So liefen die Spiele
Der Aufreger des Tages
Es wäre ein wenig vermessen zu behaupten, dass die Rote Karte für Gideon Jung den HSV im Heimspiel gegen Bayern München einen Punktgewinn oder gar den Sieg gekostet hat. Jung hatte seinen Gegenspieler Kingsley Coman rüde von der Seite umgegrätscht, Schiedsrichter Marco Fritz ihn dafür nach Absprache mit seinem Assistenten des Feldes verwiesen. Eine harte Entscheidung, die nicht jeder Hamburger vertretbar fand. "Hummels oder Boateng hätten für die Szene keine Rote Karte gesehen", merkte Dennis Diekmeier im Anschluss an die Partie nicht ohne Bitterkeit an. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sagte im Sport1-"Doppelpass", dass von zehn Schiedsrichtern wohl fünf Rot gegeben hätten: "Es ist die Frage, wer ist Schiedsrichter, wer ist Video-Assistent. Ich habe meine Meinung je nach Kameraposition dreimal geändert." Der gute alte Bayern-Bonus also? Darüber wollte HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen bei Sport1 nicht diskutieren: "Wir haben verloren und haben das hinzunehmen, da brauchen wir nicht über den See rudern."

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Den kann man so machen: Mit einem schönen Schlenzer über Stuttgarts Nationaltorwart Ron-Robert Zieler erzielte Leipzigs Marcel Sabitzer das Tor des Tages in der Red Bull Arena. Dabei hätte der 23-Jährige eigentlich auf der Bank sitzen sollen. Weil Bruma sich aber beim Aufwärmen verletzte, rückte Sabitzer in die Mannschaft und legte mit seinem Treffer den Grundstein für den gelungenen Start in die Bayern-Woche: Am Mittwoch kommt der Meister zum Pokalspiel nach Leipzig, am Samstag folgt das Bundesliga-Duell in München. Beim Champions-League-Teilnehmer freuen sie sich schon darauf: "Das wird ein Fußball-Fest für die Fans und ein Offensiv-Spektakel", verspricht RB-Kapitän Willi Orban. Vielleicht auch mit ähnlich schönen Toren wie dem Sabitzer-Geniestreich gegen Stuttgart. "Wir wollen uns beweisen, wie weit wir sind", sagt Trainer Ralph Hasenhüttl.
Verlierer des Tages
Die 87. Minute im Duell der Krisen-Klubs aus Köln und Bremen geriet zur Blaupause der bisherigen Saison: Aus zwei Metern vollbringt FC-Stürmer Sehrou Guirassy das Kunststück, eine scharfe Hereingabe von Tim Handwerker nicht im Tor unterzubringen. Die Torchance des Jahres: jämmerlich vergeben. Nicht das erste Mal in dieser Saison, dass das Team von Trainer Peter Stöger in dramatischer Art und Weise scheitert. Es scheint fast, als habe sich ein Fluch auf die Kölner gelegt, der sie Woche für Woche mit vergebenen Riesenchancen, strittigen Schiedsrichterentscheidungen oder späten Gegentoren hadern lässt. Nicht auszudenken, was rund ums Geißbockheim los gewesen wäre, wenn Konstantin Rausch den Kopfball von Bremens Thomas Delaney in der Nachspielzeit nicht noch von der Linie gekratzt hätte. So endete das Keller-Duell mit einem torlosen Unentschieden. "Für beide zu wenig", sagt der Fußball-Volksmund nach so einem Spiel gerne. Erst recht für die Kölner, die mit zwei Punkten aus neun Spielen zurzeit am Ende der Tabelle stehen. Eine hoffnungslose Situation, wenn es nicht mal gegen gebeutelte Bremer reicht? "Man braucht auch ein bisschen Spielglück", stellte Matthias Sammer nach dem Spiel in seiner Funktion als Eurosport-Experte fest. Zumindest ein bisschen mehr Glück, als es Guirassy in der unheilvollen 87. Minute hatte.
Gewinner des Tages
Es kommt in der ausgeglichenen Fußball-Bundesliga nur selten vor, dass eine Auswärtsmannschaft den Gegner so gnadenlos überrollt wie Bayer Leverkusen die Mönchengladbacher im eigenen Stadion. Trainer Heiko Herrlich hatte in der Halbzeit auf den frühen 0:1-Rückstand reagiert, Julian Brandt für Lucas Alario gebracht und Kevin Volland ins Sturmzentrum verschoben - er hätte aber wohl selbst nicht geglaubt, dass seine Umstellungen derart spektakuläre Früchte tragen. Konterfußball aus dem Lehrbuch mit drei Toren binnen zehn Minuten und insgesamt fünf verschiedenen Torschützen (Bender, Bailey, Brandt, Volland, Pohjanpahlo). Ein Befreiungsschlag für die Leverkusener, die in dieser Saison bisher zwar meist gefällig aufgetreten waren, sich dafür aber zu selten belohnt hatten. Und ein Debakel für die Borussia, die am Dienstag im Pokal-Derby bei Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf dringend Wiedergutmachung betreiben muss.
Bild des Tages

Nach seinem Treffer zum 1:0 für Borussia Dortmund bei Eintracht Frankfurt drehte Nuri Sahin die ganz große Jubelrunde. Nicht nur, weil sich der türkische Nationalspieler normalerweise eher selten in die Torschützenliste einträgt. Sondern auch um ein besonderes Zeichen zu setzen: Bis zum eigenen Strafraum lief Sahin zurück, um seinen Torwart zu umarmen. Ein weiteres gut gemeintes Zeichen an den zuletzt in die Kritik geratenen Roman Bürki, nachdem der BVB den Vertrag mit dem Schweizer Nationalspieler tags zuvor (demonstrativ?) bis 2021 verlängert hatte. Ironie der Geste: Beide Protagonisten nahmen anschließend noch dramatischen Einfluss auf ein ohnehin spektakuläres Spiel. Bürki verursachte mit einem Foul an Frankfurts Rebic einen Elfmeter - Haller verwandelte und brachte die Eintracht damit zurück ins Spiel. Und Sahin hatte in der 90. Minute aus acht Metern Torentfernung den Siegtreffer auf dem Fuß, schoss aber den auf der Linie stehenden Hasebe an.
