Fußball-Bundesliga Bayerns Kampfansage lässt Werder kalt

Keine Tore, aber lauter zufriedene Gesichter. Der Umstand, dass der Vorsprung gegenüber dem einzigen ernsthaften Verfolger FC Bayern nur noch sieben Punkte beträgt, brachte bei den Bremern niemanden ernsthaft ins Grübeln.

Titelanwärter Werder Bremen und UEFA-Cup-Aspirant FC Schalke 04 werteten die Nullnummer gleichermaßen als erfolgreichen Schritt bei der Verwirklichung ihrer Saisonziele. Selbst der Umstand, dass der Vorsprung gegenüber dem einzigen ernsthaften Verfolger FC Bayern München nur noch sieben Punkte beträgt, brachte bei den Bremern niemanden ernsthaft ins Grübeln. "Unsere Situation hat sich sogar noch verbessert. Wir haben in einem schweren Auswärtsspiel einen Punkt geholt, und die Bayern haben ein leichtes Heimspiel nur knapp gewonnen", lautete die eigenwillige Hochrechnung von Werder-Sportdirektor Klaus Allofs.

"Gegen einen starken Gegner muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein", kommentierte Trainer Thomas Schaaf das erste Unentschieden nach fünf Siegen in Serie. Für die prompte Kampfansage von Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld ("Sieben Punkte sind realistisch aufzuholen") hatte der Werder-Coach indes nur ein müdes Lächeln übrig: "Das ist Hitzfelds Pflicht, so etwas zu sagen. Wir schauen nicht auf die anderen und kümmern uns um unsere Dinge."

Bremen zurzeit keineswegs meisterlich

Dabei wird dem Coach nicht entgangen sein, dass sein Personal zurzeit keineswegs meisterlich aufspielt und in erster Linie vom Selbstvertrauen zehrt. "In der Vorrunde haben wir sicher besseren Fußball gespielt und eine größere Leichtigkeit gehabt als in den letzten Spielen", gab Nationalspieler Frank Baumann zu. Auch Schaaf bemängelte die "vielen Fehlpässe" in seiner Elf, die zum ersten Mal in dieser Saison ohne Torerfolg blieb: "Wir hätten gerne eins geschossen, und wir hatten auch die Möglichkeit dazu."

Ailton mit Ladehemmung

Das Manko lag nicht zuletzt an der Ladehemmung von Top-Torjäger Ailton, der sich an seiner künftigen Wirkungsstätte nur einmal spektakulär in Szene setzte. Doch Schiedsrichter Franz-Xaver Wack verweigerte dem Brasilianer nach einer Attacke von Nico van Kerckhoven den berechtigten Strafstoß. "Ein klarer Elfmeter", versicherte Ailton, dem die Schalker Fans in der ausverkauften Arena einen herzlichen Empfang bereitet hatten.

Kein Wunder. Einen Stürmer von der Klasse des Brasilianers hätten die Knappen schon jetzt bitter nötig. Seit mehr als vier Stunden hat Schalke zu Hause nicht mehr getroffen, und auch diesmal fehlten dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Ebbe Sand und seinen Kollegen die Durchschlagskraft. "Das ist unser altes Dilemma, dass wir unsere Chancen nicht nutzen. So kann man ein Spiel nicht gewinnen", bekannte Trainer Jupp Heynckes ohne Hoffnung auf Besserung: "Die Abschlussschwäche können wir im Moment nicht beheben." Schon jetzt freut er sich deshalb auf die neue Saison, wenn Ailton und dessen Teamkollege Mladen Krstajic das Schalker Trikot überstreifen: "Dann haben wir eine größere Gewähr, erfolgreich Fußball zu spielen."

Immerhin erinnert die Defensive schon jetzt an einstige Glanzzeiten, als die "Null-muss-stehen-Devise" im UEFA-Cup-Sieg gipfelte. "Wir haben jetzt zum vierten Mal hintereinander kein Gegentor bekommen. Das spricht für das taktische Verständnis meiner Mannschaft", sagte Heynckes. Auch Torhüter Frank Rost bewertete den Teilerfolg als Fortschritt, zumal der Kontrahent ein besonderes Kaliber gewesen sei: "Die Bremer kommen nicht auf der Wurstbrühe daher geschwommen."

