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Bayern-Poker um Lewandowski Es geht auch ohne ihn

Die Spekulationen um einen Wechsel von Robert Lewandowski zum FC Bayern reißen nicht ab. Doch der BVB scheint auf diesen Fall vorbereitet. Kommt Stefan Kießling? Oder plant der Meister ganz anders?
Von Maximilian Koch

Was hat diese Aussage von Karl-Heinz Rummenigge zu bedeuten? Am Sonntag erklärte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Der FC Bayern plant nicht, Verhandlungen mit Borussia Dortmund über einen Transfer von Lewandowski zu führen." Wollen die Bayern den Polen also gar nicht verpflichten? Oder ist zwischen Dortmund, den Münchnern und dem Spieler längst alles klar?

Vor dem Viertelfinale im DFB-Pokal am Mittwoch kommender Woche will sich keiner der Beteiligten aus der Deckung wagen. Zu viel steht auf dem Spiel. Gerade für die Bayern. Eine weitere öffentliche Demütigung in Form einer Abfuhr des größten nationalen Rivalen wäre für den Rekordmeister nur schwer zu ertragen. Wohl auch deshalb wollen die Münchner das Interesse an dem Stürmer nicht zugeben.

Dass die Bayern Lewandowski am liebsten schon im Sommer verpflichten würden, gilt aber als sicher. Trotz Rummenigges Aussage. Dazu musste man nur am Wochenende genau hinhören. "Jeder Verein, der einen Spieler wie Lewandowski holen kann, der muss versuchen, ihn zu bekommen", sagte Bayern-Chefscout Paul Breitner am Sonntagabend im bayrischen Fernsehen.

Und auch Sportvorstand Matthias Sammer wollte das Interesse am BVB-Stürmer nicht dementieren: "Zu dem Thema gibt es von uns nichts zu sagen", erklärte er nach dem Sieg in Wolfsburg. "Ich kann nicht beurteilen, was sein Berater sagt. Ich habe gesagt, was ich sagen musste und sagen wollte und was gesagt werden darf."

Dortmund hält die Trümpfe in der Hand

Offenbar darf noch nichts gesagt werden. Obwohl einige Medien den Transfer bereits leicht übereilt als perfekt gemeldet haben. In Dortmund gibt man sich weiter gelassen. Der deutsche Meister hält in dem Poker die Trümpfe in der Hand. Lewandowskis Vertrag läuft bis 2014. Wenn es die Borussia so will, darf der Stürmer den Verein erst dann verlassen.

Um diese gute Verhandlungsbasis weiß natürlich auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Szenario eins: Bayern München hat kein Interesse an Robert - dann ist das alles Gequatsche. Szenario zwei: Sie haben Interesse. Dann müssen sie irgendwann ihr Visier lüften, müssen zu uns kommen und eine Anfrage stellen. Und wenn sie das tun, dann kriegen sie eine Antwort. Vielleicht überrascht sie die dann auch", sagte Watzke dem Bezahlsender Sky.

Dass die Dortmunder ein großzügiges Angebot der Bayern im Sommer tasächlich ablehnen könnten - Lewandowski wird nicht unter 30 Millionen Euro zu bekommen sein -, scheint längst nicht mehr ausgeschlossen. Immer wieder hat Watzke betont, den Spieler zur Not auch ablösefrei ziehen zu lassen. Finanziell geht es dem BVB wieder gut.

Kießling und Dzeko Nachfolgekandidaten

Was dagegen spricht: Der Meister verzichtet weiter darauf, einen Verkauf seines Torjägers nach München generell auszuschließen. Auch deshalb, weil es anscheinend (noch) kein lukratives Angebot aus dem Ausland gibt.

Und: Die Borussia sieht sich bereits nach Ersatz für Lewandowski um. Der "Kicker" berichtet, dass auch Leverkusens Stefan Kießling auf der Nachfolgerliste zu finden ist. "Ich habe gehört, dass Interesse besteht", zitiert das Fachmagazin Kießlings Berater Ali Bulut. "Es hat allerdings noch keine Kontaktaufnahme gegeben."

Weitere Kandidaten sollen auch Mame Diouf (Hannover 96) und der frühere Wolfsburger Edin Dzeko (Manchester City) sein.

Macht es der BVB wie Barca?

Oder man verzichtet auf einen neuen Stürmer und spielt wie am Samstag gegen Frankfurt. Nach dem Platzverweis gegen Julian Schieber rückte Mario Götze in die Angriffsmitte und agierte als "hängende" Spitze. Diese Taktik bevorzugt auch der FC Barcelona. Die Eintracht kam mit dem ständigen Wechselspiel zwischen Götze und dem dreifachen Torschützen Marco Reus überhaupt nicht zurecht, war am Ende mit dem 0:3 gut bedient.

Die kommende Bundesliga-Partie in Gladbach wird Dortmund wohl wieder in dieser Ausrichtung angehen. Lewandowski und Schieber sitzen noch ihre Sperren ab. Hat dieses Modell vielleicht sogar Zukunft? "Ich denke, wir haben offensiv ganz viel Qualität, da könnten wir so ähnlich spielen wie Spanien oder der FC Barcelona", sagte Verteidiger Neven Subotic der "Süddeutschen Zeitung".

Nach den Eindrücken vom Samstag kann man ihm da nur zustimmen. Der BVB funktioniert auch ohne Lewandowski. Im Poker um den Top-Stürmer wird diese Erkenntnis nur die Dortmunder beruhigen. Für die Bayern hat sich die Verhandlungsposition am Wochenende nicht verbessert.

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