Nach EM 2022 Ab jetzt mehr Frauenfußball? Was man zu Bundesliga, Clubs, TV und Länderspielen wissen muss

Alexandra Popp im Wolfsburg-Trikot gegen FC Barcelona
Frauenfußball: Alexandra Popp im Trikot des VfL Wolfsburg im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona. Im Hintergrund: Svenja Huth.
© Tobias Schwarz / AFP
Trotz der Final-Niederlage: Die EM in England hat die Begeisterung für Frauenfußball entfacht. Doch EM ist nicht aller Tage. Wo kann ich Frauenfußball verfolgen, wird sich so mancher fragen?! Ein paar Antworten zum Thema.

Es ist nun überall zu hören: Der durch die tolle EM ausgelöste Hype um den Frauenfußball soll und muss unbedingt genutzt werden. Die Begeisterung ist so kurz nach den Erfolgen des Nationalteams um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg groß. Doch so mancher neue Fan, so manche neue Interessierte wird sich fragen: Wo kann ich denn Frauenfußball abseits der großen Turniere überhaupt verfolgen? Gibt es eine Liga? In welchen Clubs sind die Nationalspielerinnen aktiv? Kann man die Spiele im TV sehen? Ein paar Antworten für alle, die künftig mehr Frauenfußball erleben wollen.

Gibt es eine Frauen-Bundesliga?

Ja, die Frauen-Bundesliga gibt es seit 1990. Zunächst zweigleisig, seit 1997 dann im eingleisigen, bundesweiten Spielbetrieb. Derzeit gehören zwölf Clubs der höchsten deutschen Spielklasse an, zwei Clubs steigen zum Saisonende ab. Das dominierende Team stellt derzeit der VfL Wolfsburg. Die Wölfinnen sind amtierender Meister und Pokalsieger. Größte Konkurrentinnen sind die Frauen des FC Bayern, von Eintracht Frankfurt (früher 1.FFC Frankfurt) und Turbine Potsdam.

Gibt es spezielle Frauenfußball-Vereine?

Mit dem Trend zur größeren Professionalisierung finden sich mehr und mehr bekannte Namen aus der Männer-Bundesliga auch in der ersten Frauen-Liga wieder:  aktuell 1.FC Köln, TSG Hoffenheim, SC Freiburg, Werder Bremen oder Bayer Leverkusen. Der 1.FFC Frankfurt, Dauermeister aus den frühen 2000er-Jahren, ist seit dem 1. Juli 2020 die Frauenabteilung der Frankfurter Eintracht – und profitiert dadurch vom professionellen Umfeld des Europa-League-Siegers bei den Männern. Mit Turbine Potsdam befindet sich nur noch ein reiner Frauenfußballclub im Oberhaus. Nach wie vor gibt es aber Unterschiede in der Vereinsstruktur: So befinden sich unter den Erstligisten die SGS Essen und Neuling SV Meppen. Der SC Sand aus Baden-Württemberg, lange eine Institution im Frauenfußball, ist gerade erst aus der Bundesliga abgestiegen.

Wo läuft die Frauen-Bundesliga im Fernsehen?

Alle Spiele der Bundesliga sind live im Pay-TV zu sehen – und zwar exklusiv auf MagentaTV der Telekom, als Teil des Angebots MagentaSport. Dort gibt es auch die Highlights der Spiele zu sehen. Man muss kein Telekom-Kunde sein, um MagentaSport buchen zu können. Für 9,95 Euro monatlich im Jahresabo oder für 16,95 Euro pro Monat kann man das Sportpaket buchen, zu dem neben der vom Unternehmen Flyeralarm gesponserten Frauen-Bundesliga auch alle Spiele der 3. Liga der Männer, der Eishockey- und der Basketball-Bundesliga gehören. Mit einem Zugang kann man das Angebot auf allen Endgeräten anschauen.

Es gibt aber auch Übertragungen in den ARD-Regionalsendern, Zusammenschnitte in der ARD-Sportschau oder dem ZDF-Sportstudio und Live-Partien wie TSG 1899 Hoffenheim gegen den VfL Wolfsburg am zweiten Spieltag (24. September/17.55 Uhr) in der ARD. Der Pay-TV-Sender Sky hat ebenfalls Interesse an der Frauen-Bundesliga durchblicken lassen. Hier gibt es aber noch nichts Konkretes.

Wie viele Zuschauer kommen zu den Spielen?

