Magdalena Neuner bleibt in ihrer Abschiedssaison als Solistin Dauergast auf dem Podest, doch die Staffeln patzten in Hochfilzen. Nach ihrem Sieg im Sprint und Platz drei in der Verfolgung landete Deutschlands erfolgreichste Biathletin am Sonntagnachmittag im 4 x 6-Kilometer-Quartett mit Debütantin Franziska Hildebrand, Andrea Henkel und Tina Bachmann nach 13 Nachladern auf Rang sechs. Auch für die Männer-Staffel reichte es nur zum sechsten Platz. "Mehr war nicht drin. Die ganze Staffel ist nicht so gut gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben", sagte Neuner.
Irgendwie könnte es als Blick in die Zukunft gedeutet werden. Als Schlussläuferin Neuner im Nebel über Hochfilzen loslief, lag das deutsche Quartett nach zwölf Nachladern auf Platz zehn bereits weit zurück. Nachdem auch die Rekord-Weltmeisterin einmal nachladen musste, war die Enttäuschung perfekt. "Man hat gesehen, dass man keine Fehler mehr machen darf, denn die Weltspitze ist ganz eng zusammengerückt. Aber man darf die Staffel nicht überbewerten, denn die Bilanz ist gut. Abgerechnet wird bei der WM in Ruhpolding", sagte Chefbundestrainer Uwe Müssiggang. Die deutschen Biathletinnen, immerhin Weltmeister, hatten 2:21,9 Minuten Rückstand auf die Siegerinnen aus Norwegen.
Neuner schien den sechsten Platz am Ende einer turbulenten Woche schnell abgehakt zu haben. "Es geht mir gut, ich habe Spaß an dem Ganzen. Ich bin absolut top zufrieden", resümierte die 24-Jährige, die nach diesem Winter ihre Sportkarriere beenden wird. Negative Stimmen auf ihren Rücktritt blieben aus. "Überhaupt bin ich wirklich sehr überrascht, wie positiv die Reaktionen auf meinen Rücktritt ausfallen. Egal, wo ich hinkomme, egal, wen ich treffe", meinte Neuner, die im Winterwunderland Hochfilzen einmal mehr ihre Ausnahmestellung unterstrich.
Fehler im Schießstand
Im Verfolger vergab Magdalena Neuner ihren 27. Weltcupsieg am Schießstand durch zwei Fehler. "Die Power hat einfach gefehlt zum Schluss. Aber ich habe ja gesagt, dass ich noch nicht in Topform bin", sagte sie. 3,1 Sekunden fehlten auf die Weißrussin Darja Domratschewa, die vom Sachsen Klaus Siebert trainiert wird. In die nächste Weltcup-Woche, die ebenfalls in Hochfilzen steigt, startet Neuner mit dem Gelben Trikot der Weltcup-Spitzenreiterin.
Andrea Henkel, die am Samstag ihren 34. Geburtstag feierte, wurde über die zehn Kilometer Vierte. "Wenn es so weitergeht, ist es in Ordnung", sagte die Doppel-Olympiasiegerin nach ihrer besten Saisonplatzierung. Obwohl zehn Jahre älter als Neuner, hat die siebenmalige Weltmeisterin noch keine Entscheidung über den weiteren Verlauf ihrer Sportkarriere getroffen. "Wenn es keinen Spaß mehr macht, dann höre ich auf", meinte sie nur.
Zuletzt hatte sie nicht nur wegen ihres starken Verfolgungsrennens ganz viel Spaß. Ein Geburtstagsständchen sangen ihr die deutschen Mädels live im Stadion, am Sonntag noch wurden die singenden Biathletinnen über Videoleinwand eingespielt. Am Abend zuvor gab es eine kleine Feier. "Die Party war ganz nett, aber wir haben nichts gemacht, was der Leistung schaden würde. Manchmal ist eben der Wurm drin", erklärte die Staffel-Weltmeisterin.
Greis zielte ungenau
Bei den Männern verballerte der 35-jährige Olympiasieger Michael Greis unterdessen einen möglichen Podestplatz der Staffel, die am Sonntag beim Sieg von Olympiasieger und Weltmeister Norwegen nur Sechster wurde. Nicht als Schlussläufer eingesetzt, musste der Allgäuer an Position drei hinter Simon Schempp, Andreas Birnbacher und vor Arnd Peiffer laufend sogar in die Strafrunde. Altmeister Greis, dem das Staffelrennen Motivation geben sollte, stellte niedergeschlagen fest: "Das war voll der Schuss nach hinten."
Insgesamt leistete sich das deutsche Quartett zehn Nachlader. Trotzdem sagte Bundestrainer Fritz Fischer: "Wir haben momentan eine Super-Mannschaft, ein Super-Männerteam. Wir arbeiten konsequent weiter und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen."
In den Einzelrennen war Florian Graf, der in der Staffel nicht eingesetzt wurde, mit den Plätzen sieben und acht in Sprint und Verfolgung jeweils bester deutscher Skijäger. "Ich kann nur sagen, dass es sehr, sehr beeindruckend ist, in diesem Weltklassefeld da vorne mitzulaufen. Das macht nicht nur viel Spaß, sondern weckt auch Lust auf mehr", stellte Graf fest. Im Verfolger war Greis beim Sieg des Norwegers Emil Hegle Svendsen als 19. mit einem Rückstand von 1:12,5 Minuten schwächster DSV-Skijäger.