabend fiel der Beschluss, der Condor mit einer Finanzspritze in Höhe von 380 Millionen Euro zu helfen, für die das Land Hessen und der Bund bürgen.
Ist der Überbrückungskredit für Condor endgültig abgesegnet?
Die Zusage der für sechs Monate geplanten Rettungshilfe muss noch von der EU-Kommission abgesegnet werden. Grünes Licht für den Überbrückungskredit wäre ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Zukunft der Fluggesellschaft. "Weil unsere Liquidität für die saisonal bedingt schwächere Buchungsperiode von unserer insolventen Muttergesellschaft verbraucht wurde, benötigen wir diese Brückenfinanzierung für den Winter", sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup.
Kann London auf die deutschen Hilfsgelder zugreifen?
Condor muss sich vom insolventen Reisekonzern Thomas Cook und den Schwesterairlines lösen, um den von der Bundesregierung verbürgten Kredit nicht zu gefährden. Laut Teckentrup wird die Airline einen Antrag auf ein sogenanntes Schutzschirmverfahren stellen, um zu verhindern, dass die Gelder aus dem Brückenkredit an den Mutterkonzern in Großbritannien abfließen.
Wie viele Urlauber sind mit Condor momentan unterwegs?
Laut Wirtschaftsminister Peter Altmaier sind derzeit 240.000 Reisende aus Deutschland mit Condor an ihren Urlaubsorten. Diese könnten nun zu "annehmbaren Konditionen" zurückzukehren.
Ferienflieger Condor: Ab in die Sonne düsen
Wer könnte Condor übernehmen?
Die Fluggesellschaft ist schon seit längerem mit neuen Geldgebern im Gespräch. Bereits im Februar hatte Thomas Cook für Condor einen neuen Eigentümer gesucht, um aus einem möglichen Verkauf Geld nach London zu transferieren. "Wir hatten in der Zeit schon intensive Kontakte", sagte der Manager der Deutschen Presseagentur. Allerdings werde sich die Suche nach einem neuen Eigentümer hinziehen, um einen guten Preis zu erzielen. Denkbar wäre eine Annäherung mit dem zweiten deutschen Ferienflieger, der Tuifly in Hannover.
Könnte Lufthansa wieder Eigentümer von Condor werden?
Das Interesse der Lufthansa, deren Tochterfirma die Condor einmal war, ist angesichts anhaltender Verluste der Billigtochter Eurowings eher gering. "Eurowings wird sich selbst sanieren, und danach können wir über Zukäufe sprechen", sagte der Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson kürzlich. Außerdem besteht bei einem Übernahme-Deal die Hürde kartellrechtlicher Auflagen der EU-Kommission. Schon bei Aufteilung der Reste von Air Berlin kam die Lufthansa nicht wie gewünscht zum Zuge.