Fussball Marcel Reif: Dem deutschen Fußball fehlt es an Klasse

Marcel Reif: Dem deutschen Fußball fehlt es an Klasse

Hamburg - Einen "klaren Trend zur Gereiztheit" und "mangelnde Kritikfähigkeit" hat Marcel Reif dem deutschen Fußball vorgeworfen. In einem Interview mit dem stern nennt der Fußball-Kommentator als Beispiele "Völlers Brandrede" gegen die Kritiker Manfred Delling und Günter Netzer nach dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Island, oder Michael Ballacks Interview-Boykott nach dem 3:0-Sieg im Länderspiel gegen Belgien, als der Mittelfeld-Star sich nicht ausreichend vom ARD-Reporter Reinhold Beckmann gelobt fühlte. Reif: "Dem deutschen Fußball fehlt es derzeit an Klasse, und zudem verkauft er sich schlecht."

Dass sich Teamchef Völler nach der Rumänien-Pleite schützend vor seine Mannschaft gestellt habe, empfindet Reif als Fehler. Vielen jungen Spielern falle es schwer, zwischen öffentlicher und interner Kritik zu unterscheiden. "Die denken: Wenn der Trainer nur im kleinen Kreis ausflippt, kann die Lage so schlimm nicht sein." Der "Alte" werde sich wieder beruhigen. "Manchem Profi würde es gut tun, auch mal vor laufender Kamera angegriffen zu werden. Das schärft den Realitätssinn."

Reif kritisiert im stern- Interview auch, dass sich Oliver Kahn nach dem Rumänien-Spiel aus Protest gegen die Leistung seiner Vorderleute im Mannschaftsbus verkrochen hat: "Ein souveräner Kapitän distanziert sich nicht von seinem eigenen Team." Nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch bei Bayern München habe Kahn "ein schwaches Bild als Chef" abgegeben. Als er gegen Stuttgart demonstrativ die Handschuhe ins Gras warf, habe er "offenbar erfolgreich verdrängt, dass er selbst es war, der eine Woche zuvor bei seinem Patzer die Niederlage gegen Bremen eingeleitet hatte."

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