1. Bundesliga Neuer patzt bei der Auftaktpleite des FC Bayern

Über 40 Millionen Euro hat der FC Bayern investiert, um endlich wieder die Bundesliga zu dominieren. Doch nach dem ersten Spieltag zieht große Ernüchterung ein, ein Patzer von Torwart Manuel Neuer leitete die 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach ein. Spielerisch enttäuschten die Bayern auf ganzer Linie.

Der 1. Spieltag in der Bundesliga startete mit einem beeindruckenden Auftritt des Meisters aus Dortmund. Und er endete mit einer Riesen-Sensation. Der für über 40 Millionen Euro verstärkte FC Bayern verlor zum Auftakt das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:1, offenbarte dabei viele spielerische Mängel und muss somit wieder von Beginn an hinter der Tabellenspitze herlaufen.

Die Gladbacher wiederum schafften Historisches, denn es war erst der zweite Sieg in der Bundesliga bei den Münchnern. Das Tor des Tages erzielte Igor de Camargo (62.), der VfL-Stürmer profitierte dabei aber von einem Fehler des neuen Torwarts Manuel Neuer. Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena dominierten die Bayern zwar über weite Strecken, doch nur selten gelangen sehenswerte Kombinationen, insgesamt wirkte das Spiel des Topfavoriten zu statisch, nicht flüssig genug und in weiten Zügen unmodern.

Stranzl fällt kurzfristig aus

Die Aufstellungen beider Teams hatten nur wenig Überraschendes. Bayern-Trainer Jupp Heynckes konnte wieder auf die zuletzt verletzt fehlenden Arjen Robben und Franck Ribéry bauen, aber nur der Niederländer stand auch in der Startelf, Ribéry saß auf der Bank. Für Robben musste David Alaba weichen, ansonsten spielte die Elf, die im DFB-Pokal 3:0 in Braunschweig gewinnen konnte.

Auf Gladbacher Seite rutschte kurzfristig Juan Arango in die Mannschaft, der Mittelfeldspieler hatte wegen der Copa America weite Teile der Vorbereitung verpasst. Trainer Lucien Favre musste zudem auf Manndecker Martin Stranzl verzichten, der kurzfristig wegen Wadenproblemen passen musste.

Favre hatte sich nominell für ein 4-4-2 mit zwei Sechsern (Havard Nordtveit und Roman Neustädter) und vier Offensiven entschieden, doch im ersten Durchgang stand die gesamte Gladbacher Mannschaft tief und überließ das Feld den Gastgebern. Und genau das behagte den Bayern nicht, denn die große optische Überlegenheit konnte nur selten in Torchancen umgemünzt werden.

Neuer zur Stelle

Die Borussia wollte mit Kontern zum Erfolg kommen, doch das gelang eigentlich nur, wenn Marco Reus mit seinen Tempo-Dribblings auf die neue Viererkette der Bayern zulief. Nationaltorwart Manuel Neuer war im ersten Durchgang seines ersten Bundesliga-Spiels für die Münchner aber nahezu beschäftigungslos - nach den letzten Jahren auf Schalke eine eher neue Erfahrung für Neuer. Erst in der 42. Minute war er erstmals gefordert, beim Heber von Arango war Neuer souverän zur Stelle - kurioserweise die beste Chance der gesamten ersten 45 Minuten.

Denn die Bayern machten viel mehr für das Spiel, hatten deutlich mehr Ballbesitz, das Spiel wirkte aber insgesamt noch zu statisch. Im Vergleich mit Meister Borussia Dortmund, der mit dem 3:1-Sieg gegen den Hamburger SV gleich einen Maßstab für die neue Saison gesetzt hat, wird in München noch zu lange mit dem Ball gelaufen, die individuelle Stärke der einzelnen Spieler soll für die entscheidenden Szenen sorgen.

Mit etwas mehr Zielstrebigkeit hätten die Bayern trotzdem zur Pause führen können. Torschützenkönig Mario Gomez brachte bei seiner Kopfballchance zu wenig Druck hinter den Ball (7.) und entschied sich nach 18 Minuten für den falschen Fuß. Toni Kroos mühte sich in der Mitte um die nötige Linie, seinen beiden Fernschüssen (26./38.) fehlte aber die Genauigkeit. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.

Gomez hat die Führung auf dem Kopf

Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs hatte der FCB dann seine bis dahin beste Chancen - und wieder stand Gomez im Mittelpunkt: Nach einer sehenswerten Flanke von Thomas Müller köpfte Gomez sher platziert, Marc-André ter Stegen war aber zur Stellen und lenkte den Ball um den Pfosten (49.). Sechs Minuten später der nächste Gomez-Kopfball nach einer Robben-Ecke, diesmal stand das Aluminium im Weg.

Doch auch die Gladbacher trauten sich nun mehr zu, das Spiel wurde insgesamt offener. Einmal durften die ganz in Weiß spielenden Fohlen sogar jubeln, Schiedsrichter Babak Rafati erkannte bei einem Kopfball von de Camargo aber zu Recht auf Foul des vermeintlichen Torschützen (59.). Die Gladbacher merkten nun aber, dass an diesem Tag in München erstmals seit 1995 - und insgesamt erst zum zweiten Mal überhaupt - wieder ein Dreier möglich war.

Ausgerechnet Neuer war es dann, der diese historische Chance möglich machte. Nach einem langen Ball von Roel Brouwers kam der Keeper aus seinem Kasten, Jerome Boateng erkannte das und blieb weg, doch Neuer war einfach ein bisschen zu spät und de Camargo ging mit dem Kopf dazwischen. Der Ball trudelte ins leere Tor und die Sensation nahm Formen an.

Etwas mehr Schwung mit Ribéry

Heynckes brachte Ribéry (61.) und Nils Petersen (76.), um die Offensive zu forcieren. Tatsächlich wurde das Spiel mit dem Franzosen etwas variabler, doch auch die Gladbacher versteckten sich weiterhin nicht, zudem hatten sie mit ter Stegen einen sehr guten Torwart in ihren Reihen, der einige Male glänzende parierte. Herausragend war der Reflex beim Gewaltschuss von Bastian Schweinsteiger (77.), der anschließende Treffer von Müller erkannte Rafati erneut wegen Abseits nicht an.

In der Schlussphase drückten die Bayern weiter auf den Ausgleich, zündende Ideen waren aber Mangelware. Robben zog immer wieder in die Mitte, darauf war Gegenspieler Filip Daems aber eingestellt, und wenn es dann doch mal gelang, war ter Stegen zur Stelle. Die Borussia verteidigte mit Herz und Leidenschaft, warf sich mit aller Macht gegen alle Angriffe und überstand auch die dreiminütige Nachspielzeit. Für Neuer war es ein Auftakt zum Vergessen, denn gerade in München ist es bei häufiger Beschäftigungslosigkeit wichtig, in den wenigen gefährlichen Szenen zur Stelle zu sein.

Marcus Krämer

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