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Nach Champions-League-Aus Probleme beim FC Bayern: Rummenigge stichelt in Interviews gegen Nagelsmann und Salihamidzic

"Das Ausscheiden liegt nicht an der Kader-Qualität", sagt Karl-Heinz Rummenigge
"Das Ausscheiden liegt nicht an der Kader-Qualität", sagt Karl-Heinz Rummenigge
© Sven Hoppe / DPA
Das Aus in der Champions League hat den FC Bayern schwer getroffen. Der Ex-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hat nun in zwei Interviews auf den Tisch gehauen  mit Botschaften an Trainer Nagelsmann und die neuen Bosse.

Der FC Bayern klammert sich jetzt an den Meistertitel. Vermutlich wird der Rekordmeister seinen Titel-Rekord ausbauen und am Ende der Saison den zehnte Meisterschaft in Folge feiern. In den anderen Wettbewerben sind sie hingegen raus. Das Aus in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach war ein Ärgernis, aber verkraftbar. Der Pokal hat im Vergleich zur Meisterschaft oder zum Champions-League-Titel den geringsten Stellenwert, und wenn man ihn wie die Bayern schon zwanzig Mal gewonnen hat, okay, dann kann man mal eine Saison darauf verzichten. 

Das Ausscheiden in der Champions League im Viertelfinale gegen den Außenseiter FC Villarreal war hingegen eine härtere Nummer, weil es den Klub in seinem Selbstverständnis traf. Die Ansprüche sind nun mal so, dass es mindestens das Halbfinale sei muss, darunter macht man es nicht bei den Münchnern. Und das man gegen einen kleinen Verein verlor, der als Außenseiter galt, macht es umso schlimmer.

Bei den Bayern ist etwas im Schwange

Doch egal, wie man es dreht und wendet, ob man das Aus in der Königsklasse klein redet oder es zur Vollkatastrophe erklärt: Es ist etwas im Schwange bei den Bayern. Trainer Julian Nagelsmann, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und der Vorstandvorsitzende Oliver Kahn stehen vor ihrer ersten, echten Bewährungsprobe.

Ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass sich der Ex-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge gleich in zwei Interviews ausführlich zu Wort gemeldet hat, und zwar in den medialen Zentralorganen des deutschen Fußballs, der "Bild"-Zeitung und dem "kicker". Man darf die Wortmeldungen getrost so verstehen, dass sich der immer noch einflussreiche Rummenigge ernsthaft Sorgen macht, der FC Bayern könnte womöglich den Anschluss an die europäische Spitze verlieren. Seine Aussagen richten sich unmissverständlich an die neuen Bosse, und auch an Trainer Nagelsmann – als Mahnung und als Kritik.

Im Stadion habe eine "Schockstarre" geherrscht, als das späte Gegentor gefallen und das Aus besiegelte gewesen sei, beschreibt Rummenigge den entscheidenden Moment der Saison. Gegen den 34-jährigen Nagelsmann, der erst im Sommer gekommen ist, sandte Rummenigge zwei Spitzen aus. Zum einem liege das Ausscheiden "nicht an der Kader-Qualität." Und dass die Superform der Hinrunde abhanden gekommen sei, "hängt auch damit zusammen, dass teilweise eine andere Taktik bevorzugt wird. Seit Louis van Gaal wurde im 4-2-3-1 gespielt, heute gibt es häufig die defensive Dreierkette zu sehen. Ob sich die Mannschaft damit wohl fühlt, kann ich aus der gewissen Ferne, die ich mir angeeignet habe, gar nicht genau sagen."

Schonzeit für Nagelsmann ist abgelaufen

Nun darf sich Nagelsmann seines Jobs bei den Bayern sicher sein, doch Rummenigge sorgt mit seinen Worten natürlich dafür, dass die öffentliche Schonzeit für ihn abgelaufen ist. Als Rummenigge noch selbst in der Verantwortung war, waren solche Aussagen ein Alarmsignal. Man erinnere sich nur daran, wie er Niko Kovac einst das Vertrauen entzog und ihn so schwer beschädigte.

Ein zweiter Kritikpunkt Rummenigges ist die öffentliche Unruhe wegen der vielen Vertragsgespräche, die teilweise schon erledigt sind. Die Verträge von Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Kingsley Coman wurden verlängert. Bei Manuel Neuer, Thomas Müller, Robert Lewandowski und Serge Gnabry, die alle Laufzeiten bis 2023 haben, sind noch keine Entscheidungen gefallen. Auch hier hat Rummenigge eine klare Meinung. "Was natürlich auffällt: Es gibt ständig Vertragsdiskussionen in den Medien. (...)  Wir sind jetzt im letzten Viertel der Saison, da ist das nicht förderlich, so kommt Unruhe in den Verein. Und die spürt man", sagte Rummenigge. Auch da läuft es also nicht optimal.

Dennoch wünsche er der neuen Führung "auf jeden Fall eine glückliche Hand" und erinnerte an die Krisen der Vergangenheit. "Wir hatten auch schwere Niederlagen, 1999 oder 2012, die uns schlaflose Nächte beschert haben. Aber der FC Bayern war immer dafür bekannt, die Probleme zu lösen, Herausforderungen zu meistern und am Ende wie Phoenix aus der Asche zu steigen."

Bevor die Bayern zum Phönix werden, müssen sie unruhige Wochen überstehen und vor allem die Vertragsfrage mit den großen Drei regeln (Lewandowski, Müller, Neuer). Und der Kader braucht frisches Blut. Neben dem feststehenden Abgang von Niklas Süle wird es weitere geben. Neben Süle dürfte auch der einstige Rekordzugang Corentin Tolisso den Verein am Saisonende verlassen. Das könnte auch für Reservisten wie Bouna Sarr, Marc Roca oder Omar Richards gelten – falls es Angebote für sie geben sollte.

Quellen: "kicker", "Bild" (Bezahlinhalt)

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