Mega-Transfer Was der Kane-Deal die Bayern kosten könnte – und welche Folgen er für die Mannschaft hätte

Harry Kane wäre der Königstransfer der Bayern für die nächsten Jahre
Harry Kane wäre der Königstransfer der Bayern für die nächsten Jahre
© Oli Scarff / AFP
Der FC Bayern will den englischen Mittelstürmer Harry Kane verpflichten. Die Kosten für den Deal wären immens und würden den Spielraum für andere Transfers schmälern. Lohnen würde es sich trotzdem.

Der Name Harry Kane klingt für die Bayern (und vermutlich auch für die Fans) wie eine große, süße Verlockung. Das ist einer der Gründe, warum die Münchner offenbar bereit sind, für die Verpflichtung des englischen Nationalstürmers so viel Geld auszugeben wie nie zuvor.

Kane ist ohne Frage einer der besten Torjäger der Welt, der in einer Reihe mit Erling Haaland oder Kylian Mbappé steht. Den Torschützenkönig der WM 2018 zeichnet seine Konstanz aus. Kane trifft immer. In der vergangenen Saison erzielte der gebürtige Londoner in der Premier League 30 Tore für seinen Klub Tottenham Hotspur und sieben Treffer für die Nationalelf. In der Liga war nur Erling Haaland mit 36 Treffern besser.

Harry Kane ist ein wahrer Superstar

Kane ist darüber hinaus eine bodenständige Persönlichkeit, der als kluger Kopf gilt. Er ist Kapitän der Nationalelf und natürlich ihr Rekordtorschütze. Er hat sein ganzes Fußballer-Leben bei Tottenham Hotspur verbracht und ist nur zehn Minuten vom Stadion an der White Hart Lane im Norden der Stadt aufgewachsen. Er ist mit seiner Jugendliebe Katie Goodland verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Das vierte ist unterwegs. Könnten die Bayern sich einen idealen Spieler backen, der das Potenzial besitzt, die großen Fußstapfen des schmerzlich vermissten Robert Lewandowskis auszufüllen, es wäre einer wie Harry Kane dabei herausgekommen.

Es ist also mehr als verständlich, wenn die sogenannte Transfer-Taskforce der Bayern versucht, Kane an die Säbener Straße zu locken. Trainer Thomas Tuchel soll als Mitglied der Task Force schon sein Okay gegeben haben. Der 29-jährige Kane stand schon im vergangenen Jahr ganz oben auf der Liste des damaligen Sportvorstands Hasan Salihamidzic, war aber damals zu teuer. Der Preis hätte bei weit über 100 Millionen Euro gelegen. Laut der Aussage von Uli Hoeneß, Ehrenpräsident und Mitglied der Task-Force, hatte Manchester City 160 Millionen Euro geboten. Tottenham lehnte ab. Hoeneß bezeichnete solche Summen später als "völlig gaga". Viele verstanden es so, dass die Bayern Harry Kane niemals verpflichten würden. Nur das hatte Hoeneß das gar nicht gemeint. Hoeneß hätte eine Kane-Verpflichtung schon vor einem Jahr (wie alle anderen auch) ideal gefunden, aber eben nicht zu dieser aus deutscher Perspektive irrwitzigen Summe.

Jetzt ist die Lage anders. Zum einen hat der anstelle von Kane verpflichtete Sadio Mané (für 80 Millionen) die Erwartungen enttäuscht, zudem ist er kein Mittelstürmer, sondern ein torgefährlicher Außenstürmer. Dass er von den Bayern als Nachfolger von Torjäger Lewandowski gepriesen wurde, hatte wohl eher etwas damit zu tun, das Salihamidzic als Verantwortlicher seinen persönlichen Königsdeal glänzender erscheinen lassen wollte, als er es tatsächlich war. Sportlich machte das Gerede vom Lewandowski-Nachfolger nie Sinn. Jetzt wissen sie in München: Sie müssen die Lücke, die der Weggang von Lewandowski im Bayern-Kader gerissen hat, unbedingt mit einem dafür geeigneten Fußballer schließen. Trotz der Sanés, Gnabrys, Comans oder Choupo-Motings fehlt ein echter Weltklasse-Torjäger. Mit Kane käme ein Stoßstürmer, der zudem über Spielmacher-Qualitäten verfügt.

Kane ist in diesem Jahr günstiger zu haben

Zum anderen ist Kane wieder ein Thema, weil er in diesem Jahr deutlich günstiger zu haben ist. Spieler wie Victor Osimhen vom SSC Neapel oder Kolo Muani von Eintracht Frankfurt, die ebenfalls Kandidaten waren, sind aktuell aufgrund ihres Alters (beide sind deutlich jünger) und ihrer Vertragssituation deutlich teurer. Kanes Vertrag bei Tottenham Hotspur läuft 2024 aus. Für den englischen Verein heißt das, dass sie ihn verkaufen müssen, wenn sie noch Profit aus dem Weltklasse-Fußballer schlagen wollen. Im nächsten Jahr könnte Kane ablösefrei wechseln und Tottenham würde keinen Penny sehen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Tottenham den Vertrag von Kane verlängert. Das gilt aber als ausgeschlossen, weil Kane endlich Titel wie die Champions League gewinnen will. Das ist mit Tottenham eher unwahrscheinlich. Kane hat noch nicht einen einzigen Pokal mit den Spurs gewonnen.

Die Bayern sollen sich mit dem Spieler über einen Wechsel einig sein und ein Angebot über 70 Millionen Euro plus Bonuszahlungen an Tottenham abgegeben haben. Angeblich hat der Londoner Verein das erste Angebot abgelehnt. Im Moment wird also verhandelt und die Bayern werden nachlegen. Die Schmerzgrenze dürfte irgendwo unter 100 Millionen Euro liegen. Aus Bayern-Sicht muss man zudem hoffen, dass kein weiterer Konkurrent auf den Plan tritt. Manchester United wäre so einer. Doch hier kommt die Vereinspolitik von Tottenham ins Spiel, die vorsieht, keinen Spitzenspieler an einen Premier-League-Konkurrenten abzugeben. Und Real Madrid? Dort soll der allmächtige Vereinspräsident Florentino Pérez nicht von Kanes Qualität überzeugt sein. Weitere Klubs, die für Kane und seine Ziele infrage kämen, gibt es nicht.

Für die Bayern wäre eine Kane-Verpflichtung die teuerste der Vereinsgeschichte, die sich mit Ablöse, Gehalt und Handgeld bei einer Vertragslaufzeit von fünf Jahren locker auf mindestens 200 Millionen Euro summieren würde, wie die "Süddeutsche Zeitung" vorrechnete. Mindestens. Doch sportlich wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Bayern den ersehnten Lewandowski-Nachfolger endlich gefunden hätten. Tuchel müsste nur damit leben, dass er auf weitere Verstärkungen im Mittelfeld verzichten müsste, weil das Budget aufgebraucht wäre. Aber das wäre wohl verkraftbar. Und die Bundesliga könnte sich rühmen, einen echten Superstar zu haben. Kane könnte der Liga wieder ein wenig Glanz bringen.

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