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Forderung des Bundestrainers Keine DFB-Spiele für Kinder: Warum es so schwierig ist, die Anstoßzeiten nach vorne zu ziehen

Hansi Flick (l.) und Rudi Völler wollen frühere Anstoßzeit für die Spiele, um kinderfreundlicher zu werden
Hansi Flick (l.) und Rudi Völler wollen frühere Anstoßzeit für die Spiele, um kinderfreundlicher zu werden
© Alexander Hassenstein / Getty Images
Bundestrainer Hansi Flick hat zuletzt gefordert, die Anstoßzeiten der Länderspiele kinderfreundlicher zu machen. Doch das dürfte Wunschdenken bleiben, weil die Uefa und ihre Vermarktungsagentur darüber entscheiden.

Hansi Flick hat ein Problem mit der Nationalmannschaft. Nach dem frühen Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar muss der Bundestrainer die DFB-Elf auf die Heim-Europameisterschaft 2024 vorbereiten. Flick muss zudem dafür sorgen, die Mannschaft für die eigenen Fans wieder attraktiver zu machen. Die Reputation der besten deutschen Fußballer hat in den vergangenen Jahren sehr gelitten. Drei vermasselte Turniere (WM 2018, EM 2021, WM 2022), Mauscheleien und Steuer-Prozesse beim DFB haben das Image der deutschen Nationalelf gründlich ramponiert. Die Folge: Die Unterstützung der Fans hat in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen.

Das soll der neue DFB-Sportdirektor Rudi Völler zusammen mit Flick ändern. Eine Maßnahme, die Völler, Flick und DFB-Präsident Bernd Neuendorf im Blick haben, sind neue Anstoßzeiten für Länderspiele. Die sollen jetzt nicht mehr spät um 20.45 Uhr angepfiffen werden, sonder früher, weil das kinderfreundlicher sei und man so die Jüngsten für die Nationalmannschaft begeistern möchte. Ein Fan-Bindung kann gar nicht früh genug stattfinden.

Bessere TV-Quoten in der Primetime

Viele Kinder liegen um 20.45 Uhr im Bett, vor allem während der Schulzeit, monierte Flick zuletzt: "Ich habe schon Enkelkinder und werde oft von deren Mitschülern und Mitschülerinnen gefragt: Warum spielt ihr immer so spät?"

Vermutlich lässt die Frage einfach beantworten. Die Entscheider wissen, dass die TV-Quoten am Abend höher sind. Würden die Partien zu kinderfreundlicheren Zeiten um 17 oder 18 Uhr angepfiffen, gäbe es vielleicht ein jüngeres Publikum, aber eben nicht so zahlreich.

Aber wer entscheidet die Anstoßzeit? Die Lage ist unübersichtlich. ZDF und ARD, die die beiden nächsten Länderspiele übertragen, antworten ausweichend: "Ansetzungen und Anstoßzeiten der Nationalmannschaftsspiele liegen in der Hoheit des DFB bzw. der Uefa, die die Rechte an den Spielen sämtlicher europäischen Verbände zentral vermarktet", heißt es ausweichend. Bei der ARD äußerte sich Sportkoordinator Axel Balkausky: Die Anstoßzeiten seien in der Hoheit von DFB sowie des Rechteinhabers Uefa und der Vermarktungsagentur CAA Elven, "die die Länderspiele zentral vermarkten. Dort müssten die Entscheidungen getroffen werden."

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) erstellt in der Tat einen Plan für die zahlreichen Partien auf dem Kontinent, wenn es um die Nations League oder die Qualifikation für die EM oder die WM geht. Nur gibt es wegen der Heim-EM im kommenden Jahr eine Ausnahmesituation: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat derzeit ausschließlich Testspiele, der DFB kann sich Gegner suchen und mit denen dann Spielorte und Daten innerhalb des Rahmenkalenders festlegen.

Anstoßzeiten sind offenbar in Verträgen geregelt

Aber nicht die Anstoßzeiten, weil die TV-Rechte für die deutschen Partien anders als früher, auch für die Tests bei der Uefa liegen. Die Vermarktung übernimmt die Agentur CAA Eleven. Bisher gibt es für den deutschen Markt einen bestätigten Kontrakt mit RTL. Der Sender verkündete im Mai vergangenen Jahres einen bis 2028 geltenden Vertrag. Zu den erworbenen Rechten gehört die Hälfte eines Paketes mit Partien der Nations League, der Qualifikationsspiele sowie der Tests. 

Anders sieht es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern aus, die nach dpa-Informationen die andere Hälfte des Gesamtpaketes mit mindestens 60 DFB-Länderspielen erworben haben. Noch immer fehlt jedoch eine offizielle Bestätigung von ARD und ZDF zu der Vereinbarung über die Übertragungsrechte mit der Uefa und CAA Eleven.

Wie geht es nun weiter? "Außer den jüngsten Äußerungen von Hansi Flick und Rudi Völler sind uns keine konkreten Überlegungen des DFB bekannt, die Spiele der Nationalmannschaft künftig früher anzusetzen", heißt es beim ZDF. "Sollte es dazu Überlegungen und Vorschläge des DFB geben, setzen wir uns damit konstruktiv auseinander." Auch die ARD ist laut Balkausky "in diesem Zusammenhang natürlich wie stets bereit, sich konstruktiv mit etwaigen Überlegungen und Vorschlägen des DFB auseinanderzusetzen".

Die Sender haben nach dpa-Informationen Verträge, die einen Anpfiff in der Prime Time vorsehen. Bei einer Änderung und einem Anstoß vor dieser besten Sendezeit müsste über die zu zahlende Lizenzsumme neu verhandelt werden.

tis mit DPA

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