Herr Hleb, was haben Sie gedacht als die Auslosung Barca das Los Bayern München beschert hat?
Eine Mannschaft, die man nie unterschätzen darf. Selbst nach dem 1:5 in Wolfsburg sage ich, die haben Qualität in der Mannschaft und vor allem Erfahrung, trotz der unübersehbaren Probleme.
Zur Person Alexander Hleb
Der "Fußballer des Jahres" Weißrusslands wechselte im Sommer 2008 für 15 Millionen Euro nach drei Jahren in der Premier League vom FC Arsenal zum FC Barcelona. Von 2000 bis 2005 spielte Hleb (27) beim VfB Stuttgart.
In Deutschland rechnet man mit einer ordentlichen Packung für die Bayern?
Wer sagt das?
Die meisten Fußballfans rechnen damit.
Man darf sich nicht blenden lassen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, mit vielen Weltklasse-Spielern, aber in der Champions League ist vieles möglich. Es läuft sportlich und wir stehen in der Liga an der Spitze und stehen im Viertelfinale der Champions League. Aber genau in dem Moment gilt es, voll konzentriert zu bleiben. Und Bayern hat einen Vorteil: Sie haben das Rückspiel Zuhause.
Und wer gefällt Ihnen bei den Bayern am besten
Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Franck Ribery, es sind viele gute dort.
Bald auch Sie? Man hört, die Bayern wollen Sie immer noch, trotz des Dementis von Klubchef Rummenigge.
Ich konzentriere mich ganz auf Barca. Ich will hier kämpfen und den Leuten beweisen, dass sie mich aus gutem Grund von Arsenal geholt haben. Bayern aber ist einer der besten Clubs in Europa, und für jeden Fußballer immer ein Thema.
Vor allem, weil Sie in Barcelona nicht oft spielen?
Das ist leider wahr und ich kann Ihnen sagen, es ist schwer draußen zu sitzen. Ich will spielen und zeige das dem Trainer in jedem Training.
Dass Sie kaum spielen, wäre doch ein Grund, zu wechseln?
Aber man muss auch nicht gleich aufgeben. Meine Anfangszeit in Stuttgart und später bei Arsenal war auch schwierig und ich musste mich ins Team kämpfen. Aber ich denke auch an mein Alter. Ich bin bald 28 Jahre alt und habe nicht mehr so viel Zeit wie ein 22-jähriger.
Vor einem Jahr wollten die Bayern Sie schon einmal. Haben Sie es bereut, sich für Barca entschieden zu haben?
Barcelona war immer mein Traum, schon als Kind war das so. Deshalb habe ich meine Entscheidung nicht bereut.
Und wie lange haben Sie noch Geduld?
Für den Trainer ist es im Augenblick schwierig, etwas zu ändern. Die Mannschaft gewinnt und er hat Vertrauen zu den Spielern, die in der Startelf stehen. Aber das ändert nichts an meiner Einstellung, weiterhin alles zu geben und mich anzubieten.
Kaum zu spielen verbessert Ihre sportliche Form aber kaum, beim 5:1-Sieg mit Weißrussland gegen Kasachstan haben Sie überragend gespielt?
Wenn man weniger spielt, hat man automatisch weniger Sicherheit, weniger Rhythmus und Tempo. Man kommt schwer wieder rein. In den Länderspielen spiele ich regelmäßig und zeige, was ich kann. Aber nach Barcelona geht man nicht und sagt, macht mal alle Platz, jetzt komm ich. Barca ist eine Institution, man muss sich an vieles Neues gewöhnen. Zudem war ich im Herbst zwei Monate verletzt. Ich musste erst einmal wieder um den Anschluss kämpfen.
Wer sind Ihre direkten Konkurrenten?
Lionel Messi, Thierry Henry, Andres Iniesta oder Xavi.
Es gibt leichtere Aufgaben?
Das stimmt.
Barca hat unter Trainer Josep Guardiola in die Erfolgsspur zurück gefunden?
Die Mannschaft hat zusammen gefunden, noch letztes Jahr war das nicht wirklich eine Einheit. Unter Guardiola herrscht Disziplin, auf dem Platz und bei allem anderen. Er hat die Truppe wieder auf Trab gebracht. Es gibt ein Ziel und dem folgen alle.
Das heißt, die Champions League zu gewinnen?
Ich hoffe, dass wir das schaffen. Und der spanische Titel ist auch wichtig. Barcelona hat Klasse und Kraft für beides.
Guardiola hat schneller seinen Stil gefunden als Jürgen Klinsmann in München?
Er hatte den Vorteil, den Verein von Grund auf gut zu kennen. Bei einem neuen Trainer müssen sich viele Dinge erst einmal finden. Deshalb dauert es manchmal etwas länger.
Alle schwärmen von Barca, für manchen die derzeit beste Vereinsmannschaft der Welt - was macht das Team so stark?
Ein Kader auf Weltklasseniveau, der modernen, schnellen Fußball spielen kann - und sehr stark in der Offensive ist. Unser Spiel ist in vielen Fällen so offensiv, dass sich Chancen von allein ergeben. Und wie gesagt, ein neues Gemeinschaftsgefühl
Das Sie meist von draußen betrachten?
Ich glaube an mich und ich weiß, dass ich gut spielen kann. Ich hoffe, ich kann das bald im Trikot von Barca beweisen. Das verlange ich von mir."
Das Interview führte Oliver Trust