Die Zuschauerzahlen sind noch äußerst mau; die Bundesligisten brauchen dringend Live-Publikum. Den größten Zuschauerschnitt hatte in der vergangenen Saison Eintracht Frankfurt mit mageren 1580. Selbst der FC Bayern schaffte nur einen Schnitt von 827 Zuschauer:innen. Absteiger Carl-Zeiss Jena spielte im Schnitt vor 274 Menschen. Hier gibt es auch für den DFB einiges zu tun. In der britischen Liga wird dank massiver Förderung inzwischen vor im Schnitt 6000 Menschen gespielt. Der Eintritt bei Bundesligaspielen kostet kein Vermögen. Für die neue Saison haben einige Teams noch keine Ticketpreise angegeben. Die SGS Essen und Turbine Potsdam verlangen für einen Sitzplatz für Vollzahler zehn Euro Eintritt.

Spielen die EM-Heldinnen in der Bundesliga?

Ja, die allermeisten der EM-Heldinnen spielen derzeit in der deutschen Top-Liga – und zwar in den drei Spitzenclubs VfL Wolfsburg, Bayern München und Eintracht Frankfurt. Mittelfeld-As Sara Däbritz lief zuletzt für Paris-St. Germain auf und spielt künftig bei Champions-League-Sieger Olympique Lyon. In Lyon ist auch Dzsenifer Marozsán unter Vertrag, die wegen eines Kreuzbandrisses die EM verpasst hat. Ann-Kathrin Berger hütet das Tor des FC Chelsea.

Wann startet die Bundesliga-Saison?

Die neue Saison beginnt am 16. September, einem Freitag. Dann bestreiten ab 19.15 Uhr die Frankfurter Eintracht und der FC Bayern das Eröffnungsspiel. In der Regel gibt es pro Spieltag ein Freitagabendspiel; die meisten anderen Begegnungen finden samstags um 13 Uhr oder sonntags um 16 Uhr statt. Auch Samstag um 18 Uhr wird angestoßen.

Gibt es eine Champions League? Und wo ist sie zu sehen?

Seit 2001 gibt es eine Women's Champions League, die seit der Saison 2009/2010 auch so heißt. Neunmal haben deutsche Clubs den Titel geholt – zuletzt der VfL Wolfsburg 2013 und 2014. Alle Spiele der League sind live auf der Sport-Plattform DAZN und auf dem Youtube-Kanal von DAZN zu sehen – und zwar bis 2025. Aus der Bundesliga qualifiziert sich der Meisterclub für die Königinnenklasse, die Vize-Meisterinnen müssen über die Qualifikation gehen.

Wo kann ich die Länderspiele verfolgen?

Die Länderspiele der DFB-Frauen laufen in aller Regel im Free-TV bei ARD und ZDF. Die nächsten beiden Begegnungen sind die noch ausstehenden Qualifikationsspiele zur WM 2023 gegen die Türkei (3. September) und Bulgarien (6. September). Danach folgen eine Länderspielreise in die USA (7. bis 16. November) sowie mehrere Vorbereitungsspiele. Schon im kommenden Sommer, vom 10. Juli bis 20. August, steigt das nächste große Turnier, die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland, an der das deutsche Team bei zwei Siegen in den beiden ausstehenden Quali-Spielen teilnehmen würde.

Was verdienen eigentlich Fußballerinnen?

Viele Profispielerinnen können von ihren Fußball-Einkünften allein nicht leben. Nationalspielerin Lina Magull forderte während der EM daher in der "Bild"-Zeitung einen Mindestlohn von 2000 bis 3000 Euro im Monat. Sich auf den Fußball konzentrieren zu können, gehöre ganz wesentlich zur Professionalisierung. Das durchschnittliche Jahresgehalt liegt nach Angaben aus den vergangenen Jahren etwa bei 40.000 bis 45.000 Euro. Gut verdienende Spielerinnen aus der Bundesliga können es angeblich mit Werbeverträgen auf bis zu 150.000 Euro im Jahr bringen; in Frankreich soll Nationalspielerin Marozsán bis zu 350.000 Euro jährlich bekommen. Als die am besten verdienende Fußballerin der Welt gilt derzeit Samatha Kerr. Die Australierin kommt beim FC Chelsea angeblich auf 480.000 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Der Brasilianer Neymar, der derzeit als bestverdienender Fußballer der Welt gilt, bekommt etwa doppelt so viel – allerdings pro Woche.

Mit Material von DPA

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