Triumphaler Doppelsieg von B&B, sensationelle Aufholjagd von Silberpfeil-Star Lewis Hamilton, Crash von Sebastian Vettel kurz vor Schluss und schwarzer Tag für die "Roten" von Ferrari: Die Formel 1 hat einen furiosen Start in die Saison mit einem dramatischen Finale aus deutscher Sicht hingelegt. Auf Podestkurs liegend kollidierte Sebastian Vettel drei Runden vor dem Ende beim Großen Preis von Australien mit dem BMW-Sauber-Piloten Robert Kubica und schied aus. "Ich bin ein Idiot, es tut mir sehr, sehr leid", gab Vettel via Teamfunk zu.
Vom Unfall des 21-Jährigen im Red Bull profitierte am Sonntag hinter dem siegreichen Pole-Mann Jenson Button und dessen Teamkollegen Rubens Barrichello im neuen BrawnGP vor allem Hamilton. Der Vorjahressieger raste sensationell von Startrang 18 auf den vierten Platz vor. Vor den englischen McLaren-Mercedes-Mann schob sich noch Jarno Trulli im Toyota.
Glock startete aus der Box
Dessen Teamkollege Timo Glock - beide waren nach einer Disqualifikation im Zeittraining aus der Box gestartet - wurde als Fünfter bester des deutschen Quintetts. Nico Rosberg aus Wiesbaden kam nach einem ständigen Auf und Ab letztlich auf den siebten Rang. Adrian Sutil aus Gräfelfing wurde im Force India Zehnter vor dem BMW-Sauber-Piloten Nick Heidfeld aus Mönchengladbach.
Vorne aber waren B&B im bärenstarken Brawn-Boliden das Maß aller Dinge. "Sie sind wie Phönix aus der Asche entstanden. Im letzten Jahr im Nirgendwo. Man kann es ihnen gönnen", meinte Rekordweltmeister und Ferrari-Berater Michael Schumacher. Im Nirgendwo versanken "Down under" dagegen die beiden Piloten der "Roten": Felipe Massa und Kimi Räikkönen schieden vorzeitig aus.
Button fuhr vorneweg
Um 17.02 Uhr Ortszeit in Melbourne erloschen die roten Ampeln: Während Button vorneweg zog und sich binnen kürzester Zeit einen Vorsprung herausfuhr, kam Teamkollege Barrichello nicht in die Gänge. Das nutzte Vettel, der Heppenheimer zog vorbei und schob sich auf Rang zwei. Zum Glück, denn dahinter wurde es durch Blockade- Barrichello vor und in der ersten Kurve eng. Er kollidierte mit Vettels Teamkollege Mark Webber, dessen Bolide wurde wiederum in den BMW-Sauber Heidfelds geschoben. Der von Rang neun gestartete Mönchengladbacher mit Titelambitionen musste nach Runde 1 schon in die Box. Einen Rang verlor beim Start auch Rosberg, doch im zehnten Umlauf ließ der Wiesbadener Ex-Weltmeister Räikkönen stehen und verbesserte sich wieder auf Rang fünf.
Dagegen setzten sich die Malaisen bei McLaren-Mercedes erstmal fort. Schon in der zweiten Runde musste Heikki Kovalainnen seinen Silberpfeil in der Box abstellen. Vorne zog Button mit rund fünf Sekunden Vorsprung erstmal recht einsam seine Runden im weißen Brawn GP. Dahinter Vettel. Der 21-Jährige - im vergangenen Jahr im Toro Rosso in Monza erstmals Grand-Prix-Sieger - bestätigte lange Zeit seinen Ruf als größte deutsche Hoffnung. Etwas früher als Button kam Vettel zum ersten Stopp in die Box (16. Runde). Alles lief nach Plan. Nicht so bei Rosberg, der auf Rang drei liegend zum Reifenwechsel Halt machte: allerdings 21,1 Sekunden lang.
Das Safety-Car kam zum Einsatz
Als dann Rosbergs Teamkollege Kazuki Nakajima seinen Williams demolierte, kam es zur ersten Safety-Car-Phase der neuen Saison und alle Vorsprünge waren dahin. Nach dem Restart passierte an der Spitze des Feldes erstmal nicht viel, ehe Vettel und Kubica auf dem Asphalt aneinandergerieten. "Es ist sehr enttäuschend. Wir waren heute richtig schnell", meinte Vettel mit traurigem Blick. Mit weichen Reifen sei er am Ende "nur noch rumgerutscht", der Unfall so gut wie unvermeidlich gewesen. "Ich konnte nicht mehr nach rechts ziehen." Im Nachhinein hätte er zwei, drei Schritte vorausdenken und ihn ziehen lassen müssen, räumte Vettel ein.
Mit seinem weißen Boliden kam Button nach 58 Runden auf dem 5,303 Kilometer langen Kurs und einer Gesamtdistanz von 307,574 Kilometern in 1:34:15,784 Stunden ins Ziel. Zuletzt war dem einstigen Wolf-Team (Besitzer damals der Austro-Kanadier Walter Wolf) am 9. Januar 1977 in Argentinien mit Jody Scheckter (Südafrika) ein Sieg gleich bei der Rennpremiere gelungen. Für Button war es erst der zweite nach dem Erfolg am 6. August 2006 in Ungarn.