Schiedsrichter Daniel Schlager hatte keinen leichten Job: In den letzten Sekunden der Nachspielzeit des Pokal-Halbfinales zwischen dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt musste er über ein Handspiel des Frankfurters Verteidigers Aurelio Buta entscheiden, der den Ball im Strafraum an den Oberarm bekommen hatte. Ein Elfmeterpfiff hätte dem VfB Stuttgart die große Chance eröffnet, aus dem 2:3 ein 3:3 zu machen und sich in die Verlängerung zu retten. Doch Schiedsrichter Schlager entschied sich gegen einen Pfiff und verteidigte die Entscheidung nach dem Spiel vor der ARD-Kamera.
Buta habe den Ball zwar zweifelsohne an den Oberarm bekommen, sagte Schlager. Vorher sei der Ball aber von einem Stuttgarter Spieler abgefälscht worden. "Für mich war das nicht strafbar, weil das für mich ein normaler Bewegungsablauf des Verteidigers war", meinte Schlager. Es sei auf keinen Fall ein absichtliches Handspiel gewesen.
Daniel Schlager: Bin froh, die Bilder gesehen zu haben
Aufgrund der Tragweite der Entscheidung habe er gemeinsam mit dem Videoassistenten Sören Storks entschieden, sich die Szene noch einmal anzuschauen. "Am Ende bin ich froh, dass ich die Bilder gesehen habe und sie mich in meiner Entscheidung bestätigt haben." Der nicht gegebene Elfmeter für Stuttgart im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt (2:3) am Mittwoch erregte die Gemüter und hat die Diskussionen um die Auslegung der Handspiel-Regel und Eingriffe des Videoassistenten befeuert. "Für uns ist es schon schwer zu akzeptieren, wie sie entschieden wurde", sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß zu der Szene in der Nachspielzeit, in der dem Frankfurter Aurélio Buta der Ball im eigenen Strafraum an den Arm geflogen war. Es sei eine "schwierige Entscheidung", räumte Hoeneß ein. Für ihn sei es aber ein strafbares Handspiel gewesen.
"Da haben wir schon Glück gehabt. Das kannst du auch anders pfeifen", gestand Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche. Da Stuttgarts Stürmer Serhou Guirassy den Ball zuvor auch noch berührt hatte, sei es für Buta schwierig gewesen. "Es gab schon für weniger einen Elfmeter. Aber es gab auch schon Situationen mit einem deutlichen Handspiel und keinem Elfmeter", sagte Eintracht-Profi Mario Götze. Es sei "schwierig zu bewerten".
Frankfurts Trainer Oliver Glasner lobt Vorgehen
Frankfurts Trainer Oliver Glasner lobte das Vorgehen der Unparteiischen. "Ich finde unabhängig von der Entscheidung, dass das Szenario genau so ablaufen muss", sagte er. Wenn der Ball an der Hand sei, müsse sich der VAR einschalten. "Der Schiedsrichter sollte sich die Zeit nehmen rauszugehen, es sich anzusehen und zu bewerten", so Glasner. "Das Szenario muss genau so sein, dass der VAR wieder mehr Akzeptanz bekommt." Mit diesem Prozedere könne "jeder Trainer, Spieler oder Fußball-Fan leben".
Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger meinte als Experte in der TV-Übertragung der ARD: "Ich sage, dass es da Schiedsrichter gibt, die geben da Elfmeter. Es gibt Schiedsrichter, die geben ihn nicht." Es sei "grundsätzlich schwierig mit diesem Handspiel. Wenn der Ball leicht abgefälscht ist, dann kann der Verteidiger nicht viel machen. Ist er nicht abgefälscht, ist er mit der Hand dran. Es ist keine natürliche Bewegung grundsätzlich."
Erst am Wochenende hatte es in der Bundesliga massiv Aufregung um den Videoschiedsrichter gegeben. Dem BVB war gegen Bochum ein klarer Elfmeter verwehrt worden. Der Video-Schiri griff nicht ein, was der Referee auf dem Rasen, Sascha Stegemann, hinterher selbst kritisierte und seine eigene Fehlentscheidung eingestand. Die Dortmunder waren außer sich, weil das recht klare Foul an Karim Adeyemi nicht einmal überprüft wurde.