Nach dem Scheitern in der Champions-League- Qualifikation bereitet vor allem die Wucht des Rückschlages Schalke-Trainer Fred Rutten die größten Sorgen.
"Von der Psyche her ist es ganz schwierig, so etwas wegzustecken", sagte der Niederländer nach dem 0:4-Debakel des Fußball-Bundesligazweiten am Mittwoch bei Atlético Madrid. Wie nachhaltig sich eine der höchsten Europapokal-Niederlagen der Clubgeschichte auswirkt, bleibt abzuwarten. Der Traum von der vierten Teilnahme an der lukrativen "Königsklasse" jedenfalls wurde jäh zerstört. Rutten hofft nun, dass seine Spieler das Desaster so schnell wie möglich aus den Köpfen verbannen: "Wir haben nur zwei Tage bis zum nächsten Heimspiel. Vielleicht können wir schon gegen Bochum etwas tun, das uns wieder froh macht."
Genügt die Qualität des Kaders?
Erst genaue Analysen werden zeigen, warum die Schalker durch die Tore des überragenden Sergio Agüero (19.), Diego Forlan (51.), Luis Garcia (82.) sowie Maxi Rodriguez (87./Foulelfmeter) im Land des Europameisters so untergegangen sind. Das Fehlen der verletzten Neuzugänge Jefferson Farfàn und Orlando Engelaar sowie Stammtorhüter Manuel Neuer reicht als Erklärung allein nicht aus.
Denn die Verantwortlichen betonen immer wieder, dass der Kader ausgeglichen besetzt sei und hohen Ansprüchen genüge. Rufe nach weiteren Verstärkungen hält Präsident Josef Schnusenberg daher für überflüssig. "Jetzt sofort danach zu schreien, ist Schwachsinn. Wenn unsere Verletzten wieder da sind, brauchen wir keine weiteren Spieler. Es sei denn, die sportliche Leitung sieht das anders."
Madrid in allen Belangen überlegen
Zwei Dinge wurden im mit 55 000 Fans voll besetzten Hexenkessel "Vicente Calderon" mehr als deutlich. Die Mannschaft ist unter dem neuen Coach noch lange nicht soweit, wie der ein- oder andere nach vier Pflichtspielen ohne Niederlage glauben wollte. Und zur Bundesliga-Elite zu gehören, bedeutet nicht automatisch, auch unter den Besten Europas richtig mitmischen zu können. "Ich habe nicht erwartet, dass nun alles wie 'geschnitten Brot' läuft. Aber ich glaube nach wie vor, dass wir eine Mannschaft mit der Qualität haben, die wir uns leisten können", meinte Schnusenberg, der als Finanzchef nun im UEFA-Cup mit rund 15 Millionen Euro weniger auskommen muss als bei einem Einzug in die Gruppenphase der Champions League.
Fabian Ernst verzog bei der Frage nach dem Reiz des UEFA-Pokals leicht angewidert das Gesicht. "Entweder du scheidest dort in der Vorrunde aus, oder du gewinnst den Cup", sagte der Mittelfeldspieler, der wie das gesamte Team in Madrid weit unter seinen Möglichkeiten blieb. "Das war einfach zu wenig. Wir sind in der ersten Hälfte gar nicht vors Tor gekommen und erst wach geworden als es zu spät war", gestand Ernst. Auch Heiko Westermann, der beim Stand von 0:2 selbst die dickste Chance zum 1:2 - das zum Weiterkommen gereicht hätte - vergeben hatte, muss "dieses Spiel erst mal verdauen". Zu allem Überfluss wird Christian Pander nach seiner Rote Karte (86./ Notbremse) in den ersten UEFA-Cup-Spielen fehlen.
Die Madrilenen waren in allen Belangen überlegen - schneller, ballsicherer, passgenauer, und erfolgreicher vor dem Tor. "Auf dem Niveau entscheiden Kleinigkeiten", betonte Rutten, der den größten Unterschied bei der Chancenverwertung sah. "Das war ein großes Spiel, da muss man auswärts ein Tor schießen."
DPA