Sex-Video BMW und Mercedes gehen auf Mosley los

Neben BMW und Mercedes haben auch andere Renställe den Inhalt des Videos von Fia-Boss Max Mosley scharf kritisiert. Sie verlangen vom Automobil-Weltverband schnelle Maßnahmen. Mosley will jetzt eine Fia-Genralversammlung einberufen.

"Die Inhalte der Veröffentlichungen sind abstoßend. Wir distanzieren uns als Unternehmen ausdrücklich davon", hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung von BMW und Mercedes. Der Vorgang betreffe Max Mosley in Person und als Fia-Chef. "Die Tragweite geht damit über den Motorsport hinaus. Wir erwarten eine Reaktion der relevanten Fia-Gremien." In dem Video, das am Sonntag von der englischen Zeitung "News of the world" veröffentlicht wurde, ist der Fia-Boss bei Rollenspielen mit Damen zu sehen.

Auch der japanische Formel-1-Rennstall Honda reagierte und forderte eine sofortige Entscheidung. "Das Honda-Formel-1-Team ist extrem enttäuscht über die jüngsten Ereignisse um Herrn Mosley und wir sind besorgt, dass die Reputation der Formel 1 und all ihrer Teilnehmer geschädigt wird", hieß es in einer Mitteilung. "Wir verlangen, dass die Fia dieses Thema sorgfältig in Betracht zieht und eine sofortige Entscheidung im besten Interesse der Formel 1 und des Motorsports fällt."

Moralischen Verpflichtungen nackommen

Zuvor hatte als erster der in Köln ansässige Formel-1-Rennstall Toyota einen kritischen Kommentar zur Sex-Affäre abgegeben. Die Japaner stellen sich in der von der "Welt" zitieren Stellungnahme "gegen jede Haltung, die der Formel 1 schaden könnte, insbesondere jede Haltung, die rassistisch oder antisemitisch gemeint sein könnte". Die Schlüsselfiguren des Sports müssten Vorbildfunktion haben, heißt es weiter. "Wenn alle Fakten bekannt sind, wird es an der Fia sein zu entscheiden, ob Mosley seinen moralischen Verpflichtungen nachgekommen ist."

Der auch "Mad Max" genannte Mosely will eine außerordentliche Generalversammlung der Fia einberufen. Er habe eine entsprechende Anfrage gestellt, teilte der Verband am Donnerstag in Sachir/Bahrain mit. Zu dem Treffen in Paris zum frühestmöglichen Zeitpunkt sollen alle Mitglieder eingeladen werden. Es gehe um die öffentliche Diskussion als Folge der Veröffentlichung des Videos. Die Fia werde bis zu dieser Sitzung keine weiteren Kommentare abgeben.

Mosley reist nicht nach Bahrain

Dafür verzichtet Mosley auf die Reise zum Großen Preis von Bahrain am Sonntag (14.30 Uhr MSZ/stern.de-Liveticker) - allerdings wohl nicht ganz freiwillig. Kronprinz Scheich Salman Bin Hamad Al-Khalifa hatte in einem von der "Times" enthüllten Brief an die Privatadresse Mosleys angesichts der Anschuldigungen von einem Trip abgeraten: "Mit großem Bedauern halte ich fest, dass es für sie zum jetzigen Zeitpunkt unangemessen wäre, nach Bahrain zu kommen." Der 67 Jahre alte Brite hatte indirekt die "peinliche" Teilnahme an einer in einem Video festgehaltenen Sexorgie mit fünf Prostituierten eingeräumt.

Trotz des wachsenden Drucks aus der PS-Szene lehnt Mosley, der es bedauert haben soll, von BMW und Mercedes vor der Veröffentlichung der Pressemitteilung nicht angehört worden zu sein, einen Rücktritt weiterhin kategorisch ab. Der Fia-Chef ziehe diesen Schritt auch nach den klaren Worten der Rennställe nicht in Betracht und sehe auch keinerlei Forderungen nach einem Rücktritt, sagte eine dem Briten nahestehende Person der DPA in Bahrain.

Der Druck auf Mosley ist groß

Dennoch ist Mosleys Verbleib an der Spitze der Fia angesichts der immer größer werdenden Front gegen ihn höchst fraglich. Laut Statuten des Weltverbandes ist es nicht möglich, einen Präsidenten innerhalb der jeweiligen Wahlperiode abzuberufen. Dies bestätigte ein Fia-Sprecher der DPA auf Anfrage.

Seine Anwälte sollen derzeit eine entsprechende Klage gegen das Blatt prüfen. Vonseiten der Fia-Funktionäre habe er unterdessen Unterstützung und Sympathiebekundungen erfahren, hatte Mosley in dem Brief geschrieben.

Sutil: "Man muss wissen, was man sagt"

Die Affäre um den höchsten Motorsportfunktionär war am Donnerstag - drei Tage vor dem dritten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft - auf dem Bahrain International Circuit auch unter den Fahrern Thema Nummer 1. Der deutsche Pilot Adrian Sutil sagte, er habe selbst Ausschnitte aus dem pikanten Video gesehen. Äußern wollte sich der Fahrer von Force India zu dem ganzen Geschehen nicht. "Ich weiß einfach zu wenig über die Vorfälle", sagte Sutil. Und fügte an: "Natürlich muss man in der Formel 1 immer aufpassen, was man sagt. Das ist Politik hier, das ist das Erste, was man lernt."

Der ehemalige Weltklassepilot Niki Lauda akzeptiert, dass Mosley die Sexorgie für seine Privatsphäre halte. "Problematisch aber wird es, wenn es mit Nazismus zu tun hat", sagte Lauda. Wenn sich dies trotz Mosleys Dementi als Fakt herausstellen sollte, sei er wegen seiner Vorbildfunktion als Fia-Chef nicht mehr tragbar: "Diese Bilder wären ein Schock für jeden jungen Rennfahrer."

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