FC Bayern gibt sich nicht geschlagen

Der FC Bayern München gibt sich im Titelrennen nicht geschlagen und bleibt trotz mäßiger Leistung erster Verfolger des Tabellenführers Werder Bremen. "Sieben Punkte sind realistisch aufzuholen", meinte Trainer Ottmar Hitzfeld vor dem Champions-League-Hinspiel gegen Real Madrid am Dienstag. Durch den glücklichen und erst in der Schlussphase gesicherten 1:0- Sieg gegen den Hamburger SV konnte der Rekordmeister den Rückstand auf Bremen um zwei Punkte verkürzen. Der Spitzenreiter kam beim FC Schalke über ein 0:0 nicht hinaus. Der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen haben sich vorerst aus dem Verfolgerkreis verabschiedet.

Drei Minuten vor Schluss sicherte Bayerns Argentinier Martin Demichelis seinem Club nach schwacher Leistung den Punkte-Dreier gegen den HSV. "Wir sind zwar der Profiteur des Spieltages. Aber die Leistung ist nicht das, was wir brauchen", sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf die Partie gegen Real. Auch der SV Werder bekleckerte sich beim mit Spannung erwarteten Auftritt gegen Schalke nicht mit Ruhm. "Gegen einen starken Gegner muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein", sagte Trainer Thomas Schaaf nach dem 0:0 in Gelsenkirchen, wo Torjäger Ailton und Mladen Krstajic auf ihren neuen Club trafen.

Stuttgart und Leverkusen verpassen Anschluss

Mit nur einem Sieg aus acht beziehungsweise neun Spielen haben der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen vorerst den Anschluss nach oben verpasst. Dabei scheint VfB-Coach Magath nach dem 0:1 in Kaiserslautern der Verlust des Kontaktes zur Tabellenspitze nicht zu irritieren. "Wenn wir diese Leistung am Mittwoch wiederholen, bin ich sicher, dass wir als Sieger vom Platz gehen", sagte Magath vor der Champions-League-Partie gegen Chelsea London. Ein überragender FCK-Torhüter Tim Wiese und Torschütze Jose Manuel Dominguez sorgten für die verpatzte Generalprobe der Schwaben.

Ein vernichtendes Urteil fällte Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler nach der 1:3-Pleite gegen den VfL Bochum, der acht Tage nach dem Sieg über die Bayern seine gute Form bestätigte. "Das sind zehn Einzelkämpfer und keine Mannschaft", wetterte Augenthaler. Nationalspieler Carsten Ramelow meinte: "Wir bekommen das Flattern, teilweise sieht es so schlecht bei uns aus." Außer einem Treffer von Dimitar Berbatow hatte Bayer nichts zu bieten. Martin Meichelbeck, Dariusz Wosz und Mamadou Diabang trafen für die beste Revier-Elf.

Gladbachs Hoffnungsschimmer

Borussia Mönchengladbachs Hoffnungsschimmer im Abstiegskampf heißt Tomislav Maric. Nach seiner Einwechslung und seinem Elfmetertor schafften die "Fohlen" nach einem 0:2-Rückstand gegen den SC Freiburg noch ein 2:2. "Darum haben wir ihn geholt. Er kommt von Null auf Hundert und drängt in die Mannschaft", meinte Trainer Holger Fach, dessen Team noch auf den ersten Rückrundensieg wartet und den Abstiegsrängen bedrohlich nahe rückt.

Davon hat sich Hansa Rostock dank zweier Treffer von Martin Max vorerst verabschiedet. Die Saisotore 13 und 14 bescherten den Mecklenburgern einen 3:1-Erfolg gegen Hannover 96. "Wenn mir vor der Saison einer gesagt hätte, dass ich so viele Tore schieße, dann hätte ich den für verrückt erklärt", sagte der zweimalige Bundesliga- Torschützenkönig.

Wolfsburg beendet Krise

Mit dem ersten Rückrundensieg beendete der VfL Wolfsburg die hausinterne Krise und schickte beim 3:1-Erfolg über München 1860 die "Löwen" Richtung Abstiegszone. Nach der schwachen Leistung seines Teams kündigte 1860-Trainer Falko Götz Konsequenzen an. "Was in der ersten Halbzeit abgelaufen ist, war unter aller Kanone. Darüber müssen wir reden", sagte der Coach.

DPA
Ulli Brünger, Oliver Hartmann und Morten Ritter

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